Geheimorder Riesenauge
man glaubte, uns auf diesem Wege am ehesten beruhigen zu können. Es fand keine Gefangennahme statt. Der ursprüngliche Kommandeur befehligt nach wie vor die Expeditionsflotte. Nur uns gegenüber wird ein neuer Mann vorgeschoben.«
»Das bedeutet, daß die Orghs weiterhin mit der Möglichkeit rechnen, sie könnten uns bezwingen oder wenigstens abschütteln«, folgerte ich. »Wie stellt man sich die weitere Entwicklung vor?«
Hannibal grinste.
»Das ist eben der Trick. Sie erinnern sich daran, daß unser nächstes Ziel das Orgh-System ist. Sie sind fest davon überzeugt, daß wir die Lagekoordinaten der Orgh-Heimatwelt nicht kennen. Sie rechnen damit, daß wir sie auffordern, für uns den Piloten zu machen. Sie wissen zwar nicht, welches Antriebsprinzip wir für den überlichtschnellen Flug verwenden, aber sie nehmen an, daß es dem ihren zumindest ähnlich ist. Für diesen Fall haben sie sich ein paar Tricks zurechtgelegt, wie sie vorzeitig aus der Resonanzkrümmungszone auftauchen und sich rechtzeitig aus dem Staub machen können, bevor wir ebenfalls aufgetaucht sind.«
Ich war zufrieden. Je verwegener die Hoffnungen der Orghs waren, um so größer würde ihre Enttäuschung sein, wenn sie feststellten, daß sie uns nicht so wie geplant an der Nase herumführen konnten.
»Gut«, nickte ich. »Dann machen wir uns an die Arbeit.«
Josua Aich erhob sich und überreichte mir ein Bündel Druckfolien. Er lächelte. Die Sache schien ihm Spaß zu machen.
»Galaktozentrisches Koordinatensystem, Sir«, sagte er. »Z-Achse und der Vektor der galaktischen Rotationsgeschwindigkeit stimmen überein. X-Achse willkürlich durch einen hypothetischen Fixpunkt gelegt. Steht alles dort, Sir. Sie brauchen es nur abzulesen.«
Der Orgh hatte treu und brav gewartet. Ein neugieriges Leuchten trat in sein Auge, als er das Bündel Folien bemerkte, das ich vor mir auf dem Pult ausbreitete.
»Da Ihr Bordrechner mit dem unseren nicht kompatibel ist, muß ich Ihnen die Flugdaten per Funk übermitteln. Sind Sie bereit zum Empfang?«
»Ich bin bereit, Euer Verklärtheit«, antwortete er.
»Wir benutzen ein galaktozentrisches Koordinatensystem. Die Z-Achse ist mit dem Vektor des galaktischen Drehmoments identisch. Erfaßt?«
Ich sah ihn zur Seite reichen. Wahrscheinlich setzte er meine Angaben in Zahlen um und tippte sie in die Konsolentastatur eines Rechners.
»Erfaßt, Euer Verklärtheit«, kam seine Antwort aus dem Translator. »Wir sind mit dem galaktozentrischen Koordinatensystem vertraut.«
»Zur Kalibrierung gebe ich Ihnen die Positionsdaten des Planeten Yedocekon – oder vielmehr seiner Sonne – in galaktozentrischen Koordinaten. Bereit?«
»Bereit, Euer Verklärtheit.«
Ich glaubte zu erkennen, wie seine Spannung wuchs. Aus der Orientierung eines Koordinatensystems kann man gewöhnlich wichtige Schlüsse ziehen. Die irdische Raumschiffahrt hatte bislang zwar wenig Anlaß gehabt, sich mit dem Problem galaktischer Koordinaten zu befassen. Aber theoretisch war an der Sache natürlich schon gearbeitet worden, und es stand fest, daß die ersten terranischen interstellaren Raumfahrer sich eines Systems bedienen würden, dessen X-Achse durch die irdische Sonne hindurchging, in dem also die Sonne die Koordinaten y = 0, z = 0 haben würde. Auf solch eine Eigenart unseres Koordinatensystems lauerte der Orgh. Vielleicht erwartete er, daß die Orientierung der Achsen ihm die Richtung zur Zentralwelt des Zweiten Reiches weisen würde, denn von Mars wußte er ja – wenn er überhaupt etwas davon wußte! – daß er nur einer meiner Außenposten war.
Ich las
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