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Geheimorder Riesenauge

Geheimorder Riesenauge

Titel: Geheimorder Riesenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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kür­zer sein wird als die vor­her­ge­hen­den«, er­läu­ter­te ich, »wer­den wir uns in un­mit­tel­ba­rer Nä­he des Fahrt­ziels be­fin­den. Ich ge­be Ih­nen jetzt die Rich­tungs-Ko­si­nus­se un­se­res Fahrt­vek­tors be­kannt. Er­fas­sen Sie mit: X = null-Kom­ma-drei-zwo-sie­ben-fünf-zwo-neun-vier …«
    Ich las wei­ter, und eben­so rasch, wie ich las, tipp­te er die An­ga­ben in sei­ne Kon­so­le. Es war merk­wür­dig: plötz­lich dach­te er nicht mehr dar­an, zu­rück­zu­fra­gen und sich zu ver­ge­wis­sern, daß er rich­tig ge­hört hat­te. Er tipp­te und tipp­te, und mit je­dem Tas­ten­druck wur­de sein Ge­sicht rat­lo­ser, wur­de die Ver­zweif­lung, die aus dem großen Au­ge leuch­te­te, in­ten­si­ver.
    Schließ­lich wand­te er sich wie­der der Ka­me­ra zu. Ich hät­te einen Tag mei­nes Le­bens da­für ge­op­fert, jetzt in sei­nen Ge­dan­ken le­sen und er­fah­ren zu kön­nen, was er emp­fand. Aber ich muß­te mich auf das Funk­ge­spräch kon­zen­trie­ren und durf­te den M-Block nicht lüf­ten.
    Er hat­te nicht mehr die Kraft, sich zu be­herr­schen. Er saß zu­sam­men­ge­sun­ken, mit halt­lo­sen Schul­tern, und starr­te mich an, als wä­re ich der Leib­haf­ti­ge selbst. Ein paar­mal brach­te er Lau­te her­vor, die mein Trans­la­tor nicht zu über­set­zen ver­moch­te, weil sie kei­nen Zu­sam­men­hang be­sa­ßen. Schließ­lich je­doch be­gann er, wenn auch sto­ckend, ver­ständ­lich zu spre­chen.
    »Das … das ist ge­nau … der Kurs auf un­se­re Hei­mat­welt!« stieß er her­vor.
    Ich nick­te mit gnä­di­ger Ge­las­sen­heit.
    »Selbst­ver­ständ­lich«, ant­wor­te­te ich. »Da woll­ten wir doch hin … oder hat­ten Sie da­von noch nicht ge­hört?«
     
    Am 27. Fe­bru­ar 2010, Erd­zeit, be­gann die BA­PU­RA den zwei­ten Ab­schnitt ih­rer ge­fähr­li­chen Rei­se. Ur­sprüng­lich von der Er­de aus­ge­sandt, um den ge­fähr­li­chen Ver­sor­gungs­trans­mit­ter des Mars-Ver­sor­gers Al­pha-VI zum Schwei­gen zu brin­gen, hat­te sie nun vollends die Rol­le der in­ter­stel­la­ren Frie­dens­stif­te­rin über­nom­men. Ich hat­te noch im­mer den Ge­dan­ken nicht ganz ver­daut, daß es al­lein von uns ab­hän­gen soll­te, ob die Er­de von der In­va­si­on der Or­ghs ver­schont blieb oder nicht. Zu in­ten­siv klang noch der Schreck in mir nach, den ich emp­fun­den hat­te, als ich mir über die un­heim­li­che Macht der Or­ghs in den Wäl­dern Si­bi­ri­ens zum ers­ten­mal klar­ge­wor­den war. Wie hilf­los war mir da­mals die Mensch­heit er­schie­nen, wie un­ver­meid­lich der Un­ter­gang! Ge­wiß, kur­ze Zeit spä­ter hat­ten wir be­gon­nen, die Ge­heim­nis­se der al­ten Mar­sia­ner zu er­for­schen und ih­re Tech­nik zu ver­ste­hen, die nicht nur der un­se­ren, son­dern auch der der Or­ghs um Tau­sen­de von Jah­ren vor­aus war. Aber wie­viel Fort­schritt hat­ten wir in Wirk­lich­keit ge­macht? Wir wuß­ten ge­ra­de ge­nug, um im kri­ti­schen Au­gen­blick in acht­zig Pro­zent al­ler Fäl­le den rich­ti­gen Knopf drücken zu kön­nen. Wir hat­ten kei­ne Ah­nung, wel­chen Pro­zeß der Knopf­druck aus­lös­te. Wir wuß­ten nicht, nach wel­chen Prin­zi­pi­en die mar­sia­ni­schen Ge­ne­ra­to­ren die rie­si­gen Ener­gie­men­gen schu­fen, die für den Be­trieb ei­nes Raum­schif­fes oder das Ab­feu­ern ei­nes Strahl­ge­schüt­zes not­wen­dig wa­ren. Wir wuß­ten nur, daß in vier Fünf­teln al­ler Fäl­le die Be­tä­ti­gung des Knop­fes das ge­wünsch­te Re­sul­tat er­zeug­te.
    Von dem rest­li­chen Fünf­tel spra­chen wir nicht gern. Ei­ne Rei­he un­se­rer Ka­me­ra­den wa­ren ihm zum Op­fer ge­fal­len: in ex­plo­die­ren­den Raum­schif­fen, un­ter dem Strahl­feu­er mar­sia­ni­scher Ro­bo­ter, in dem mör­de­ri­schen Strah­lungs­feld mar­sia­ni­scher Ener­gie­er­zeu­ger.
    Ge­wiß: ge­ra­de auf die­ser Aben­teu­er­fahrt der BA­PU­RA hat­ten wir mehr ge­lernt als zu­vor in den zer­mür­ben­den Wo­chen auf dem Mars. Aber wir stan­den im­mer nur noch am An­fang. Wir hat­ten einen kur­z­en Blick ge­tan in die na­he­zu un­faß­ba­re Wun­der­welt der mar­sia­ni­schen Tech­nik. Mit ein paar Ma­schi­nen konn­ten wir ge­fahr­los

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