Geheimorder Riesenauge
Alleinherrscher des Orgh-Reiches machen kann, solange die übrigen zwölf Brutwächter ihm Widerstand leisten. Deswegen sage ich euch …«
Weiter kam ich nicht.
»Schweig, du erbärmliches Zweiauge!« schrie Nanuku-Vjat mit überschnappender Stimme. Es war ihm trotz seiner Bestürzung nicht entgangen, daß sich das Blatt zu meinem Gunsten zu wenden begann. Das durfte er nicht zulassen. »Deine Behauptungen sind erfunden. Du willst meine Brüder wankend machen. Deine Macht reicht nicht so weit, daß du mich …«
Ich hatte den Blick voll auf ihn gerichtet, aber aus den Augenwinkeln sah ich Framus G. Allison angeschlichen kommen. Im Geiste bat ich ihm alles ab, was ich ihm seiner ungefügen Gestalt wegen jemals vorgeworfen hatte. Er bewegte sich mit der Geschicklichkeit eines Panthers, und in der Rechten trug er … was? Einen Knüttel, einen echten Knüttel. Der Himmel mochte wissen, wo er ihn aufgetrieben hatte. Aber der Verwendungszweck, dem er ihn zuzuführen gedachte, lag auf der Hand.
»Daß du mich …« – bis dahin war Nanuku-Vjat in seiner wütenden Tirade gekommen, da hatte Allison sich ihm bis auf zwei Schritte genähert. Der mächtige Australier holte zum Schlag aus. Jetzt erst wurden die übrigen Orghs auf ihn aufmerksam. Ob sie mit Nanuku-Vjat sympathisierten oder nicht, der unerwartete Anblick eines völlig neuen Gegners entlockte ihnen Ausrufe der Verwunderung oder des Schreckens. Nanuku-Vjat unterbrach sich mitten im Wort und wirbelte herum. Aber für ihn war es schon zu spät. Allisons Hieb war gut gezielt. Er traf mit lautem Krach den haarlosen Schädel des Orgh. Nanuku-Vjat gab ein lautes, stöhnendes Geräusch von sich, drehte sich einmal um die eigenen Achse und stürzte polternd zu Boden. Er rührte sich nicht mehr, und sein Riesenauge hatte eine dunkle, stumpfe Farbe angenommen, als sei es nur noch ein Teil seiner Haut.
Voller Sorge beobachtete ich die summenden Roboter, die uns nach wie vor umschwirrten. Deuteten sie den Angriff auf ihren Herrn und Meister als einen feindlichen Akt? Nach zehn Sekunden nervenzerreißender Spannung gelangte ich mit dem Gefühl tiefer Erleichterung zu der Erkenntnis, daß sie den Vorfall offenbar überhaupt nicht wahrgenommen hatten.
Tumadschin Khan beherrschte von neuem die Lage.
11.
Wir hatten uns den Abzug anders vorgestellt. Aber so, wie die Dinge lagen, mußten wir froh sein, mit heiler Haut davonzukommen. Wir stellten die gefangenen Orghs wieder in Reih und Glied. Noch immer summten die feindlichen Roboter um uns herum. Die Frage war, ob sie uns ohne Schwierigkeiten ziehen lassen würden. Ich gab mich natürlich zuversichtlich, lärmte und polterte, wie man es von Tumadschin Khan erwartete. In einem unbeobachteten Augenblick hatte ich Gelegenheit, Framus G. Allison die Hand zu schütteln. Seine Augen leuchteten; aber er sprach kein Wort.
Zwei Mann luden sich den immer noch bewußtlosen Nanuku-Vjat auf. Sein Schädel sah ziemlich übel aus. Aber es schien noch Leben in ihm zu sein. Ich gab den Befehl zum Abmarsch. Die Marsroboter bildeten die Nachhut – für den Fall, daß die Orgh-Maschinen doch noch versuchten, uns am Abzug zu hindern. Ich bewegte mich am Ende der Kolonne. Mein letzter Blick galt den summenden Robotern. Sie schienen uns überhaupt nicht wahrzunehmen.
Framus G. Allison hielt sich an meiner Seite. Jetzt endlich hat te ich Zeit, ihm die Frage zu stellen, die mir seit langem auf der Zunge brannte.
»Was ist aus Ihren Begleitern geworden?«
Sein Gesicht nahm einen düsteren Ausdruck an.
»Wir stießen unversehens auf den Orgh und seine Gleitroboter. Der Mars-Robot fing sofort an zu feuern. Er erwischte eine der feindlichen Maschinen, aber der Rest
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