Geheimorder Riesenauge
spielen, ein paar Anzeigen der verwirrenden marsianischen Meß- und Regeltechnik konnten wir einwandfrei erkennen.
Waren wir dadurch prädestiniert, die Retter der Erde zu sein? Es gab auf diese Frage nur eine einzige Antwort. Und die hieß: Ja – wer denn sonst? Es gab eben nur diese Handvoll Menschen, die mit der Technik der alten Marsianer wenigstens am Rande etwas anzufangen wußte. Die Besatzung der BAPURA zählte dreitausend Mann, aber die meisten davon waren Schauspieler, Artisten, die die Aufgabe hatten, der Galaxis den Hofstaat eines ungeheuer mächtigen Herrschers vorzugaukeln. Die, die sich intensiv mit der marsianischen Technologie befaßt hatten und sich nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse mit Fug und Recht als Experten bezeichnen konnten, zählten weniger als ein Dutzend. Ich selbst rechnete mich nicht dazu. Das, was ich von den Geheimnissen der Marsianer wußte, verdankte ich nicht eigener Forschung, sondern der Aufklärung durch Mitglieder meines Stabes.
Und trotzdem: Wohl und Wehe der Erde hingen an uns. Es war unsere Aufgabe, die Orghs – nicht irgendwo im Raum, sondern auf ihrer eigenen Welt – davon zu überzeugen, daß das Zweite Reich und in noch höherem Maße die dem Zweiten Reich weit überlegene Erde Gegner waren, mit denen man sich auf keinen Fall einlassen durfte. Wir würden diese Aufgabe bewältigen oder an unserem Fehlschlag zugrunde gehen. Es hatte keinen Zweck, sich in diesen kritischen Augenblicken den Umfang der Schwierigkeiten vor Augen zu führen, auf die wir uns zubewegten. Es lag nicht in unserer Macht, an den Vorbedingungen der Auseinandersetzung zwischen Terranern und Orghs etwas zu ändern. Wir mußten die Lage akzeptieren, wie sie war.
Wir befanden uns in der Lage eines Nichtschwimmers, der am Ufer eines reißenden Flusses steht und ringsum von den brausenden Flammen eines Waldbrands bedroht wird. Der Sprung in das quirlende Wasser wird ihm wahrscheinlich den Tod bringen. Die Flammen dagegen, wenn er nicht springt, werden ihn mit Sicherheit umbringen. Fazit: er springt. Er wählt die winzige Chance des Überlebens gegenüber der absoluten Sicherheit des Todes.
Das waren wir! Rings um uns brannten die Flammen, die die Erde – und damit auch uns – vernichten würden. Vor uns floß der Strom, der die winzige Hoffnung mit sich trug, daß wir die Orghs auf eigenem Grund und Boden von unserer unüberwindlichen Macht überzeugen konnten. Wir taten das einzige, das uns noch übrigblieb:
Wir sprangen …
5.
Yedocekon war 24.613 Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Distanz Yedocekon – Heimatwelt der Orghs betrug 7319 Lichtjahre. Das Orgh-System war 28.742 Lichtjahre von Terra entfernt. Wir bewegten uns also weiter ins Innere der Milchstraße hinein.
Wer, wie wir Terraner, unsere Milchstraße nur von den Randbezirken her kennt, der ist leicht verleitet zu glauben, daß die interstellare Raumfahrt keine besonderen Probleme mit sich bringen wird, sobald erst einmal die passende Antriebsmethode gefunden ist.
Wir hatten es auf dem Flug nach Yedocekon erfahren, und wir erfuhren es jetzt in noch stärkerem Maße: der Raum in der Nähe des Milchstraßenzentrums ist anders als der Raum, durch den sich unsere Sonne bewegt. Wir kamen uns vor wie die Vettern vom Land, die gewöhnt waren, ihren Wagen auf breiten, vom Verkehr fast unberührten Landstraßen spazierenzufahren, und die nun zum erstenmal in die Außenbezirke einer Großstadt vorstie ßen.
Der nächste Nachbar der Sonne ist Alpha-Centauri, etwa viereinhalb Lichtjahre von der Erde entfernt. In diesen Gefilden jedoch betrug der Abstand irgendeiner Sonne von ihrem
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