Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Daniel Schulte im siebenten Himmel . Darunter prangte ein unscharfes Foto von Daniel und mir. Irgendwer hatte uns während des Konzerts heimlich fotografiert, und zwar ausgerechnet bei einem unserer platonischen Küsse. Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
»Aber … aber … das bin nicht … ich meine, das Foto ist so dunkel … das könnte doch jede Frau sein, oder?« Ich hielt das Foto etwas weiter weg. Es war so schlecht, dass jede andere Zeitung es sofort aussortiert hätte.
Ecki starrte mit mir aufs Foto. »Stimmt, ich hätte Sie auch nicht sofort erkannt, wenn Ihr Name nicht drunterstehen würde.«
»Waaas?!« Ich überflog den Artikel. Es war im Grunde das Übliche. Das Foto zeigte uns beim »Liebesreigen«, was für ein altmodisches Wort, in der Disco, was natürlich falsch war. Kein Wort von einem Konzert oder einer wichtigen kulturellen Veranstaltung. Irgendwelche herbeigezauberten besten Freunde bestätigten, dass Daniel seit längerem mit der »vierunddreißigjährigen Sportjournalistin Karina S. liiert war«.
Verdammt, wenn sie sonst schon alles falsch hatten, hätten sie wenigstens auch meinen Namen falsch schreiben können. Wütend pfefferte ich die Zeitung auf Eckis Tresen und wanderte stumm im Kiosk auf und ab. Vier Wochen hatte ich anstandslos auf Tim gewartet, vier elendig lange Wochen, und dann ließ ich mich einen einzigen Abend gehen, und alles war vorbei.
»Keine Angst. Morgen kennt Sie schon wieder keiner mehr«, versuchte Ecki mich zu beruhigen.
»Morgen ist mir aber heute schon zu spät«, erwiderte ich etwas wirr. Dann rannte ich aus dem Kiosk, die Straße hinunter, über die Querstraße bis in den nächsten Park und schrie so laut, dass sämtliche Rentner mit ihren Kötern zusammenzuckten. Ich rannte weiter, bis ich völlig außer Atem war. Dann ging ich nach Hause.
Um drei Ecken
Es dauerte nicht lange, bis Tina vor meiner Tür stand und mit der verfluchten Zeitung vor meinem Gesicht herumwedelte.
»Ich dachte, es gibt keine Geschichte mit Daniel, und jetzt steht sie sogar auf der Titelseite. Verdammt, Karina, was soll das?«
Ich zuckte mit den Schultern: »Du glaubst doch sonst auch nie, was die schreiben, oder?«
»Aber das Foto ist ja wohl echt, Schätzchen, oder ist dieser Kuss auch nur eine Fotomontage?« Tina drängte sich an mir vorbei in die Küche und schmiss die Zeitung wütend auf den Tisch. »Was sagt Tim dazu?«
»Gar nichts. Er hat mich versetzt. Aber damit hat er wohl auch alles gesagt.« Ich blieb im Türrahmen stehen, während Tina in der Küche auf und ab ging.
»Am besten rufst du ihn sofort an und klärst das Missverständnis auf. Das Foto ist doch hoffentlich ein Missverständnis, oder?«
Es war ja fast rührend, wie sehr Tina um unsere Beziehung besorgt war, nachdem sie wochenlang dazu beigetragen hatte, sie zu zerstören.
»Er will nicht mit mir reden«, winkte ich ab. »Aber warum rufst du ihn nicht an? Mit dir redet er bestimmt gerne, oder?« Ich sah sie herausfordernd an.
»Wieso denn ich? Nee, Schätzchen. Das kannst du mal schön allein regeln.«
Tina zündete sich fahrig eine Zigarette an, die sie sofort wieder ausdrückte, als sich unsere Blicke trafen. Ich hatte sie selten so durcheinander gesehen, und das bestätigte nur meinen Verdacht, dass Tina selbst mittendrin steckte in dieser ganzen verfahrenen Drei- oder Vierecksgeschichte. Eine Weile beobachtete ich sie schweigend von der Tür aus. Aber ich konnte einfach nicht die Coole spielen, die ihrer besten Freundin kaltblütig das Messer auf die Brust setzte. Ich setzte mich zu ihr an den Tisch und sagte leise: »Ich weiß, dass ihr euch heimlich trefft, also brauchst du mir nichts mehr vorzumachen.«
Tina sah mich verwirrt an und suchte offenbar nach einer Ausrede. Aber dann sagte sie überraschend ruhig: »Also gut. Er wollte mich unbedingt sehen, nachdem ihr euch getrennt habt.«
»Wir haben uns nicht getrennt«, fuhr ich trotzig dazwischen. »Wir haben uns nur eine Auszeit genommen, eine kurze Auszeit, falls es dir entgangen ist.«
Tina sah mich irritiert an. »Ich weiß. Er war trotzdem total fertig, da konnte ich ihn ja wohl schlecht abweisen. Ich wollte es dir nicht sagen, damit du nicht noch unglücklicher wirst.«
Ich nickte. Sehr rücksichtsvoll von ihr.
»Wie oft?«, stammelte ich.
»Hä?«
»Wie oft habt ihr euch getroffen?«
»Keine Ahnung. So fünf-, sechsmal vielleicht. Ich weiß, ich hätte es dir sagen sollen. Aber ich wollte ihm ja nur eure … Auszeit etwas
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