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Geheimorder Riesenauge

Geheimorder Riesenauge

Titel: Geheimorder Riesenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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wa­ren, nur nach Be­fehl zu han­deln, wa­ren nicht mehr ak­ti­ons­fä­hig, weil sie kei­ne Be­feh­le mehr er­hiel­ten. Von ei­ner Trieb­kraft näm­lich war das or­gh­sche Staats­ge­fü­ge eben­so frei wie je­de an­de­re Dik­ta­tur: von dem Ele­ment, das man In­itia­ti­ve nann­te. Die un­ter­ge­ord­ne­ten Be­hör­den wa­ren durch jahr­hun­der­te­lan­ge Ge­wohn­heit so dar­auf trai­niert, nur den Be­feh­len der Ob­rig­keit zu ge­hor­chen, daß sie die Mög­lich­keit, aus ei­ge­ner Kraft und Macht­voll­kom­men­heit zu han­deln, erst gar nicht in Er­wä­gung zo­gen.
    Un­se­re Ex­pe­di­tio­nen setz­ten sich in Marsch. Wo­hin sie ka­men, be­geg­ne­te ih­nen Hilf- und Rat­lo­sig­keit. Nir­gend­wo wur­de ih­nen Wi­der­stand ge­leis­tet. Es gab kei­nen Be­fehl, Wi­der­stand zu leis­ten, al­so ver­hielt man sich still. Un­se­re Leu­te, es­kor­tiert von mar­sia­ni­schen Ro­bo­tern, wur­den an­ge­staunt. Aber es war ein emo­ti­ons­lo­ses Stau­nen, das we­der Freund­schaft noch Feind­schaft in sich barg. Ich wuß­te, daß die­ser Zu­stand nur ein vor­über­ge­hen­der sein konn­te, und wies mei­ne Leu­te an, so­viel wie mög­lich über Kul­tur, Zi­vi­li­sa­ti­on, Le­bens- und Denk­ge­wohn­hei­ten der Or­ghs in Er­fah­rung zu brin­gen … so­lan­ge uns noch Zeit da­zu blieb. Denn daß wir un­se­re In­ter­ven­ti­on auf Ghost­ly Cast­le mit der La­ge, wie sie jetzt be­stand, nicht be­en­den konn­ten, das war al­len ver­ant­wort­li­chen Mit­glie­dern die­ses Un­ter­neh­mens völ­lig klar – mit Aus­nah­me von ei­nem.
     
     

12.
     
    »Ich be­merk­te«, sag­te Han­ni­bal Othel­lo Xer­xes Utan, Ma­jor der Ge­hei­men Wis­sen­schaft­li­chen Ab­wehr, Ko­de­be­zeich­nung MA- 23, mit spit­zer Zun­ge, »daß man hier ei­ne Mo­de dar­aus macht, sich den Kopf über un­wirk­li­che Pro­ble­me zu zer­bre­chen. In die­sen Ta­gen be­geg­ne ich nur noch Leu­ten, die mit ge­senk­tem Kopf und tief­sin­ni­ger Mie­ne ein­her­schrei­ten und kaum mehr dan­ken, wenn ich ih­nen ›Gu­ten Tag‹ wün­sche. Da­bei sind al­le ech­ten Pro­ble­me längst ge­löst. Es be­darf nur ei­ner letz­ten Ent­schei­dung, und die BA­PU­RA kann nach Hau­se flie­gen, oh­ne daß die Mensch­heit der Sor­ge um die Or­ghs auch nur einen ein­zi­gen Ge­dan­ken mehr zu wid­men braucht.«
    Die­se Wor­te fie­len bei ei­ner der Be­spre­chun­gen, die ich in letz­ter Zeit na­he­zu täg­lich ab­hielt, weil ich des Ra­tes mei­ner Freun­de be­durf­te. In die­sem Krei­se hat­te ich Ge­le­gen­heit, Thor Kon­nat zu sein, der Mensch, der auf an­de­re Men­schen an­ge­wie­sen war, und nicht Tu­madschin Khan, der in sei­ner groß­spre­che­ri­schen Selbst­herr­lich­keit al­le Schwie­rig­kei­ten mit ei­ner Be­we­gung sei­ner Hand be­sei­tig­te und des­halb des Ra­tes an­de­rer nie­mals be­durf­te.
    Die Teil­neh­mer der Be­spre­chung wa­ren An­ne Bur­ner, Scheu­ning und Aich, das un­zer­trenn­li­che Pro­fes­so­ren­paar, Al­li­son, des­sen Stim­me seit dem jüngs­ten Aben­teu­er zu­sätz­li­ches Ge­wicht ge­won­nen hat­te, so­wie sein Ge­nos­se, Kenji Nis­hi­mu­ra.
    Wie ge­wöhn­lich war An­ne Bur­ner die ers­te, die auf Han­ni­bals Er­öff­nungs­re­de ein­ging.
    »Und wie, mein lie­ber Su­fa­ra-Na­dihl-Khan«, er­kun­dig­te sie sich mit süß­lich ge­färb­tem Spott, »ha­ben Sie sich die­se über­aus ein­fa­che Lö­sung des Pro­blems vor­ge­stellt?«
    Es schi­en Han­ni­bal, im Ge­gen­satz zu an­de­ren Un­ter­hal­tun­gen die­ser Art, gar nicht dar­um zu ge­hen, mit der ge­witz­ten An­ne ein geist­vol­les, aber im Grun­de nutz­lo­ses Wort­ge­plän­kel zu füh­ren. An­schei­nend mein­te er sei­ne Sa­che ernst. Zum Zei­chen da­für setz­te er sich in sei­nem Ses­sel or­dent­lich zu­recht, in­dem er zu­nächst die Bei­ne von der Ses­sel­leh­ne her­ab­nahm und so­dann dem üb­li­cher­wei­se ge­krümm­ten Rücken ei­ne straf­fe Hal­tung ver­lieh.
    »Wir ha­ben die Re­gie­rungs­ge­walt die­ses Ster­nen­rei­ches in un­se­rer Hand«, ant­wor­te­te er ernst­haft. »Wir brau­chen sie nur auf die Er­de ins Exil zu schi­cken, und schon sind wir auf ei­ni­ge Jah­re

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