Geheimrezept zum Glücklichsein
hatte.
Konnte es so leicht für sie sein, sich zu verlieben? Ja, dachte Nathan. Nun, da er sie allmählich kennen- und verstehen lernte, war er sicher, dass es für Jackie so natürlich wie das Atmen war, sich zu verlieben und diese Liebe zu erklären.
Er konnte es ausnutzen. Sie würde es ihm nicht einmal verdenken. Er konnte ohne schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle tun, wovon er träumte – in ihr Zimmer gehen und beenden, was sie zuvor begonnen hatten.
Und doch – er konnte es nicht. Er würde nie vergessen, wie ihre Augen geblickt hatten. Vertrauensvoll, ehrlich und unglaublich verletzlich. Sie hielt sich für hart, für unverwüstlich. Und er glaubte, dass sie es war, bis zu einem gewissen Punkt. Wenn sie ihn wirklich liebte und er ihr wehtäte, indem er beiläufig nahm, was die Liebe sie zu geben drängte, würde sie sich nicht unterkriegen lassen. Wie sollte er also mit ihr umgehen?
Er hatte am frühen Abend geglaubt, es zu wissen. Sich mit Justine zu treffen war ein kalkulierter Schritt gewesen, um sich von Jackie zu distanzieren, ihr und sich selbst zu zeigen, wie lächerlich unwahrscheinlich eine Beziehung zwischen ihnen wäre.
Und dann, in Justines eleganter Eigentumswohnung mit den gold-weißen Räumen und den geschmackvollen französischen Antiquitäten, hatte er an nichts anderes als an Jackie denken können. Es hatte ausgezeichneten Lachs gegeben, zubereitet von Justines Haushälterin. Und ihn hatte plötzlich nach dem würzigen Hähnchen verlangt, das Jackie an jenem ersten Abend zubereitet hatte.
Er hatte gelächelt, als Justine – in einen eleganten weißen Hausanzug gekleidet, das weizenblonde Haar zu einer eleganten Rolle hochgeschlungen – ihm Brandy serviert hatte. Und er hatte daran gedacht, wie Jackie in Shorts aussah.
Mit Justine hatte er über gemeinsame Freunde gesprochen und Ansichten über Frankfurt und Paris ausgetauscht. Ihre Stimme klang leise und beruhigend, ihre Bemerkungen waren präzise und leicht amüsant. Er hatte sich an die Ausbrüche und die verworrenen, wilden Pfade erinnert, die Jackies Unterhaltungen einschlagen konnten.
Justine war eine geschätzte Freundin. Sie war eine Frau, mit der er sich stets völlig wohlgefühlt hatte. Er kannte ihre Familie, und sie kannte seine. Ihre Ansichten mochten nicht immer völlig übereinstimmen, aber sie waren stets vereinbar. Im Laufe der zehn Jahre, die sie sich kannten, waren sie nie Geliebte geworden. Justines Ehen und Nathans Reisen hatten das verhindert, obgleich stets eine leichte und angenehme Anziehungskraft zwischen ihnen in der Luft gelegen hatte.
Das konnte sich nun ändern, und sie waren sich dessen beide bewusst. Sie war unverheiratet, und er war zu Hause. Sehr wahrscheinlich würde es nie eine Frau geben, die er besser kannte, die seinem Geschmack mehr entsprach als Justine Chesterfield. Doch er hatte sich danach gesehnt, in der Küche zu sitzen und Jackie bei der Zubereitung einer Mahlzeit zu beobachten, auch wenn das verdammte Radio plärrte. Er hielt es durchaus für möglich, dass er den Verstand verlor.
Der Abend hatte mit einem züchtigen, beinahe brüderlichen Kuss geendet. Er hatte nicht mit Justine schlafen wollen, obgleich er sicherlich eine Frau brauchte. Es erzürnte ihn zu erkennen, dass er an Jackie gedacht und sich wie ein Betrüger gefühlt hätte, wenn er mit Justine geschlafen hätte. Es bestand kein Zweifel daran. Er wurde verrückt.
Nathan gab den Versuch auf, vernünftig zu denken, und stieg verwirrt aus dem Wagen. Während er das Haus betrat, dachte er, dass ein langes Bad im Whirlpool ihn vielleicht genügend ermüden würde, um erholsamen Schlaf zu finden.
Jackie hörte Geräusche von unten und setzte sich im Bett auf. Nathan? Sie hatte keinen Wagen vorfahren und anhalten gehört. Über eine halbe Stunde lang hatte sie auf seine Rückkehr gelauscht, und selbst im Halbschlaf hätte sie es gehört. Sie kroch zum Fußende des Bettes und spitzte die Ohren. Stille.
Wenn es Nathan war, warum kam er dann nicht herauf? Ihr Herz begann zu pochen, während sie zur Tür schlich und hinausspähte. Warum spazierte er dann im Dunkeln umher?
Weil es nicht Nathan ist, entschied sie. Es war ein Einbrecher, der vermutlich seit Wochen das Haus beobachtete und auf seine Chance gewartet hatte. Er wusste, dass sie allein im Haus war und schlief, und daher war er eingebrochen, um Nathan auszurauben.
Mit einer Hand auf dem Herzen zögerte Jackie. Sie konnte die Polizei rufen und sich dann im Bett
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