Geheimorder Riesenauge
des Geschwaders überschüttete uns postwendend mit mörderischen Salven. Ich … ich befürchte, Sir, ich muß Ihnen den Verlust von zwei Männern und einem Robot melden. Es blieb von ihnen nichts weiter übrig … als …«
Er konnte nicht weitersprechen. Ich biß die Zähne aufeinander. Wir hatten es bisher verstanden, unsere Verluste in Grenzen zu halten. Der Gedanke an den Tod der beiden Männer erzeugte in mir eine Art kalten, irrealen Zorn. Irreal deswegen, weil ich, auf dessen Konto das Leben einer weitaus größeren Anzahl von Orghs ging, kein moralisches Recht hatte, mich darüber aufzuregen, daß die Orghs ihrerseits einige meiner Leute beseitigten. Aber der Zorn war da, ob er nun berechtigt war oder nicht.
»Mit solchen Vorfällen muß man rechnen«, versuchte ich Allison zu trösten. »Hauptsache ist, Sie konnten sich retten.«
»Ich war ziemlich weit voraus«, antwortete er verbittert. »Ich wußte nicht, aus welcher Richtung der Knabe kommen sollte, den Sie erwarteten. Ich war dabei, einen Seitengang zu untersuchen, als Nanuku-Vjat und seine Roboter gleichzeitig aus einem Dutzend Aufzugschächte hervorflatterten. Ich sah, wie es meinen Leuten erging, und hielt mich im Hintergrund.« Ich sah, wie er schluckte. »Ich werde den Geschmack der Feigheit wahrscheinlich nie überwinden.«
Er war noch nie so ernst gewesen. Der Tod der beiden Kameraden war ihm tief unter die Haut gegangen. Ich unternahm keinen weiteren Versuch, ihn zu trösten. Er mußte mit seinen Sorgen selbst fertig werden. Ich hatte keine Zeit mehr, mich um ihn zu kümmern. Wir hatten die Mittelsäule erreicht. Es ging darum, die Gefangenen so unterzubringen, daß jede Gruppe genügend Bewacher bei sich hatte. Über Radiokom hatte ich mich inzwischen mit unseren Leuten in Verbindung gesetzt, die unten, außerhalb des Turms, unsere Fahrzeuge bewachten. Boris Petronko organisierte die Mannschaft zum Empfang der Gefangenen. Er gab an, von Nanuku-Vjat und seinen Robotern nichts gesehen zu haben. Daraus ging hervor, daß der Vierte Brutwächter sich von Anfang an im Innern des Turmes aufgehalten haben mußte.
Plötzlich war Hannibal an meiner Seite. Ich hatte alle Hände voll damit zu tun, eine Gruppe von zehn Orghs mitsamt einer entsprechenden Anzahl von Bewachern in eine Aufzugkabine zu laden. Aber er hatte einen so sonderbaren Gesichtsausdruck, daß ich augenblicklich vergaß, was ich hatte tun wollen, und mich ihm zuwandte.
»Eigentlich«, bemerkte er mit großer Zurückhaltung, »wollte ich über etwas anderes mit dir sprechen. Geheimwaffe und so, du weißt schon. Aber inzwischen ist mir etwas anderes aufgefallen.«
»Was?« fragte ich alarmiert.
»Allison ist verschwunden, und die Gedanken, die ich von ihm empfange, sind nicht besonders beruhigend.«
Ich sah mich um. Allison war in der Tat nirgendwo zu sehen.
»Vielleicht …«
»Nein, er ist nicht hinuntergefahren«, fiel Hannibal mir ins Wort, als hätte er meine Gedanken belauscht. »Ich habe alles beobachtet, was in Aufzugkabinen stieg. Allison war nicht dabei.«
»Wohin ist er verschwunden?« wollte ich wissen.
»Dorthin«, antwortete der Kleine und deutete mit dem Daumen über die Schulter zurück in den Gang, aus dem wir gekommen waren.
Mich durchzuckte es siedendheiß. Allison und die beiden Männer, die er verloren hatte – verloren durch die Salven der Orgh-Roboter. Er war ziemlich bedrückt gewesen, als ich mit ihm sprach. Er würde doch nicht …!
Der Kodator glitt mir wie von selbst in die Hand.
»Drei Kampfroboter folgen mir auf dem Fuße!« befahl ich.
Ich blickte mich um, sah Stepan Tronsskij, den Zweiten Piloten der BAPURA, in unmittelbarer Nähe
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