Geheimorder Riesenauge
hätte ich sie womöglich retten können.« Seine Stimme nahm plötzlich einen normalen, sachlichen Gesprächston an. »Im übrigen täuschen Sie sich, wenn Sie meinen, daß ich diesen Gang nur aus Rachdurst unternommen hätte. Es wird für uns äußerst nützlich sein, den inneren Aufbau der Orgh-Roboter zu kennen. Die ersten zehn, die ich abschoß, dienten mir nur als Studienobjekte. Ich wollte herausfinden, an welcher Stelle ich sie treffen mußte, um sie einigermaßen unbeschädigt zu Boden zu bringen.« Er zuckte mit den Schultern und stieß ein halb ärgerliches Lachen aus. »Man wird leider nicht so schnell zum Meister, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber der zum Beispiel sieht noch relativ gut erhalten aus, finden Sie nicht auch?«
Er deutete auf einen eiförmigen Robotkörper, der einigermaßen heil geblieben war.
»Allison, Sie sind ein Mordskerl!« sagte ich, und ich glaube, man hörte es mir an, daß das Kompliment von Herzen kam.
Ich befahl den Marsrobotern, das reglose Ei aufzunehmen und zur BAPURA zu bringen. Dann kehrten wir dem Versammlungsraum der Dreizehn Brutwächter, in dem unser Schicksal um ein Haar besiegelt worden wäre, endgültig den Rücken und kehrten zur Zentralsäule zurück. Stepan Tronsskij war eben dabei, den letzten Trupp Gefangener in einer der Aufzugskabinen zu verfrachten. Aus der Tiefe meldete sich Boris Petronko. Er hatte einige der Buntuniformierten ausgefragt und erfahren, daß es in einer unterirdischen Garage mehrere Hundert orghscher Gleitfahrzeuge gebe. Ein Trupp von fünf Mann und zwei Marsrobotern war losgezogen, um die Garage zu finden. Inzwischen standen zusätzlich zu unseren zwanzig Gleitbooten drei Dutzend orghscher Fluggleiter startbereit, so daß wir die Gefangenen in einem Schub an Bord der BAPURA bugsieren konnten.
Alles in allem konnten wir mit dem Ausgang unseres heutigen Unternehmens recht zufrieden sein, fand ich.
Das Bild der Stadt hatte sich inzwischen geändert. Die Fahrbahnen waren nahezu frei von Verkehr, aber auf den weiten Sandflächen hatten sich riesige Ansammlungen aufgeregter Orghs gebildet, die voller Spannung darauf zu warten schienen, daß ihnen jemand mitteilte, was sich im Turm der Dreizehn Brutwächter zugetragen hatte. Die Ringstraße, die den Turm in weitem Abstand umgab, war jedoch nahezu menschenleer. Die Orghs hatten mittlerweile erkannt, daß die Eindringlinge zur Besatzung der BAPURA und zu den Soldaten des nahezu allmächtigen Tumadschin Khan gehörten, und mit solchen Geschöpfen wollten sie aus der Nähe nach Möglichkeit nichts zu tun haben.
Auf meinen Befehl hin hatte Listerman das Feuer unserer Bordgeschütze längst eingestellt. Wir konnten es uns deswegen erlauben, auf größere Flughöhe zu gehen, und gelangten unangefochten zum Raumhafen, wo die Türme noch immer wirbelnde, hellgraue Qualmfahnen von sich gaben. Wir landeten die Mars-Boote in der großen Hangarschleuse. Die Orgh-Gleiter dagegen mußten sich andere Einflugöffnungen suchen. Nachdem wir die Gefangenen ausgeladen hatten, wurden die Orgh-Fahrzeuge kurzerhand über Bord gestoßen. Das sollte augenscheinlich machen, wie wenig Wert wir auf die Erzeugnisse der Orgh-Technik legten. Niemand bemerkte, daß auf meinen Befehl hin einer der Gleiter zurückbehalten wurde, so daß unsere technischen Experten ihn in aller Ruhe auseinandernehmen und untersuchen konnten. Vielleicht gab es doch noch etwas, das wir dabei lernen konnten.
Die Gefangenen – außer den dreizehn Brutwächtern hatten wir noch achtundvierzig »Saaldiener« in unsere Gewalt bekommen – wurden in einem der großen
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