Geheimorder Riesenauge
waren, nur nach Befehl zu handeln, waren nicht mehr aktionsfähig, weil sie keine Befehle mehr erhielten. Von einer Triebkraft nämlich war das orghsche Staatsgefüge ebenso frei wie jede andere Diktatur: von dem Element, das man Initiative nannte. Die untergeordneten Behörden waren durch jahrhundertelange Gewohnheit so darauf trainiert, nur den Befehlen der Obrigkeit zu gehorchen, daß sie die Möglichkeit, aus eigener Kraft und Machtvollkommenheit zu handeln, erst gar nicht in Erwägung zogen.
Unsere Expeditionen setzten sich in Marsch. Wohin sie kamen, begegnete ihnen Hilf- und Ratlosigkeit. Nirgendwo wurde ihnen Widerstand geleistet. Es gab keinen Befehl, Widerstand zu leisten, also verhielt man sich still. Unsere Leute, eskortiert von marsianischen Robotern, wurden angestaunt. Aber es war ein emotionsloses Staunen, das weder Freundschaft noch Feindschaft in sich barg. Ich wußte, daß dieser Zustand nur ein vorübergehender sein konnte, und wies meine Leute an, soviel wie möglich über Kultur, Zivilisation, Lebens- und Denkgewohnheiten der Orghs in Erfahrung zu bringen … solange uns noch Zeit dazu blieb. Denn daß wir unsere Intervention auf Ghostly Castle mit der Lage, wie sie jetzt bestand, nicht beenden konnten, das war allen verantwortlichen Mitgliedern dieses Unternehmens völlig klar – mit Ausnahme von einem.
12.
»Ich bemerkte«, sagte Hannibal Othello Xerxes Utan, Major der Geheimen Wissenschaftlichen Abwehr, Kodebezeichnung MA- 23, mit spitzer Zunge, »daß man hier eine Mode daraus macht, sich den Kopf über unwirkliche Probleme zu zerbrechen. In diesen Tagen begegne ich nur noch Leuten, die mit gesenktem Kopf und tiefsinniger Miene einherschreiten und kaum mehr danken, wenn ich ihnen ›Guten Tag‹ wünsche. Dabei sind alle echten Probleme längst gelöst. Es bedarf nur einer letzten Entscheidung, und die BAPURA kann nach Hause fliegen, ohne daß die Menschheit der Sorge um die Orghs auch nur einen einzigen Gedanken mehr zu widmen braucht.«
Diese Worte fielen bei einer der Besprechungen, die ich in letzter Zeit nahezu täglich abhielt, weil ich des Rates meiner Freunde bedurfte. In diesem Kreise hatte ich Gelegenheit, Thor Konnat zu sein, der Mensch, der auf andere Menschen angewiesen war, und nicht Tumadschin Khan, der in seiner großsprecherischen Selbstherrlichkeit alle Schwierigkeiten mit einer Bewegung seiner Hand beseitigte und deshalb des Rates anderer niemals bedurfte.
Die Teilnehmer der Besprechung waren Anne Burner, Scheuning und Aich, das unzertrennliche Professorenpaar, Allison, dessen Stimme seit dem jüngsten Abenteuer zusätzliches Gewicht gewonnen hatte, sowie sein Genosse, Kenji Nishimura.
Wie gewöhnlich war Anne Burner die erste, die auf Hannibals Eröffnungsrede einging.
»Und wie, mein lieber Sufara-Nadihl-Khan«, erkundigte sie sich mit süßlich gefärbtem Spott, »haben Sie sich diese überaus einfache Lösung des Problems vorgestellt?«
Es schien Hannibal, im Gegensatz zu anderen Unterhaltungen dieser Art, gar nicht darum zu gehen, mit der gewitzten Anne ein geistvolles, aber im Grunde nutzloses Wortgeplänkel zu führen. Anscheinend meinte er seine Sache ernst. Zum Zeichen dafür setzte er sich in seinem Sessel ordentlich zurecht, indem er zunächst die Beine von der Sessellehne herabnahm und sodann dem üblicherweise gekrümmten Rücken eine straffe Haltung verlieh.
»Wir haben die Regierungsgewalt dieses Sternenreiches in unserer Hand«, antwortete er ernsthaft. »Wir brauchen sie nur auf die Erde ins Exil zu schicken, und schon sind wir auf einige Jahre
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