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Geheimorder Riesenauge

Geheimorder Riesenauge

Titel: Geheimorder Riesenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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hin­aus al­ler Sor­gen le­dig.«
    An­ne war so über­rascht dar­über, daß Han­ni­bal ih­re Fra­ge ernst nahm, daß ihr für den Au­gen­blick kei­ne pas­sen­de Er­wi­de­rung ein­fiel. Mit Un­ter­stüt­zung hei­schen­dem Lä­cheln blick­te sie mich an. Aber be­vor ich mich ein­mi­schen konn­te, über­nahm ein an­de­rer den An­griff auf Han­ni­bals sim­pli­zis­ti­schen Plan.
    »Ge­nau für wie vie­le Jah­re, wenn ich fra­gen darf, Ma­jor?« ließ Kenji Nis­hi­mu­ra sich mit sanf­ter Stim­me und der tra­di­tio­nel­len Höf­lich­keit sei­nes Vol­kes ver­neh­men.
    Die Fra­ge brach­te Han­ni­bal ei­ni­ger­ma­ßen aus dem Gleich­ge­wicht.
    »Wo­her soll ich das wis­sen? Vier, fünf, viel­leicht sechs oder sie­ben.«
    »Und wie weit, glau­ben Sie, wer­den wir mit der Be­herr­schung der mar­sia­ni­schen Tech­nik bis da­hin ge­kom­men sein? Denn Sie und ich sind uns ge­wiß dar­über im kla­ren, daß wir einen An­griff der Or­ghs nur dann er­folg­reich ab­zu­weh­ren hof­fen kön­nen, wenn uns die Tech­nik der al­ten Mars­be­woh­ner in vol­lem Um­fang zur Ver­fü­gung steht, nicht wahr?«
    Han­ni­bal war mit sei­ner Lo­gik ins Schwim­men ge­ra­ten, das sah man ihm an.
    »Wie soll ich wis­sen, wie lan­ge es bei den Or­ghs dau­ert, ei­ne neue funk­ti­ons­fä­hi­ge Re­gie­rung zu schaf­fen? So stur, wie sie sind, brau­chen sie viel­leicht zwan­zig, viel­leicht fünf­zig Jah­re, bis ihr Staats­we­sen wie­der rei­bungs­los funk­tio­niert.«
    »Viel­leicht«, wie­der­hol­te Nis­hi­mu­ra mit selt­sa­mer Be­to­nung. »Viel­leicht aber auch nur zwei. Und was dann, Ma­jor Utan?«
    Han­ni­bal we­del­te mit den großen Hän­den, um sei­ne Ver­le­gen­heit zu ver­ber­gen.
    »Nun, dann müs­sen wir uns eben et­was an­de­res ein­fal­len las­sen«, mein­te er.
    »Eben«, misch­te ich mich ein. »Dar­um sind wir hier. Die Or­ghs sind ge­schockt, aber ich glau­be nicht, daß es sich um einen Schock von Dau­er han­delt. Wir ha­ben den Rat der Drei­zehn Brut­wäch­ter ge­fan­gen­ge­setzt. So­lan­ge wir die Leu­te ge­fan­gen­hal­ten, wird sich an der La­ge auf Ghost­ly Cast­le nichts än­dern. We­nigs­tens nicht im Lau­fe der nächs­ten Wo­chen oder Mo­na­te. Ich bin fest da­von über­zeugt, daß wir, wenn wir einen blei­ben­den Ein­druck hin­ter­las­sen wol­len, ge­nau das tun müs­sen, was un­se­rer Si­cher­heit auf den ers­ten Blick am ab­träg­lichs­ten zu sein scheint.«
    Sie sa­hen mich al­le er­staunt an. Nur Al­li­son grins­te und mein­te:
    »Die Brut­wäch­ter frei­las­sen, mei­nen Sie … oder nicht?«
    »Ge­nau das mei­ne ich!« be­stä­tig­te ich. »Ich ken­ne Ih­re Ein­wän­de. Die Brut­wäch­ter sind noch im­mer nicht be­siegt. Sie ha­ben Na­nu­ku-Vjats Auf­tritt nicht ver­ges­sen. Ob­wohl der Vier­te Brut­wäch­ter sich zum Schluß beu­gen muß­te, hat­te er et­was er­reicht, was zu­vor von noch kei­nem an­de­ren Or­gh er­reicht wor­den war: er hat­te den all­mäch­ti­gen Tu­madschin Khan in Ver­le­gen­heit ge­bracht. An die­sem Bei­spiel wer­den die Brut­wäch­ter sich auf­rich­ten. Sie wer­den von neu­em ver­su­chen, uns an den Kra­gen zu ge­hen. Wir wer­den sie uns von neu­em vom Hal­se hal­ten müs­sen. Und dann, wenn uns das ge­lun­gen ist, dann bin ich be­reit zu glau­ben, daß die Or­ghs ein­ge­se­hen ha­ben, daß es sich nicht lohnt, sich ge­gen die Macht Tu­madschin Khans zu stem­men – und noch viel we­ni­ger ge­gen die noch viel grö­ße­re Macht des Rei­ches, des­sen Re­gie­rung ih­ren Sitz auf der Er­de hat.«
    Die­se Be­spre­chung wur­de zu der längs­ten, die ich je an Bord der BA­PU­RA er­lebt hat­te. Aber zum Schluß schwenk­ten al­le, so­gar Han­ni­bal, auf mei­ne Denk­wei­se ein. Wir hat­ten den Lö­wen be­siegt und ge­fan­gen. Aber das Be­sie­gen und die Ge­fan­gen­nah­me wa­ren nicht so vor sich ge­gan­gen, daß sich der Lö­we von nun an für al­le Zei­ten un­ter­le­gen füh­len muß­te. Es blieb uns nur ei­ne Mög­lich­keit: wir muß­ten den Lö­wen los­las­sen und es ris­kie­ren, daß er uns noch ein­mal an­griff. Und dann, wenn wir ihn noch ein­mal be­siegt hat­ten, dann end­lich wür­de er ein­se­hen, daß er ge­gen uns nicht

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