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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Bunte
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mit einem Feuergefecht. Er schaute immer noch aus dem Fenster, verzog angewidert das Gesicht, als er in einer kleinen, größtenteils überdachten Seitengasse eine Prostituierte sah, die ihren Kunden oral befriedigte, und gab einer anderen mit einer barschen Geste zu verstehen, dass sie gar nicht erst zum Wagen, der inzwischen so gut wie stand, zu kommen brauchte.
    „Walter“, sagte Gorro langsam und umfasste den Griff der Benelli Schrotflinte unter der Decke etwas fester. „Wo sind wir hier gelandet?“
    „Südafrika, du Klugscheißer“, gab Tinto gereizt zurück. Sie drehte sich etwas um und sah Gorro in die Augen. „Noch nie Elendsviertel gesehen? Das nackte Grauen?“
    Anders als beispielsweise Hendricks, der bestimmt schon mehr als ein Dutzend Mal in den Favelas Rio de Janeiros operiert hatte, konnte Gorro auf diese Erfahrung nicht zurückgreifen. Zwar hatte er die Grauen des Krieges er- und überlebt, doch Townships waren dann doch noch eine andere Erfahrung.
    „Nicht in der Form, nein“, gestand Gorro.
    „Dann wird es ja mal Zeit.“ Tinto drehte sich wieder nach vorne und schaute zu Mangope hinüber, der genervt abwechselnd in die Seitenspiegel und den Rückspiegel schaute. Als er Tintos Blick bemerkte, zuckte er mit den breiten Schultern.
    „Ist ja immer so, dass man nicht von der Stelle kommt.“
    „Stimmt. Aber mein letzter Besuch hier ist schon eine Weile her.“
    „War das die Sache mit dem entführten Sohn des Geschäftsmanns aus Japan?“, fragte Mangope nach, der meinte, sich erinnern zu können, wann und warum Tinto zuletzt in den Townships gewesen war.
    „Der Typ, der unbedingt mal ein wildes Sexabenteuer haben wollte? Und sich dabei völlig verkalkuliert hat?“
    „Ja, genau.“
    Tinto lachte und nickte bestätigend. „Ja, den meinte ich auch. Ein echter Vollidiot war das.“
    „Aber sein Vater hat verdammt gut gezahlt.“
    „Nachdem er eine amerikanische Firma dafür engagiert hat und die es nicht gebacken bekommen haben, war das ja auch kein Wunder. Aber sag mal, Walter, du warst doch damals gar nicht dabei, oder?“
    „Nur indirekt. Ich habe das am Rande mitbekommen, hatte zu dem Zeitpunkt eine Rekrutenklasse der Polizei auszubilden.“
    „Ah, und machen sich die Jungs und Mädels gut?“
    „Habe bisher keine Beschwerden gehört.“ Mangope trat die Kupplung durch und anschließend das Gaspedal. Der Motor heulte auf und zwei Frauen wichen erschrocken in eine Seitengasse aus. Langsam setzte sich der Geländewagen wieder in Bewegung und brachte sie näher an ihr Ziel heran. Gorro war immer noch fasziniert, wie Mangope in dieser schier unendlichen Quelle von potentiellen Gefahren so ruhig bleiben konnte. Er nämlich hatte sich am Griff der Benelli Schrotflinte festgekrallt und hoffte, diesen Ort rasch hinter sich lassen zu können, ohne vorher erschossen zu werden.
    Sie fuhren etwa zwanzig Minuten weiter durch die engen Straßen und von Minute zu Minute wurde Gorro nervöser. Sein T-Shirt war unter den Achseln komplett durchgeschwitzt und auch am Rücken bemerkte er den ersten Schweiß.
    Ich hätte doch Priester bleiben sollen, dachte er im Stillen, verwarf den Gedanken aber sofort wieder.
    „Wir sind da“, sagte Mangope plötzlich und riss Gorro damit aus seinen Gedanken. Der Spanier blickte zwischen den beiden Vordersitzen hindurch auf ein zweistöckiges Gebäude aus Stein und Wellblech, neben dessen vergitterter Tür ein Tor war, das mit einer Plastikplane verhängt worden war. Für das Zentrum des Townships waren nach Gorros Auffassung erstaunlich wenig Leute unterwegs, vielleicht drei Dutzend, was gemessen an den Straßen, auf denen sie her gefahren waren, wenig war.
    Als irgendwo eine Reihe von Schüssen abgefeuert wurde, zuckte Gorro zusammen und hätte beinahe die Schrotflinte gepackt, die Tür aufgerissen und sich außerhalb des Fahrzeugs in Deckung begeben. Dass sich die Benelli trotzdem ruckartig in seine Nähe bewegt hatte, konnte er nicht ganz unterdrücken.
    „Ihr wartet, ich schaue, dass wir den Wagen im Innenhof abstellen können“, ordnete Mangope an, nahm den Gang raus und zog die Handbremse an. Der große Mann stieg aus, ging zur Tür des Gebäudes hinüber und klopfte. Gorro hörte nicht, was Mangope sagte, doch aufgrund von Mimik und Gestik konnte es sich nur um eine wüste Diskussion handeln. Schließlich drehte sich Mangope um und ging mit raschen Schritten zurück zum Mitsubishi. Ein leichtes Beben ging durch den Wagen, als er sich hinter das Steuer

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