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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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»Ich meine doch mit ihrer Freundin Freundin.«
    Und was unterschied nun eine doppelte Freundin von einer einfachen Freundin? Tina baute gerne solche Spannungsmomente in ihren Erzählungen ein, nur um dann wie selbstverständlich nebenbei fallenzulassen: »Mona ist lesbisch und hat seit drei Jahren eine feste Freundin.«
    Eine feste Freundin Freundin sogar. Vor Erleichterung hielt es mich kaum noch auf dem Stuhl. Die Strapazen der Nacht waren vergessen. Ich würde gleich zu Tim fahren, mich zu ihm ins Bett kuscheln und dann noch gemütlich in seinen Armen ein paar Stunden schlafen, bevor er mich zärtlich mit einem Kuss weckte, weil er seine Freude darüber nicht mehr zurückhalten konnte, mich in seinem Bett anzutreffen.
    Aber ich wollte Tina nicht mitten in der Geschichte mit ihrer Enttäuschung über den einzigen Schwachpunkt unseres Plans alleine lassen. Also sagte ich mitfühlend: »Echt? Sie ist lesbisch? Und was hast du dann gemacht?«
    Tina stand auf und schüttete sich Kaffee nach. »Na ja, bis ich das herausgefunden hatte, hatte ich Tim schon mit drei Bieren abgefüllt, und, ähm, du weißt ja selbst, wie wenig er verträgt, also …«
    Tina stockte. Tina kam selten ins Stocken, und bevor ich nach dem Grund dafür fragen konnte, kam er auch schon splitternackt und ziemlich verkatert aus Tinas Schlafzimmer. Er torkelte ins Bad, pinkelte minutenlang und verschwand wieder in Tinas Bett. Tim hatte uns nicht bemerkt.
    Ich starrte völlig verdattert von der Schlafzimmertür, hinter der er verschwunden war, auf Tina und wieder auf die Tür. Mein Verstand setzte aus, und alles, was ich hervorpressen konnte, war ein der Situation überhaupt nicht angemessenes: »Wie jetzt?«
    Tina zuckte nur müde mit den Schultern: »Na ja, er war eben total betrunken. Was hätte ich denn machen sollen? Ich konnte ihn ja wohl unmöglich allein dalassen.«
    »Ja und?«
    Tina sah mich irritiert an. »Dann habe ich ihn eben mit zu mir genommen. Hör mal, Schätzchen, ich habe dir von Anfang an gesagt, dass deine Idee verrückt ist. Ich wollte dir damit nur helfen.«
    »Helfen?« Tim nackt zu sich ins Bett zu holen nannte sie »helfen«? Ich brachte keinen klaren Gedanken mehr zustande. Ich musste hier raus. Mit einem knappen »Danke« verschwand ich, rannte die Treppe hinunter, sprang ins Auto und raste los.
    Natürlich war das Ganze eine verrückte Idee gewesen, aber soviel ich wusste, war in der ursprünglichen Planung niemals von Sex zwischen Tim und meiner besten Freundin die Rede gewesen. Meinetwegen hätte Tim mit Mona ins Bett gehen können oder mit Monas Freundin Freundin oder am besten gleich mit beiden zusammen, aber verdammt nochmal nicht mit Tina. Meinetwegen hatten wir uns früher ab und zu unsere Freunde ausgespannt, vielleicht hatte ich ihr auch öfter einen Typen ausgespannt als sie mir, aber das mit Tim war anders. Das mit Tim war ernst, und das wusste sie genau.
    Ich trat das Gaspedal durch und raste mit neunzig über die Innere Kanalstraße. Ich wusste nicht, ob ich wütend oder entsetzt sein sollte. Meine Tendenz ging eher zu wütend, aber selbst dann wusste ich nicht, ob ich wütend auf Tina, Tim oder mich selbst sein sollte. Tina hatte nicht das Recht, mit Tim ins Bett zu gehen, Tim hatte nicht das Recht, sich so volllaufen zu lassen, dass er sich von meiner besten Freundin verführen ließ, und ich hatte nicht das Recht, Tim irgendwelche Affären unterzujubeln. Mir wurde schlecht. Ich fuhr rechts ran, rannte ein paar Meter in einen Park und übergab mich hinter dem erstbesten Gebüsch. An das Baby hatte ich in diesem ganzen Durcheinander noch gar nicht gedacht. Als die Übelkeit vorbei war, lief ich ein paar Schritte durch den Park und zwang mich dazu, ruhiger zu werden.
    Tim und Tina. Ausgerechnet Tina. Weil sie mir helfen wollte. Helfen, Tims Bettgeschichten etwas aufzumischen. Das war die beste Ausrede, die ich jemals gehört hatte. Wider Willen musste ich nun doch lachen.
    Tina und ich kannten uns schon ewig. Ich wusste gar nicht mehr, wann wir uns kennengelernt hatten. Noch vor dem Kindergarten wahrscheinlich. Jedenfalls konnte ich mich nicht an ein Leben vor Tina erinnern, und natürlich würde ihre Nacht mit Tim jetzt nicht das Leben danach einläuten. Aber es war trotzdem ein komisches Gefühl. Andererseits war es vielleicht sogar besser, dass er in ihrem Bett gelandet war. Und nicht in einem wildfremden. So hatte ich es zumindest unter Kontrolle. Wahrscheinlich war Tim sowieso zu betrunken gewesen, als

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