Geheimrezept zum Glücklichsein
Hier ist Justine Chesterfield.«
Der Name war Jackie vertraut. Justine Chesterfield, der kürzlich geschiedene Liebling der Klatschspalten. Der Name öffnete Türen in Bridgeport, Monte Carlo und St. Moritz. Alles in der entsprechenden Saison natürlich.
Jackie glaubte an Vorahnungen, und ihre momentane gefiel ihr gar nicht. Sie war versucht, einfach aufzulegen, aber sie bezweifelte, dass es etwas genützt hätte. »Natürlich . « Ihre Mutter wäre entzückt über ihren liebenswürdigen Ton gewesen. »Ich werde nachsehen, ob er zu sprechen ist, Mrs Chesterfield.«
Es war lächerlich, eifersüchtig auf eine Stimme am Telefon zu sein. Außerdem war sie überhaupt nicht eifersüchtig veranlagt. Dennoch vermittelte es Jackie eine ungeheure Befriedigung, dem Hörer die Zunge herauszustrecken, bevor sie Nathan suchen ging.
Da er gerade die Treppe herunterkam, brauchte Jackie nicht weit zu suchen. »Da ist ein Anruf für dich. Justine Chesterfield.«
»Oh . « Er verspürte einen Anflug von schlechtem Gewissen, der ihn verblüffte. Warum sollte er sich wegen eines Anrufs von einer alten Freundin schuldig fühlen? »Danke. Ich nehme ihn in meinem Arbeitszimmer entgegen.«
Jackie verweilte nicht absichtlich in der Halle. Konnte sie etwas dafür, dass ihr plötzlich das Knie juckte? Also blieb sie stehen und kratzte, während Nathan sein Arbeitszimmer betrat und den Hörer abnahm.
»Justine, hallo … Vor ein paar Tagen … Eine neue Haushälterin? Nein, das war …« Wie konnte er ihr Jackie erklären? »Ich wollte dich auch anrufen. Ja, wegen Fred MacNamara.«
Jackie ging zurück in die Küche. Sie starrte das Telefon an. Es war verlockend, den Hörer abzuheben, sehr langsam, sehr leise – natürlich nur, um zu sehen, ob er noch telefonierte. Gedacht, getan. Dann, mit einem unterdrückten Fluch, legte sie den Hörer zurück auf die Gabel – hörbar.
Es interessierte sie eigentlich gar nicht, was er dieser Justine zu sagen hatte. Sollte er der doch erklären, warum eine Frau bei ihm im Haus wohnte. Weil dieser Gedanke sie belustigte, drehte sie das Radio lauter und sang inbrünstig mit.
Mit der Sorgfalt einer Frau, die gerne kocht, rührte sie das Soufflé an. Sie wollte nicht mit Töpfen und Pfannen klappern. Sie konnte sich beherrschen. Sie machte es sich nicht zur Gewohnheit, aber sie wusste, wie es ging. Schließlich war es nur ein Anruf. Wahrscheinlich rief jene Frau nur an, um für ihren bevorzugten Wohltätigkeitsverein zu sammeln. Oder vielleicht wollte sie ihren Salon umgestalten. Es gab ein Dutzend sehr harmloser und völlig logischer Gründe für Justine Chesterfield, um Nathan anzurufen.
Weil sie ihn sich angeln will, dachte Jackie bitter und zwang sich, den Souffléteig in die Pfanne zu gießen, ohne einen Tropfen zu verschütten.
»Jackie?«
Sie drehte sich um, so umsichtig mit ihrem Lächeln wie zuvor mit dem Teig. »Alles klar? Hattest du einen netten Plausch mit Justine?«
»Ich wollte dich wissen lassen, dass ich ausgehe, damit du dich nicht um das Dinner sorgst.«
»Hmm . « Jackie legte eine Gurke auf das Holzbrett und begann, sie in Scheiben zu schneiden. »Ist es eigentlich Justines zweite oder dritte Ehe, die inzwischen geschieden wurde?«
»Die dritte, glaube ich . « Nathan lehnte sich an den Türrahmen, während er beobachtete, wie Jackie mit tödlicher Treffsicherheit das Messer hinabsausen ließ. Eifersucht, dachte er. Er hatte eine eifersüchtige Frau am Hals, ohne eigenes Verschulden. Er wollte etwas sagen, schwieg dann aber. Er sah keinen Anlass für Erklärungen. Vielleicht war es absurd, aber wenn sie glaubte, dass er und Justine eine romantische Beziehung hegten, war es vielleicht für alle am besten. »Wir sehen uns später.«
»Viel Spaß . « Jackie drehte sich nicht um und hörte auch nicht auf zu schneiden, bis sie die Haustür ins Schloss fallen hörte. Dann schüttete sie den Souffléteig in den Ausguss.
Es half Jackie, sich wieder an die Arbeit zu begeben, das tröstende Rattern der Schreibmaschine zu hören. Noch mehr half die Entwicklung einer neuen Romangestalt – Carlotta, eine schlampige, hinterhältige Bordellwirtin, die die Männer wie Pokerchips benutzte.
Jake, der auch nur ein Mann war, fiel auf sie herein. Aber Sarah, mit dem klaren Blick einer Frau, erkannte Carlotta als das, was sie war. Aus Angst vor seinen wachsenden Gefühlen für Sarah wandte Jake sich Carlotta zu. Irgendwann würde sie ihn verraten, und dieser Verrat würde Sarah beinahe das
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