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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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Gedankenverloren zog er den Band heraus und fing an zu blättern.
    „Zack, hier!“, flüsterte Elektra. „Bücher über Norddeutsche Küche!“ Sie griff sich das erste. „Kiek in de Kök. Die schönsten Rezepte der Hanseaten“, murmelte sie und begann konzentriert zu lesen.
    Zack war mittlerweile auf der Seite mit dem Himbeer-Milchreis angelangt. Sein Bauch fühlte sich ganz hohl und leer an. „Zack, schau doch mal, ich hab ein Labskaus-Rezept“, zischte Elektra ungeduldig.
    „Bin gleich bei dir“, flüsterte Zack. Wo war nur der Vanillepudding?
    „Hör mal, hier sind die Zutaten: Kartoffeln, Milch, Fleischbrühe, Zwiebeln, Rote Bete, Corned Beef, Rollmops, Gewürzgurke.“
    Das klang nach Zacks Ansicht nicht besonders verdächtig. „Hm“, machte er abwesend und blätterte weiter.
    Der Brief steckte zwischen den Seiten 36 und 37:
    HANSEN
    HEUTE TRAF ES DEiNEN HUND
    MORGEN TRiFFT ES DiCH
    DiES iST DiE LETZTE WARNUNG
    BRiNG DAS ALTE ABWASSER ZURÜCK iN DiE ELBE
    SONST WiRST DU EiN GRAUSiGES ENDE NEHMEN
    KOMM UNSEREN WÜNSCHEN NACH
    DANN SiEHST DU ViELLEiCHT DEiNEN KÖTER WiEDER
    DU HÖRST VON UNS
    Kein Name, kein Absender.
    „Mann, das gibt’s ja nicht!“, zischte Zack.
    Mit ein paar Schritten war Elektra bei ihm. „Ist ja ’n Ding“, flüsterte sie aufgeregt. „Das erklärt einiges!“
    „Echt? Was denn?“ Für Zack machte dieser geheimnisvolle Brief alles nur noch rätselhafter.
    „Ist doch klar, Hansens Hund wurde entführt! Irgendjemand erpresst sie, und sie versucht, das um jeden Preis zu verheimlichen.“
    „Aber was soll denn das heißen: ‚Bring das alte Abwasser zurück in die Elbe‘?“
    „Keine Ahnung“, gab Elektra zu.
    „Und wieso ist die Hansen so ausgetickt, als ich sie nach dem Beißer gefragt habe?“
    „Wahrscheinlich hatte sie Angst, sich zu verplappern. Und sie wollte dich einschüchtern, damit du nicht noch mehr unangenehme Fragen stellst.“ Elektra ging zum Kopierer und drückte auf den grünen Schalter. Das Display begann zu blinken. „ GERÄT IN AUFWÄRMPHASE “, stand dort in Großbuchstaben.
    „Was hast du vor?“, fragte Zack verwundert.
    „Wenn wir den Brief mitgehen lassen, merkt Hansen, dass jemand hier war. Also kopieren wir das Beweismaterial.“
    Zack war beeindruckt. Elektra hatte wirklich das Zeug zur Profi-Spionin. Wenn nur der uralte Kopierer ein bisschen schneller startklar wäre. Sie waren schon entschieden zu lange in diesem Büro. Höchste Zeit, von hier zu verschwinden! Eine gefühlte Ewigkeit später erschien das Wort „ BEREIT “ im Bedienfenster der Maschine. Mit der linken Hand presste Zack den Drohbrief auf die Glasplatte, mit der rechten drückte er „ KOPIEREN “.
    „Mensch, Zack, mach das doch ordentlich“, kicherte Elektra, „du kopierst ja deine Finger mit.“
    „Ist doch egal“, wisperte Zack. Sanft ratternd spie das Gerät ein Blatt Papier in das Auffangfach. „Jetzt bloß keinen Fehler machen“, dachte er. Behutsam nahm er das Original, ging zurück zum Bücherregal und legte den Brief zurück an seinen Platz: Zwischen Seite 36 und 37, genau in die Torte. Das Buch musste zurück ins unterste Regal.
    Da ging draußen im Flur das Licht an.
    Zack erstarrte. Das Klappern von hohen Absätzen hallte durch die Stille. In diesem Heim trug nur eine Person Stöckelschuhe. Elektra handelte blitzschnell, schnappte sich den schweren Messingrahmen vom Schreibtisch, rannte zum Fenster, riss es auf. „Halt meinen Fuß fest!“, zischte sie Zack zu, als sie sich auf die Fensterbank schwang. Zack umklammerte ihren linken Knöchel, ihr rechter Fuß baumelte über dem nachtschwarzen Abgrund. Elektra lehnte sich, so weit sie konnte, ins Freie, in der rechten Hand hielt sie den Bilderrahmen wie eine Frisbeescheibe. Sie holte aus, zielte und – klirr! Die Fensterscheibe des Nebenzimmers zerbarst in Tausend Splitter.
    Die Schritte auf dem Flur verstummten. Dann wieder Schritte. Dann wieder Stille.
    Obwohl Zack das Herz bis in die Schläfen wummerte, konnte er hören, wie ein Schlüsselbund klimperte und die Tür nebenan aufging. Elektra stieß den Jungen an und tippte sich an den Kopf. Zack verstand: Sie knipsten ihre Lichter aus und schlichen durchs Dunkel zur Tür.
    Als Zack kurz darauf auf sein Bett sank und sich mit zitternden Händen die Stirnleuchte vom Kopf zog, konnte er sich kaum an die Einzelheiten ihrer geglückten Flucht erinnern. Er wusste nur noch, dass er irgendwie mit Elektra zur Treppe gelangt war. Dann war er gerannt, so

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