Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
ziemlich berechnende Gedanken, die ich früher bei manchen Freundinnen verabscheut hatte, aber ich dachte sie nun mal. Von Daniels Seite aus war alles klar: Er liebte mich und wartete nur darauf, dass ich den Startschuss gab. Die Rechnung war wirklich einfach, und ich beruhigte mein Gewissen damit, dass es im Grunde gar nicht um mich ging, sondern um das Baby.
Ein paar Tage vor Weihnachten hatte ich mein Gewissen so weit überzeugt, dass ein vorläufiger Startschuss auf jeden Fall akzeptabel war, um zu testen, ob unsere Beziehung einer möglichen festen Partnerschaft mit Baby standhielt. Der Zeitpunkt war auch deswegen so gut, weil Daniel mich über Weihnachten zu seinem Vater eingeladen hatte. Ich hatte mir Urlaub genommen und beschlossen, noch vor den Feiertagen nach Hamburg zu fahren, um die zweite Phase unserer halbplatonischen Beziehung einzuläuten. Mit Chips und einem kleinen Sekt würde ich mich mit Daniel aufs Sofa lümmeln und beim Kuscheln einfach einen Schritt weitergehen. Und dieses Mal würde er mich mit Sicherheit nicht mehr zurückweisen.
Ich hatte schon lange nicht mehr bei Ecki vorbeigeschaut, und dementsprechend mürrisch knurrte er mich auch an, als ich mir in seinem Kiosk eine Flasche Sekt besorgte: »Ach, Sie gibt es auch noch?«
»Ja, ich, war nur … beruflich viel unterwegs«, log ich. »Haben Sie mich etwa vermisst?«
»Nein, war schön ruhig hier. Aber Sie sollten sich langsam mehr Ruhe gönnen.«
Er knickte eine Ecke seiner Zeitung ein wenig ein, um einen Blick auf meinen Bauch werfen zu können. Auch wenn er es nicht zugab, hatte ich schon gemerkt, dass er irgendwie stolz darauf war. Als wäre er der Opa.
»Was wird’s denn?«, fragte er betont desinteressiert.
»Ein Baby, hoffe ich doch.«
Ecki überhörte meinen Scherz und fragte weiter: »Junge oder Mädchen?«
»Weiß ich nicht und ist mir auch egal.«
»Und Tim, ist dem das auch egal?«, knurrte Ecki, und sofort fing mein Herz an zu rasen. Tim kannte Ecki schließlich noch von früher, und da Ecki nicht mehr so gut laufen konnte, nahm er regelmäßig seinen Hund mit, wenn er Fußball spielen ging. Und weil Tim ein höflicher Mensch war, war es gut möglich, dass er den Köter auch weiterhin jeden Samstag abholte.
»Haben Sie ihn das etwa gefragt?«, stammelte ich nervös.
Ecki legte nun seine Zeitung ganz weg. »Ist das nicht eher Ihre Aufgabe?«
»Ja, natürlich, aber haben Sie ihn denn trotzdem nach dem Baby gefragt?«
»Nein, er lässt sich ja genauso wenig bei mir blicken wie Sie. Harald ist schon ganz dick geworden.« Als er seinen Namen hörte, hob der Hund kurz den Kopf, grunzte zustimmend und fiel sofort wieder in seinen Dämmerschlaf.
»Gott sei Dank!«, sagte ich abwesend und fügte schnell hinzu: »Das soll nämlich eine Überraschung werden«, als Ecki mich verständnislos ansah.
»Das Baby?«
»Äh, nein, natürlich nicht, das, äh, wäre wahrscheinlich keine so gute Überraschung, oder?«
Ich kniete mich schnell neben Haralds Körbchen und kraulte seinen Nacken, während ich insgeheim hoffte, Ecki würde antworten, dass jeder Mann tief in seinem Innersten davon träumte, plötzlich nach neun Monaten vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Er ging aber gar nicht auf meine halbernst gemeinte Frage ein, sondern fing an, Tim in den höchsten Tönen zu loben: »Mit Tim haben Sie sich schon den Richtigen geangelt. Einen besseren Vater kann man sich wohl kaum für seine Kinder wünschen.«
»Wohl kaum«, murmelte ich und kraulte noch heftiger Haralds Bauch, was den armen Hund total verwirrte, da ich ihn sonst noch nicht einmal mit einem Fußtritt bedachte.
»Oder etwa nicht?«, fragte Ecki, der nie etwas auf seinen Musterschüler Tim kommen ließ.
»Doch, doch, natürlich. Tim ist wunderbar. Er kümmert sich um alles, hilft überall und … und … und hat mich verlassen.«
Ich weiß nicht genau, was mich dazu trieb, Ecki so plötzlich die Wahrheit zu sagen. Vielleicht wollte ich ihm zeigen, dass sein geliebter Tim eben doch nicht der tollste und beste Vater war, wenn man mal davon absah, dass er noch keine Gelegenheit dazu bekommen hatte. Außerdem würde Ecki es sowieso bald erfahren. Ich hatte einfach keine Lust mehr, noch länger Lügengeschichten zu verbreiten. Zumal sich nichts mehr an dieser Tatsache ändern würde.
»Er hat Sie mit dem Baby alleingelassen? Warum?«, fragte Ecki empört.
Ich setzte mich auf den Tresen und wunderte mich, wie gefasst ich inzwischen über alles reden
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