Geheimorder Riesenauge
und schleuderte sie in die Hö he. Er war ein äußerst geschickter Jongleur – wenn man bedachte, daß er ein Saurier war. Unter dem Druck seiner mächtigen Pranken wurden die hilflosen Zwerge bis dicht unter die Decke geschleudert. Mit federnden Tatzen fing der Moolo sie auf und schleuderte sie von neuem in die Höhe. Ich gab vor, das Spiel nehme meine Aufmerksamkeit so in Anspruch, daß ich keine Zeit hatte, auf die Orghs zu achten. Sie lagen noch immer auf den Knien. Schließlich machte Boris Petronko eine aufmerksamkeitheischende Handbewegung. Ich wandte mich zu ihm hin.
»Was willst du?« herrschte ich ihn an.
Er verneigte sich.
»Ich bitte ergebenst um Verzeihung, Euer Verklärtheit«, dröhnte es aus seinem vorzüglich gefertigten Maskenhelm, »aber da sind vier Abgesandte der Orghs, und die Regeln der diplomatischen Höflichkeit schreiben vor …«
»Erzähl du mir nicht, was die Höflichkeitsregeln vorschrei ben!« fauchte ich ihn in hellem Zorn an. »Du vergißt, daß ich für die Sommerkämpfe auf Galasht-acht noch immer nach einem kräftigen Gladiator suche! Nimm dich zusammen, sonst frißt dich der Sand von Galasht-acht!«
Boris Petronko, der riesige Boris Petronko, knickte zusammen und warf sich vor mir auf den Boden.
»Gnade, Verklärter!« winselte er.
Ich gab ihm einen Tritt in die Seite zum Zeichen, daß er sich erheben solle.
»Steh auf und vergiß nicht noch einmal, wie du mit deinem Herrscher zu sprechen hast!« fuhr ich ihn an.
Mein Gott, was hatte ich diesen Jungen allen abzubitten! Nicht nur Petronko, sondern auch allen anderen, die ich in meiner Rolle als Beherrscher des Zweiten Reiches behandeln mußte, wie der schlimmste asiatische Despot nicht einmal seine Sklaven behandelt haben würde. Ich lebte von der Gnade der Psychologen, die für die BAPURA die psychologisch stabilste Mannschaft unter den Tausenden von Freiwilligenmeldungen ausgesucht hatten. Wenn einer durchdrehte, wenn einer bei meinen Mißhandlungen die Beherrschung verlor, war es um unser Unternehmen geschehen!
Als nähme ich die unverschämte Zurechtweisung des Zyklopen schließlich doch noch zur Kenntnis, beugte ich mich leicht nach vorn, um über die Kante des Arbeitstisches hinwegsehen zu können, und rief den vier Orghs zu:
»Steht auf, ihr Leute, und sprecht, damit ich euch hören kann! Was bringt euch zu mir?«
Sie erhoben sich. Der vorderste war Vidu-Yakkhat. Ein gefährlicher, irisierender Schimmer lag in seinem Riesenauge. Er begann zu sprechen. Ich verstand seine Worte nicht, wohl aber die Übersetzung, die der Translator hervorbrachte, den ich mir um den Hals gehängt hatte.
»Wir sind gekommen, um für uns und die unsrigen die Freiheit zu fordern!« sagte Vidu-Yakkhat mit schriller Stimme.
An der Seite des Thronsaals öffnete sich eine Tür, und ein schlanker, hochgewachsener Mann schlüpfte herein. Er trug einen glitzernden Antitron-Helm. Ich atmete auf und winkte dem Schlanken, zu mir zu kommen. Es war Dr. Vericoz, der Leitende Bordarzt. Er war der Mann, den ich jetzt brauchte. Er machte die vorgeschriebenen Ehrenbezeigungen, dann baute er sich neben mir auf. Ich schaltete den Translator mit einer unauffälligen Handbewegung aus.
»Ich brauche Ihre Diagnose, Doktor«, sagte ich zu Vericoz, ohne den Blick von den Orghs zu wenden. »Sehen Sie sich den vordersten an. Läßt sich erkennen, ob er unter Drogeneinfluß steht? Nehmen Sie sich Zeit. Ich muß sicher sein. Ich halte die Kerle mit leerem Geschwätz hin, damit Sie sich genau orientieren können.«
Ein Knopfdruck brachte den Translator wieder in Gang.
»Es ist kaum vorstellbar, daß eine derart respektlose Äußerung wirklich aus deinem übelriechenden Mund gekommen sein soll,
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