Geheimorder Riesenauge
meines Hofstaates erstarrte mitten in der Bewegung. Man wich zur Seite und bildete eine weite Gasse. Am unteren Saalen de stieß eine phantastisch aufgeputzte Garde von Fanfarenbläsern in ihre Instrumente. Von schmetternden Fanfarenklängen geleitet, schritt Alf Trontmeyer in der Uniform des Zeremonienmeisters auf meinen schwebenden Arbeitstisch zu.
Drei Meter davor ging er in die Knie, streckte die Arme aus und berührte mit der Stirn dreimal den Boden.
»Erhabene Verklärtheit!« ließ er sich hören, nachdem ich ihm durch ein gnädiges Nicken geboten hatte zu sprechen: »Die Abgesandten der Orghs bitten ergebenst um Gehör!«
Scheinbar mürrisch wandte ich mich zur Seite, wo noch immer Boris Petronko stand, um keinen meiner Befehle zu versäumen. Im Saal war es still geworden. Auch die Fanfaren schwiegen.
»War das verabredet, Mann?« fragte ich so laut, daß man es noch jenseits des Schotts hören mußte.
Boris Petronko verneigte sich.
»Es war in der Tat verabredet, Euer Verklärtheit«, antwortete er mit donnernder Stimme.
»Dann läßt sich wohl nichts daran machen«, knurrte ich. »Zeremonienmeister, führen Sie die Burschen herein!«
Trontmeyer schlug mit der Stirn weitere dreimal zu Boden, dann erhob er sich und wandte sich um.
»Herein mit den Abgesandten der Orghs!« brüllte er quer durch den Saal.
Die Fanfarenbläser traten erneut in Aktion. Diesmal gab es jedoch nur einen kurzen Tusch. Den Orghs sollte zu Bewußtsein gebracht werden, daß man ihren Besuch nicht als besonders aufregend betrachtete. Begleitet von Mitgliedern des Hofstaates in schimmernden Phantasieuniformen traten sie durch die Schottöffnung, vier stämmige Gestalten, durchaus humanoid bis auf den Schädel, der von einem einzigen, riesigen Auge beherrscht wurde.
Ich hielt meinen Mentalblock geschlossen und spürte es dennoch so deutlich, als wäre die Drohung offen ausgesprochen worden: Da kam Gefahr auf mich zu!
Ich lehnte mich in meinen Sessel zurück und verschränkte die Arme über dem Leib. Ich versuchte den in seinem nachmittäglichen Zeitvertreib gestörten Tyrannen zu spielen. Aber ich war nicht sicher, ob mir dieses Vorhaben gelang. Zehn Meter vor meinem Arbeitstisch blieb die Thronwache stehen. Die vier Orghs gingen noch ein paar Schritte weiter und vollführten sodann die vorgeschriebenen Verbeugungen.
Für den Bruchteil einer Sekunde öffnete ich den Mentalblock. Ich erkannte Ärger und das Gefühl der Erniedrigung im Bewußtsein der zwei Orghs, deren Gedanken ich einwandfrei empfangen konnte. Vidu-Yakkhat und seine anderen beiden Begleiter jedoch sandten noch immer jenen dumpfen, unverständlichen Impulsstrom aus, auf den Kiny Edwards aufmerksam geworden war.
Ich blickte über die Orghs hinweg.
»Was ist das für eine Grabesstille?« donnerte ich, an meinen Hofstaat gewandt. »Unterhaltet ihr so euren Herrscher? Moolo …!«
Der mächtige Saurier kam auf meinen Arbeitstisch zugewatschelt. Sozusagen im Vorbeigehen versetzte er einem der Orghs einen Tritt, der den Überraschten beiseite schleuderte. Das Phantasiereptil legte den rauhhäutigen Schädel auf die Kante des Tisches und gab brummende, grunzende Laute von sich. Ich kraulte es hinter den kleinen Ohren.
»Geh und zeig mir, wie gut du Ball spielen kannst!« forderte ich es auf. »Dort liegen Bälle, siehst du? Spiel damit!«
Ich zeigte auf die Horde der Blauen Zwerge. Der Saurier wandte sich ab und bewegte sich mit erstaunlicher Behendigkeit auf sie zu. Die Zwerge stoben mit quietschenden Geräuschen auseinander; aber der Moolo war schneller. Er bekam zwei der kugelförmigen Gestalten zu fassen
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