Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimorder Riesenauge

Geheimorder Riesenauge

Titel: Geheimorder Riesenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
mei­nes Hof­staa­tes er­starr­te mit­ten in der Be­we­gung. Man wich zur Sei­te und bil­de­te ei­ne wei­te Gas­se. Am un­te­ren Saa­len de stieß ei­ne phan­tas­tisch auf­ge­putz­te Gar­de von Fan­fa­ren­blä­sern in ih­re In­stru­men­te. Von schmet­tern­den Fan­fa­ren­klän­gen ge­lei­tet, schritt Alf Tront­mey­er in der Uni­form des Ze­re­mo­ni­en­meis­ters auf mei­nen schwe­ben­den Ar­beit­s­tisch zu.
    Drei Me­ter da­vor ging er in die Knie, streck­te die Ar­me aus und be­rühr­te mit der Stirn drei­mal den Bo­den.
    »Er­ha­be­ne Ver­klärt­heit!« ließ er sich hö­ren, nach­dem ich ihm durch ein gnä­di­ges Ni­cken ge­bo­ten hat­te zu spre­chen: »Die Ab­ge­sand­ten der Or­ghs bit­ten er­ge­benst um Ge­hör!«
    Schein­bar mür­risch wand­te ich mich zur Sei­te, wo noch im­mer Bo­ris Pe­tron­ko stand, um kei­nen mei­ner Be­feh­le zu ver­säu­men. Im Saal war es still ge­wor­den. Auch die Fan­fa­ren schwie­gen.
    »War das ver­ab­re­det, Mann?« frag­te ich so laut, daß man es noch jen­seits des Schotts hö­ren muß­te.
    Bo­ris Pe­tron­ko ver­neig­te sich.
    »Es war in der Tat ver­ab­re­det, Eu­er Ver­klärt­heit«, ant­wor­te­te er mit don­nern­der Stim­me.
    »Dann läßt sich wohl nichts dar­an ma­chen«, knurr­te ich. »Ze­re­mo­ni­en­meis­ter, füh­ren Sie die Bur­schen her­ein!«
    Tront­mey­er schlug mit der Stirn wei­te­re drei­mal zu Bo­den, dann er­hob er sich und wand­te sich um.
    »Her­ein mit den Ab­ge­sand­ten der Or­ghs!« brüll­te er quer durch den Saal.
    Die Fan­fa­ren­blä­ser tra­ten er­neut in Ak­ti­on. Dies­mal gab es je­doch nur einen kur­z­en Tusch. Den Or­ghs soll­te zu Be­wußt­sein ge­bracht wer­den, daß man ih­ren Be­such nicht als be­son­ders auf­re­gend be­trach­te­te. Be­glei­tet von Mit­glie­dern des Hof­staa­tes in schim­mern­den Phan­ta­sie­uni­for­men tra­ten sie durch die Schott­öff­nung, vier stäm­mi­ge Ge­stal­ten, durch­aus hu­ma­no­id bis auf den Schä­del, der von ei­nem ein­zi­gen, rie­si­gen Au­ge be­herrscht wur­de.
    Ich hielt mei­nen Men­tal­block ge­schlos­sen und spür­te es den­noch so deut­lich, als wä­re die Dro­hung of­fen aus­ge­spro­chen wor­den: Da kam Ge­fahr auf mich zu!
     
    Ich lehn­te mich in mei­nen Ses­sel zu­rück und ver­schränk­te die Ar­me über dem Leib. Ich ver­such­te den in sei­nem nach­mit­täg­li­chen Zeit­ver­treib ge­stör­ten Ty­ran­nen zu spie­len. Aber ich war nicht si­cher, ob mir die­ses Vor­ha­ben ge­lang. Zehn Me­ter vor mei­nem Ar­beit­s­tisch blieb die Thron­wa­che ste­hen. Die vier Or­ghs gin­gen noch ein paar Schrit­te wei­ter und voll­führ­ten so­dann die vor­ge­schrie­be­nen Ver­beu­gun­gen.
    Für den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de öff­ne­te ich den Men­tal­block. Ich er­kann­te Är­ger und das Ge­fühl der Er­nied­ri­gung im Be­wußt­sein der zwei Or­ghs, de­ren Ge­dan­ken ich ein­wand­frei emp­fan­gen konn­te. Vi­du-Yakkhat und sei­ne an­de­ren bei­den Be­glei­ter je­doch sand­ten noch im­mer je­nen dump­fen, un­ver­ständ­li­chen Im­pulss­trom aus, auf den Ki­ny Ed­wards auf­merk­sam ge­wor­den war.
    Ich blick­te über die Or­ghs hin­weg.
    »Was ist das für ei­ne Gra­bes­s­til­le?« don­ner­te ich, an mei­nen Hof­staat ge­wandt. »Un­ter­hal­tet ihr so eu­ren Herr­scher? Moo­lo …!«
    Der mäch­ti­ge Sau­ri­er kam auf mei­nen Ar­beit­s­tisch zu­ge­wat­schelt. So­zu­sa­gen im Vor­bei­ge­hen ver­setz­te er ei­nem der Or­ghs einen Tritt, der den Über­rasch­ten bei­sei­te schleu­der­te. Das Phan­ta­sie­rep­til leg­te den rauh­häu­ti­gen Schä­del auf die Kan­te des Ti­sches und gab brum­men­de, grun­zen­de Lau­te von sich. Ich kraul­te es hin­ter den klei­nen Oh­ren.
    »Geh und zeig mir, wie gut du Ball spie­len kannst!« for­der­te ich es auf. »Dort lie­gen Bäl­le, siehst du? Spiel da­mit!«
    Ich zeig­te auf die Hor­de der Blau­en Zwer­ge. Der Sau­ri­er wand­te sich ab und be­weg­te sich mit er­staun­li­cher Be­hen­dig­keit auf sie zu. Die Zwer­ge sto­ben mit quiet­schen­den Ge­räuschen aus­ein­an­der; aber der Moo­lo war schnel­ler. Er be­kam zwei der ku­gel­för­mi­gen Ge­stal­ten zu fas­sen

Weitere Kostenlose Bücher