Geheimsache Labskaus
Durchmesser
Eigenschaften: Geschmack: fischig, Farbe: ekel-braun, Oberfläche: matschig
Laborversuch (Mäuse): kein Effekt
Selbstversuch: entfällt (zu eklig!)
Dopingkontrolle: nicht nötig (siehe oben)
Donnerstag, 23. Juli, 14.10 Uhr
Nachdem Anderling unsanft die Besuchszeit beendet hatte, schlurfte Zack gedankenverloren über den Hof in Richtung Jungenhaus. Oskar hatte versprochen, morgen wiederzukommen. Aber bis dahin war Zack mit seinen vielen Fragen allein. Wieso hatte die Heimleiterin mit keiner Silbe erwähnt, dass der verschwundene Pudel ihr eigener war? Wusste sie noch gar nichts davon? Das konnte nicht sein. Die Polizei hatte schließlich mit Frau Feudel gesprochen. Und die Haushälterin hatte den Diebstahl mit Sicherheit sofort Frau Hansen berichtet. Bei der Gelegenheit musste Feudel doch auch von ihm, Zack, gesprochen haben! Aber jetzt tat die Heimleiterin, als hätte sie mit der ganzen Geschichte überhaupt nichts zu tun. Sonderbar.
Zack war so sehr in seine Grübelei vertieft, dass er überhaupt nicht bemerkte, wie er sich Schritt für Schritt Paloma Hansen näherte. Er bremste abrupt – um ein Haar wäre er der Direktorin in die Hacken gerannt. Hansen sah überrascht auf. „Wo willst du denn hin, Zacharias? Doch nicht etwa auf dein Zimmer! Gleich beginnt im Schulgebäude der Kreativitätsunterricht!“
Zack hatte vorgehabt, diese Veranstaltung zu schwänzen. Elektra hatte ihn aufgeklärt, worum es dabei ging: Die Kinder mussten Werbesprüche für das Dosenlabskaus entwerfen. Paloma Hansen wusste genau, wie sich Geld sparen ließ: Eine Profi-Agentur würde für solche Dienste ein deftiges Honorar verlangen – die Insassen ihres Heims lieferten ganz umsonst Ergebnisse. Jetzt oder nie, fand Zack. „Raissa ist Ihr Hund, nicht wahr, Frau Direktorin Hansen?“
„Wie bitte?“
„Raissa. Der Pudel, den ich immer ausführe. Und der jetzt verschwunden ist. Der gehört Ihnen. Ihre Haushälterin hat es Oskar erzählt. Wussten Sie nicht, dass man uns wegen Ihres Hundes hier eingeliefert hat?“
„Zacharias, es ist besser, du begibst dich jetzt in den Unterrichtssaal.“
So schnell gab Zack nicht auf. „Aber Sie müssen doch wissen, dass Ihr Hund weg ist! Und Sie müssen doch auch wissen, dass ich den Beiß… dass ich Raissa total gern habe. Ich würde dem Tier nie etwas antun!“
„Zacharias, hast du mich eben nicht gehört? Wir diskutieren jetzt nicht.“ Frau Hansens Stimme klang zunehmend bedrohlich.
Aber Zack hatte sich bereits in Rage geredet. „Verdammt, Mann!“, rief er. „Es gibt doch nicht einmal einen Beweis dafür, dass ich schuld bin!“ Ihm entging völlig, dass die Heimleiterin etwas aus ihrer Jackett-Tasche zog. „Oder will etwa jemand gesehen haben, wie wir Raissa –“
Weiter kam er nicht. Hansen hielt plötzlich eine Spraydose in der Hand, zielte – und sprühte. Noch nie hatte Zack etwas so Übelriechendes eingeatmet. Eine Mischung aus Büffeldung und alter Mayonnaise. Während Zack würgend um Atem rang, verstaute Hansen das Spray wieder in ihrem Jackett. „Ich benutze den Erziehungsduft nur sehr selten. Aber du hast mir keine andere Wahl gelassen, Zacharias.“ Sie schloss einen Moment lang die Augen, fasste sich mit beiden Händen an die Schläfen und seufzte: „Armer Junge, du musst noch viel lernen.“ Jetzt klangen ihre Worte wieder klebrig-süß. „Kein Wunder, dass du in der Welt da draußen nicht klargekommen bist. Du musst noch lernen, deinen Gesprächspartnern zuzuhören. Aber keine Sorge: Wir werden dir helfen! Ab jetzt darfst du jeden Morgen beim Frühdienst zeigen, was in dir steckt. Und zusätzlich übernimmst du bis auf Weiteres die Nachtschicht.“
„Welche Nachtschicht?“ Zack sah die Heimleiterin entsetzt an.
„Die, bei der du aufräumen und sauber machen kannst, bevor es morgens wieder losgeht. Glaub mir, du wirst dich danach so ausgeglichen fühlen wie noch nie. Weißt du was – am besten, du fängst gleich damit an. In die Küche mit dir!“ Hansen griff in ihr Jackett und zog ein Funkgerät aus der Innentasche. „Anderling, Zacharias Pollack ist ab sofort im Spezialprogramm.“
Donnerstag, 23. Juli, 14.28 Uhr
„Rekordverdächtig, mein Lieber!“ Elektra schob sich verstohlen, so dass die Überwachungskameras nichts davon mitbekamen, einen halben Schokoriegel in den Mund.
Die beiden hatten sich in der Küche wiedergetroffen, nachdem Zack sich mit Wasser und Seife das miefende Spray aus dem Gesicht geschrubbt hatte. Elektra hatte
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