Gehetzt - Thriller
Hand eine Kan ne 7-Eleven-Kaffee, in der anderen meine 357er. Und die ganze Zeit gehofft habe, dass der Typ sich nicht von den vorderen Fenstern seiner Wohnung nach hinten begeben hatte.« Diane zog ihre Beine auf den Sitz, streckte sich zur Seite aus und seufzte tief. »Frauen haben die Arschkarte gezogen, in jeder Hinsicht. So war es immer, und so wird es immer bleiben.«
»Ich weiß nicht«, entgegnete Tom. »Jede Veränderung braucht Zeit. Es sei denn, du bist bereit, radikale Maßnahmen zu ergreifen. So geht jedenfalls die Theorie.« Jetzt war es an ihm zu seufzen.
»Eine Frage, Tom«, sagte Diane. »Wie kommt es, dass du und Gail die gleichen Urteile erhalten und eure Haftstrafen an exakt dem gleichen Tag angetreten habt, du aber vor über
zwei Jahren auf Bewährung rausgelassen wurdest, während Gail immer noch sitzen würde, wenn wir nicht getürmt wären, und - wie viele waren es noch, Gail? - weitere zwölf Jahre vor sich gehabt hätte? Was hat der Bewährungsausschuss von dir verlangt? Wie hast du es hingebogen rauszukommen, Tom? Denn als Außenstehende würde ich sagen, wenn es nicht so war, dass sie den Kerl mal wieder mit Samthandschuhen angefasst und die Frau hart rangenommen haben, sieht es auf den ersten Blick so aus, als ob du dich als Spitzel angeboten hättest. Das ist die einzige Möglichkeit, die ich kenne, wie …«
»Diane!«, rief Gail. Ihr Gesicht lief vor Wut rot an. »Was glaubst du eigentlich, mit wem du redest? Und für wen hältst du dich eigentlich, hier solche Vorwürfe zu erheben? Ich fasse es nicht! Soll ich dir mal was sagen? Wenn du dir so sicher bist, von Verrätern umgeben zu sein, warum fahren wir dann nicht einfach an den Rand und lassen dich raus? Ist es das, was du willst? Willst du auf eigene Faust weiterziehen? Ich habe nämlich sowieso keinen Nerv mehr auf dich, wenn du meine Leute für nicht sauber hältst. Sie sind die besten Freunde, die man haben kann - falls du auch nur den blassesten Schimmer hast, was es bedeutet, Freunde zu haben. Und du gehst mir mit diesem Scheiß allmählich verdammt auf den Geist.«
»Pass auf«, meldete sich Tom zu Wort. Er sprach langsam und ruhig. »Ich habe keine Ahnung, was dich an mir stört oder warum du so ausflippst. Ich halte zu euch. Ich stehe auf eurer Seite. Diese Frau neben mir ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich liebe sie. Ich werde sie immer lieben. Und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um ihr zu helfen. Was allerdings du selbst vorhast, ist deine Sache. Ich habe nicht die Absicht, mich einzumischen.«
Diane lehnte ihren Kopf wieder zurück. Scheiße. Sie hatte
keine Ahnung, wie Gail die Dinge sah, aber sie für ihren Teil wusste, dass sie froh sein würde, wenn Tom erst einmal auf dem Rückweg nach Oklahoma City war. Gut, er hatte sie also nicht bei den Marshals verpfiffen. Das glaubte sie ihm jetzt. Er war kein Judas. Sie wusste nicht, ob er wegen seiner Bewährungsauflagen vorhatte zurückzukehren oder ob er dauerhaft von der Bildfläche verschwinden würde. Aber sie hoffte auf Letzteres. Sie hoffte auch, das er Gail in Ruhe lassen würde. Er war nicht gut für sie, das konnte jeder Schwachkopf sehen. Er nutzte sie aus, auch wenn Diane sicher war, dass er es für Liebe hielt. Für einige Männer war das alles, was sie unter Liebe verstanden. Liebe war für sie, eine Frau zu finden, die ihnen den Haushalt machte, das Essen kochte, mit ihnen ins Bett ging, wann immer ihnen der Sinn danach stand, und ihnen ansonsten gefälligst nicht in die Quere kam. Sie glaubte, dass Tom auch so einer war; so kam er ihr jedenfalls vor. Er schien es gewöhnt, dass man für ihn sorgte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Gail darauf hereinfallen würde. Aber die beiden hatten eine gemeinsame Geschichte, eine intensive Geschichte. Was wusste sie schon darüber, wie es vor zwanzig Jahren gewesen war? Welche Wahl Gail damals gehabt hatte? Ihre eigene Mutter hatte offenbar nicht viele Möglichkeiten gehabt. Vielleicht hatte sie deshalb in Wodka gebadet. Vielleicht war es ihre Art gewesen, damit zurechtzukommen, dass sie eine Frau war. Selbst heutzutage hatte Diane noch oft das Gefühl, dass sie bei ihren Versuchen Kripobeamtin zu werden, auf Granit biss. Und wenn sie es doch schaffen würde, würde es heißen, dass sie es nur geschafft hätte, weil sie eine Frau war. Eine Alibifrau. Oder dass sie sich hochgebumst hätte. Aber warum, um alles in der Welt, zerbrach sie sich überhaupt den Kopf über diesen
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