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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Beifahrerfenster. Falls sie sich wehgetan hatte, ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Wir haben nur einen Schuss frei«, stellte Diane laut klar.
    »Diane«, entgegnete Gail, »schwör mir sofort, dass du das Ding nicht benutzt.«
    »Wie ich sagte«, erwiderte Diane. »Wir haben nur einen Schuss. Tom, du musst es bis zu den Eichen da vorne schaffen, und dort springen wir alle drei aus dem Wa gen und rennen in verschiedene Richtungen. Dann muss er sich entscheiden, auf wen von uns er schießen oder wen er ver folgen will. Er kann sich unmöglich drei bewegliche Ziele auf einmal vornehmen, bevor wir in der Dunkelheit verschwunden sind.«
    »Und? Was glaubst du, für wen er sich entscheidet?«, rief Tom über den Lärm hinweg, während er über das Lenkrad gebeugt fuhr, als ob der Teufel hinter ihm her wäre.
    »Ich glaube, er entscheidet sich für den Mann. Oder was glaubst du?«
    »Was ist, wenn es eine Polizistin ist?«
    Diane lachte. »Dann bist du trotzdem dran!«, rief sie.
    Tom steuerte den Wagen zwischen zwei Eichen mit tief
herabhängenden Ästen hin durch und wäre um ein Haar in eine weitere hineingekracht, die sich vor ihnen auftat, doch dann schleuderten sie haarscharf an ihr vorbei. Diane öffnete ihren Sicherheitsgurt, fasste nach dem Türgriff, dachte Jetzt geht das also wieder los und wunderte sich gleichzeitig, was für abstruse Gedanken ihr Ge hirn in den unpassendsten Momenten hervorbrachte. Der Polizist, der sie verfolgte, hatte das Recht, von der Schuss waffe Gebrauch zu machen. Es war ein heik ler Einsatz. Sie hoffte, dass er ei ner von der vorsichtigen Sorte war. Tom bremste, riss das Lenkrad mit aller Kraft herum und trat noch einmal voll aufs Gaspedal, sodass der Wagen herumschleuderte und die Scheinwerfer in Richtung des Polizisten zeigten, bevor der Wagen ruckartig zum Stehen kam. Noch bevor sie richtig anhielten, sprang Diane aus dem Auto und raste los wie ein Rennpferd. Raus aus dem Gatter und über die gnadenlose Erde. Sie hörte das Aufheulen des Polizeiwagens, der um die Baumgruppe raste. Sie spürte, wie die Lichter der Scheinwerfer über sie hinwegstrichen und warf sich auf den Boden, landete härter, als sie gedacht hatte, rollte herum. Es verschlug ihr beinahe den Atem. Das Heulen des Motors war jetzt links von ihr, und sie hörte, wie sich die Räder in die Erde gruben, als der Polizist scharf wendete.
    Als die Scheinwerfer wieder von ihr fortgeglitten waren, spuckte sie Erde aus, rappelte sich hoch, sprintete los und hoffte, dass es auf dem Feld keine Erdhörnchenhaufen gab. Sie rannte, um möglichst viel Abstand zwischen sich und den Lärm und die Lichter des Polizeiwagens zu bringen. Die trockene Nachtluft brannte ihr in der Kehle, und ihr Kopf glühte von ihrem Versuch, dem Cop eine Botschaft zukommen zu lassen: Jag Tom, jag Tom, jag Tom!
    Sie rannte, ihre Stiefel stampften über den Boden, der Staub schnürte ihr immer noch die Kehle zu. Sie rannte und spürte es nicht in ih ren Muskeln, dafür aber in den Kno chen. Ihre
Muskeln waren taub vor Erschöpfung; doch der Stoß und die Erschütterung jedes einzelnen Schrittes schossen ihr in die Knie und hinauf in die Hüften.
    Sie rannte, bis sie hinfiel. Sie lag keuchend auf der Erde, atmete den Duft der von der Sonne verbrannten Wilden Mohrenhirse ein, ei nen Duft, der nach zu Hause roch. Sie lag da und schnappte nach Luft, schluckte sie geradezu in sich hinein, ihre Beine zitterten vor Erschöpfung. Sie wusste, dass sie wieder hochmusste, dass sie weitermusste, immer weiter, aber sie konnte nicht. Noch nicht.
    So lag sie da, bis der dröhnende Motor des Polizeiwagens leiser wurde und sie den fragenden Gesang der Grillen hörte. Es war ihr schon immer so erschienen, als ob sie in die Dunkelheit riefen: Ist da draußen irgendjemand? Sie hoffte, dass er hinter Tom her war. Sie hoffte, dass Tom es geschafft hatte abzuhauen. Aber sie hoffte, dass er die Verfolgung von Tom aufgenommen und Gail die Chance gegeben hatte zu entkommen.
    Diane lauschte im Liegen den Grillen, bis sie wieder klar sehen konnte, und hob den Kopf vom Boden.
    Vor ihr, noch Kilometer entfernt, aber definitiv da, ragten die Lichter von Dallas auf und erhellten den Nachthimmel, eine Lichtblase mit einem ganz leichten Hauch Gelb und Rosa, die gen Himmel stieg und die Sterne verdeckte.
    Sie senkte den Kopf wieder auf den Boden und leckte sich die Lippen, um sie ein wenig zu befeuchten. Ihre Zunge fühlte sich geschwollen an, als ob ein Zahnarzt sie hätte betäuben

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