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Gehen (German Edition)

Gehen (German Edition)

Titel: Gehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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Kleiderhaus Zum Eisenbahner vorbei auf die Friedensbrücke und von dort in den rustenschacherschen Laden, mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit, sagt Oehler. Tatsächlich sei Karrer dem Oehler davongelaufen, Oehler habe Karrer nur in einem Abstand von mehr als zehn, längere Zeit in einem Abstand von fünfzehn oder gar zwanzig Metern folgen können, während dieses Hinterkarrerherlaufens habe Oehler immer wieder gedacht, wenn Karrer nur nicht in den rustenschacherschen Laden hineingeht, wenn er nur nicht die Unvorsichtigkeit begeht , in den rustenschacherschen Laden hineinzugehn, aber genau das, was Oehler, während er hinter Karrer her ist, befürchtete, war eingetreten, Karrer sagte, gehen wir in den rustenschacherschen Laden hinein und Karrer sei, ohne auf einen Kommentar von seiten des erschöpften Oehler zu warten, auch gleich in den rustenschacherschenLaden hineingegangen, mit einer unglaublichen Vehemenz hat Karrer die Tür zum rustenschacherschen Laden aufgerissen, sich dann aber beherrschen können, sagt Oehler, aber naturgemäß die Beherrschung gleich wieder verloren. Karrer rennt an den Ladentisch, sagt Oehler und der Verkäufer fängt widerspruchslos an, dem Karrer, dem er in der Vorwoche schon alle Hosen gezeigt hatte, alle Hosen zu zeigen, alle Hosen gegen das Licht zu halten. Sehen Sie, so Karrer, sagt Oehler, sein Sprechen ist plötzlich, wahrscheinlich, weil wir stehen, so ruhig, diese Straße kenne ich von Kindheit an und ich habe alles durchgemacht, was diese Straße durchgemacht hat und es gibt nichts in dieser Straße, das mir nicht vertraut wäre, er, Karrer, kenne jede Regelmäßigkeit und jede Unregelmäßigkeit in dieser Straße und sei es auch eine der häßlichsten, er liebe diese Straße wie keine andere. Wie oft habe er, Karrer, sich gesagt, diese Menschen siehst du tagtäglich und es sind immer die gleichen Menschen, die du siehst und die du kennst, die immer gleichen Gesichter und die immer gleichen Kopf- und Gehbewegungen, die für die Klosterneuburgerstraße charakteristischen Kopf- und Gehbewegungen. Diese Hunderte und Tausende von Menschen kennst du, so Karrer zu Oehler, und du kennst sie auch, wenn du sie nicht kennst, weil es im Grunde immer die gleichen Menschen sind, alle diese Menschen sind gleich und nur für den oberflächlichen Beschauer (als Beurteiler) unterscheiden sie sich. Wie sie gehen und wie sie nicht gehen und wie sie einkaufen und wie sie nicht einkaufen und wie sie sich im Sommer und wie sie sich im Winter verhalten und wie sie geboren werden und wie sie sterben, so Karrer zu Oehler. Du kennst alle diese fürchterlichen Verhältnisse. Du kennst alle diese Versuche (zu leben), die aus diesen Versuchen nicht herauskommen, dieses ganze Versuchsleben, diesen ganzen Versuchszustand als Leben, so Karrer zu Oehler, sagt Oehler. Hier bist du in die Schule gegangen und hier hast du deinen Vater überlebt und deine Mutter und anderewerden dich, wie du deinen Vater und deine Mutter überlebt hast, überleben, so Karrer zu Oehler. Auf alle Gedanken, auf die du jemals gekommen bist, bist du in der Klosterneuburgerstraße gekommen (wenn du die Wahrheit weißt, auf alle deine Ideen, auf alle deine Zurechtweisungen, Umwelt, Innenwelt betreffend). Mit wievielen Ungeheuerlichkeiten ist für dich (so Karrer zu Oehler) die Klosterneuburgerstraße angefüllt. Du brauchst nur in die Klosterneuburgerstraße hinein gehen und die ganze Erbärmlichkeit und Trostlosigkeit des Lebens kommt auf dich zu. Diese Mauern, diese Zimmer, mit und in welchen du alt geworden bist, diese vielen, für die Klosterneuburgerstraße charakteristischen Krankheiten, denke er, Karrer, so Oehler, diese Hunde und diese an diese Hunde gefesselten alten Menschen. Die Art und Weise, wie Karrer diese Sätze sagte, so Oehler, war in der Folge von Hollensteiners Selbstmord nicht verwunderlich, alles hatte für Karrer etwas Trostloses, eine Niedergeschlagenheit, die ich an ihm vorher nicht beobachtet hatte, hatte sich seiner nach dem Tod Hollensteiners bemächtigt gehabt. Alles hatte aufeinmal die düstere Farbe dessen, der nichts anderes mehr sieht, als das Sterben und für den nichts anderes mehr zu geschehen scheint, als nur Sterben um ihn herum. Aber Scherrer, so Oehler, war an allen diesen mit dem Selbstmord Hollensteiners zusammenhängenden Veränderungen in Karrers Persönlichkeit nicht interessiert gewesen. Wie sie dich als Kind oft in die Hauseingänge hineingezerrt haben und in diesen Hauseingängen

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