Geheimprojekt Styx

den Lauf zur Seite drückte, um nicht getroffen zu werden, Hendricks nutzte das Knie des anderen Mannes als Absprungort und riss den Hünen scheinbar mühelos zu Boden. Dass dieser Hebel ausgeklügelt war, enorm kompliziert zu erlernen und nur von Leuten beherrscht wurde, die von einem Experten in der Kampfkunst Krav Maga unterrichtet worden waren, spielte dabei keine Rolle. Der Mann schlug gerade mit dem Hintern auf dem Boden auf, da hatte Hendricks bereits zwei Schläge auf den Kehlkopf abgegeben und befand sich in einer Drehung nach Links, um den Mann mit dem Sturmgewehr zu erwischen.
    Brauer riss, leicht verzögert, mit schierer Kraft und Masse den Anführer von der Tür weg und befand sich anschließend in einem rasend schnellen Nahkampf, bei dem die schlichte Geschwindigkeit der Hiebe schon ausgereicht hätte, um achtzig Prozent der Teilnehmer außer Gefecht zu setzen. Nicht jedoch Tobias Brauer und seinen Gegner, einen Veteran der Triaden in Hongkong.
    Boratto allerdings traf es nicht so gut wie Brauer. Der Mann, welchen er eigentlich tödlich verwundet hatte, war nicht wie erwartet sofort zu Boden gegangen. Er packte Boratto an seinem Jackett, und obwohl das Blut aus seiner Halswunde schoss, schleuderte er ihn quer durch den Raum, da Boratto rund vierzig Kilogramm weniger auf die Waage brachte und etwa zwei Köpfe kleiner war. Sofort war einer der anderen Triaden bei ihm und deckte ihn mit einer Reihe von Schlägen und Tritten ein, die Boratto nicht parieren konnte, da er noch mit den Nachwirkungen der unsanften Landung in der Zimmerecke zu kämpfen hatte.
    Und auch Hendricks erging es wenig besser. Ein Tritt riss ihn aus der Drehung und er krachte auf eines der Sofas, riss es fast um und konnte nur durch eine Rückwärtsrolle einem sonst wohl fatalen Tritt entgehen. Er kam wieder auf die Beine – sofort in Abwehrhaltung – und sah sich drei Triaden gegenüber.
    Einer von ihnen sagte etwas auf Mandarin, was Hendricks bloß mit einer Beleidigung auf Spanisch zu kontern wusste.
    Hendricks spannte sämtliche Muskeln in seinem Körper an, machte sich bereit zum Ausweichen, zum Parieren, zum Kontern. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, da er noch nie mit Triaden in einen Nahkampf verwickelt gewesen war. Er dachte an Nadia und schöpfte aus ihrem warmen Lächeln, das sein inneres Auge ausfüllte, neue Kraft.
    Dann setzten sich die drei Triaden in Bewegung und Hendricks tat es ihnen gleich.

Kapitel 22 – Planänderung
     
    Hendricks hatte sich dazu entschlossen, mit wenig fairen, aber höchst effektiven Methoden den Kampf gegen seine drei Kontrahenten zu beenden – oder zumindest zu vereinfachen. In dem Wissen, nicht mehr als einen der Triaden erschießen zu können, riss er seine Back-Up-Pistole hervor und streckte den Mann zu seiner Linken mit zwei schnellen Schüssen nieder. Dann wich er dem ersten Schlag des nächsten Triaden halb aus, warf seine Pistole weg und parierte den nächsten Schlag. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Boratto immer noch am Boden lag und nur noch versuchte, möglichst schmerzlos den Attacken zu entgehen. Brauer rang immer noch mit dem Anführer der Triadengruppe, hatte allerdings bereits eine solide Platzwunde an der Stirn und Blut rann sein Gesicht herunter, verklebte den Ziegenbart und sammelte sich am Kragen seines Hemdes.
    Es bestand kein Zweifel, die Triaden waren harte Gegner.
    Hendricks registrierte zu spät, wie sich sein zweiter Gegner von der Seite näherte, dann traf ihn ein Tritt in die Nierengegend, dessen ansonsten fatale Wirkung er nur durch eine halbe Drehung abschwächte. Aber trotzdem wurde er zurückgerissen und die beiden Triaden stürzten sich gnadenlos auf ihn. Hendricks wandelte sein unkontrolliertes Taumeln in eine Ausweichbewegung um, rutschte über den Couchtisch und bekam ein Glas mit Wasser zu fassen. Mit einer raschen Bewegung schleuderte er es auf den Triaden, der Boratto bearbeitete, dann waren seine beiden Gegner auch schon wieder bei ihm. Der eine war Hendricks direkt über den Couchtisch gefolgt, der andere schwang sich gerade über eine Couch, um den Firmenchef von hinten anzugreifen.
    Hendricks' Augen schnellten nach links und rechts, dann stürzte er sich auf den Triaden, der gerade zum Sprung vom Couchtisch ansetzen wollte, um Hendricks auf Kopfhöhe erwischen zu können.
    Unterdessen hatte das Glas Borattos Gegner soweit aus dem Konzept gebracht, dass der Brasilianer selbst zum Gegenangriff übergehen konnte. Er donnerte seinen Fußrücken