Geheimorder Riesenauge
schmutziger Orgh!« röhrte ich in Vidu-Yakkhats Richtung. »Sag noch einmal, was du vorzubringen hast … und hüte dich davor, es an der Hochachtung mangeln zu lassen, die Tumadschin Khan gebührt!«
Aber Vidu-Yakkhat war für meine Vorstellungen unerreich bar. Starren Auges fixierte er mich und wiederholte:
»Wir sind gekommen, um für uns und die unsrigen die Freiheit zu fordern!«
Ich schoß empor, von maßlosem Zorn erfüllt.
»Moolo!« gellte mein Schrei.
Der Saurier stieß ein wütendes Röhren aus.
»Der Kerl ist bis an den Hals hinauf vollgepumpt mit Drogen, Sir«, zischte Vericoz mir zu. »Wahrscheinlich handelt es sich um eine Programmdroge. Er ist gekommen, um etwas Bestimmtes zu verrichten, und er wird nicht eher gehen …«
Ich winkte ihm zu schweigen. Ich wußte, was ich wissen woll te. Die Orghs hatten eingesehen, daß ihre hypnotischen Tricks bei uns nicht verfingen, und mir ein Selbstmordkommando geschickt. Vidu-Yakkhat hatte den Auftrag, mich zu ermorden! Inzwischen hatte der Saurier sich vor meinem Tisch aufgebaut. Ich wies mit ausgestrecktem Arm auf Vidu-Yakkhat.
»Pack den Unverschämten und spiel mit ihm Ball!« forderte ich.
Fauchend wirbelte der Saurier herum. Wie mochte es den beiden Panolis im Innern des Ungeheuers zumute sein? Vidu-Yakkhat sah den Moolo auf sich zukommen. Er trat einen Schritt zurück. Zwei seiner Begleiter wichen ebenfalls zur Seite. Ich sah, wie die Hände zu den Gürteln hinabstachen. Vidu-Yakkhat brüllte etwas. Mein Translator gab wieder:
»Tod dem Tyrannen!«
»Zyklopen, Achtung!« befahl ich mit lauter Stimme.
Dann traf die Hand die Schaltleiste. Mit einem Ruck setzte sich mein Arbeitstisch in Bewegung. Die Orghs hatten ihre Waffen noch nicht schußbereit, da fauchte ich mitsamt Tisch wie der Sturmwind auf sie zu. Sie schrien auf, warfen sich zur Seite, um von dem ungewöhnlichen Fahrzeug nicht zermalmt zu werden. Aber sie reagierten zu spät. Die Droge hatte ihnen den Mut gegeben, mich in meinem eigenen Thronsaal zu bedrohen. Dieselbe Droge minderte auch ihre Reaktionsgeschwindigkeit. Es gab ein häßliches Knirschen, als ich zuerst mit Vidu-Yakkhat, dann mit dem Rest seines Gefolges zusammenprallte. Die stählernen Kanten des Tisches wirkten wie Schmiedehämmer, unter deren Schlägen die Orghs bewußtlos zusammenbrachen. Zwei wurden zur Seite geschleudert; die übrigen – darunter Vidu-Yakkhat – stürzten so, daß sie einen wirren, dichten Knäuel bildeten. Die Basisplatte, auf der mein Arbeitstisch ruhte, war von erheblichen Ausmaßen. Ich schaltete das künstliche Schwerefeld bis auf einen winzigen Restwert ab und ließ das schwere Gebilde ruckartig nach unten sinken.
Unter mir begrub ich Vidu-Yakkhat und zwei seiner Begleiter.
2.
Ich bin niemals ein blutdürstiger Mensch gewesen, und mit zunehmendem Alter und – hoffentlich! – wachsender Weisheit wird die Wahrscheinlichkeit immer geringer, daß es mich jemals nach Blut dürsten wird. Ich fürchte den Tod, und ich hasse es zu töten. Auch in dieser kritischen Situation lag mir an nichts weniger als daran, daß die Orghs, so hinterhältig sie sich uns gegenüber auch benommen hatten, für ihren Verrat mit dem Leben zu büßen hätten. Aber man bedenke die Lage: wir, die Geschöpfe einer Zivilisation, die nach marsianischen Maßstäben gemessen nicht mehr als eine primitive Technologie erzeugt hatte – wir, die mit viel mehr Glück als Verstand ein marsianisches Schlachtschiff dazu gebracht hatten, uns einigermaßen heil von unserem Sonnensystem bis zu dem 24.000 Lichtjahre entfernten System des Mars-Versorgers Alpha-VI zu bringen – wir standen hier einem Feind gegenüber, der uns um ein
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