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Geheimorder Riesenauge

Geheimorder Riesenauge

Titel: Geheimorder Riesenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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auf­kom­men konn­te.
    Auf die­sem Weg et­wa ver­lief mein Ge­dan­ken­gang. Er war oh­ne Zwei­fel lo­gisch. Aber auch ich emp­fand bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de die Furcht, die die an­dern be­seel­te: Was, wenn wir den Lö­wen loslie­ßen und er sich bei der nächs­ten Be­geg­nung als mäch­ti­ger er­wies?
     
    Von neu­em um­gab mich das Ge­tö­se am Ho­fe des Tu­madschin Khan – rol­len­de Ku­geln, die in wahn­wit­zi­gem Tem­po ein­an­der jag­ten, ein brum­men­der Sau­ri­er, der von Zeit zu Zeit un­ter sie fuhr, mit rie­si­gen Pran­ken ei­ne von ih­nen auf­hob und in die Luft schleu­der­te, um sie mit ei­ner an­de­ren Pran­ke si­cher und be­hut­sam wie­der auf­zu­fan­gen, Fan­fa­ren­blä­ser, ein­äu­gi­ge Rie­sen, die reg­los da­stan­den und wei­ter nichts zu tun hat­ten, als dro­hend und un­nah­bar aus­zu­se­hen, Gauk­ler, die die un­glaub­lichs­ten Kunst­stücke ver­rich­te­ten, und be­zau­bernd schö­ne Frau­en, die sich in exo­ti­schen Win­dun­gen ih­res Kör­pers zu ei­ner Mu­sik ver­renk­ten, die bei dem all­ge­mei­nen Lärm nie­mand mehr hö­ren konn­te.
    Wie war mir das al­les zu­wi­der! Wie war mir vor al­len Din­gen zu­wi­der, daß aus­ge­rech­net ich die Rol­le des Tu­madschin Khan zu spie­len hat­te! Am An­fang hat­te ich Spaß dar­an ge­habt – ge­ra­de so­viel Spaß, wie ein sei­ner Ver­ant­wor­tung be­wuß­ter Mensch an ei­ner Rol­le ha­ben kann, von der, wie er weiß, das Über­le­ben der Mensch­heit ab­hängt. In der Zwi­schen­zeit je­doch hat­te ich an­ge­fan­gen, Tu­madschin Khan zu has­sen, und nichts wünsch­te ich sehn­li­cher her­bei als den Au­gen­blick, in dem ich nicht nur die­se lä­cher­li­che Ga­la-Uni­form, son­dern mit ihr die gan­ze Rol­le ab­le­gen, in ei­ne Ecke wer­fen und ver­ges­sen konn­te.
    Auf dem We­ge zu mei­nem schwe­ben­den Ar­beit­s­tisch – das war das ein­zi­ge Pri­vi­leg, das ich mir vor­be­hal­ten hat­te: ich ging , man brauch­te mich nicht zu tra­gen! – kam ich an ei­ner dun­kel­haa­ri­gen, schwarz­haa­ri­gen Schön­heit vor­bei, die sich be­son­de­re Mü­he gab, dem mäch­ti­gen Herr­scher zu ge­fal­len. Sie ver­harr­te in spa­gat­ähn­li­cher Hal­tung, den Kopf nach hin­ten ge­neigt. Ich beug te mich zu ihr hin­ab und flüs­ter­te:
    »Heu­te abend um acht, Lieb­ling. Joey’s Bar, Ecke Ach­te Stra ße und Zwei­te Ave­nue!«
    Das brach­te sie auf die Bei­ne. Sie warf mir einen gif­ti­gen Blick zu, lief da­von und ver­schwand in der Men­ge der Mit­tän­ze­rin­nen. Wer moch­te wis­sen: ei­nes Ta­ges wür­den un­ser al­ler Ner­ven we­ni­ger an­ge­spannt sein, und ich wür­de mich wirk­lich mit ihr in Joey’s Bar ver­ab­re­den – wo im­mer auch Joey sei­ne Bar ha­ben moch­te.
    Ich stieg über die un­sicht­ba­ren Stu­fen der Feldtrep­pe hin­auf zu dem thro­n­ähn­li­chen Sitz hin­ter dem rie­si­gen Ar­beit­s­tisch. Von neu­em er­tön­ten Fan­fa­ren­klän­ge: der Herr­scher hat­te Platz ge­nom­men. Vor mir über der aus­la­den­den Flä­che des Tischs schweb­ten, ma­te­rie­frei und schwe­re­los, die leuch­ten­den Ener­gie­rin­ge der In­ter- und Ra­dio­kom-Mi­kro­pho­ne. Ich tipp­te einen der leuch­ten­den Rin­ge an und schob ihn so zu­recht, daß er in die Nä­he mei­nes Mun­des ge­lang­te.
    »Hier spricht Tu­madschin Khan«, sag­te ich. Mei­ne Stim­me fuhr don­nernd durch den wei­ten Raum und brach­te im Nu al­le Ak­ti­vi­tät der Gauk­ler und Zau­be­rer, Sau­ri­er und Li­li­pu­ta­ner zum Er­lö­schen. »Führt die Ge­fan­ge­nen vor!«
    Nun tra­ten die Fan­fa­ren­blä­ser wie­der in Ak­ti­on. Mit schmet­tern­den Klän­gen be­glei­te­ten sie das Öff­nen des Por­tals. Zu­nächst er­schi­en ei­ne Grup­pe von Mars­ro­bo­tern. Hin­ter die­sen schrit­ten die Ge­fan­ge­nen – bei­lei­be nicht al­le, son­dern nur die Drei­zehn Brut­wäch­ter, un­ter ih­nen Na­nu­ku-Vjat, der sich in­zwi­schen von Al­li­sons mör­de­ri­schem Schlag wie­der ei­ni­ger­ma­ßen er­holt zu ha­ben schi­en – und den Ge­fan­ge­nen wie­der­um folg­te ei­ne Ab­ord­nung mei­ner Zy­klo­pen­gar­de, an­ge­führt von dem Ober­zy­klo­pen Bo­ris Pe­tron­ko.
    Als die Ko­lon­ne sich

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