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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Oder vielleicht lag es auch an ihren Ohren. An dem in ihrem Kopf herrschenden Druck, der anschwoll, bis sie un fähig war, Geräusche zu verarbeiten. Sein Mund bewegte sich weiter, formte Worte, und hin und wieder sah er von seinen Papieren auf und suchte Blickkontakt zu ihr. Er schien weder böswillig noch unfreundlich. Er las einfach nur irgendetwas vor. Sie versuchte, langsamer zu atmen, schluckte ein paar Mal und atmete. Atmete. Na bitte. Der Druck ließ nach.
    »… höchst beeindruckend«, sagte Mr. White. »Wir durften erfahren, dass Sie der Gewalt als Mittel politischer Veränderung vollkommen abgeschworen haben.«
    »Ja«, sagte Gail vorsichtig. »Absolut. Vor Jahren schon. Ich wollte nicht, ich wollte nur …«
    »Das wissen wir«, sagte Ms. Gray. Gail sah sie an und nickte nur, aus Angst, irgendetwas zu tun, womit sie diese Frau, deren Morticia-Adams-Frisur strähnig auf ihre von einem Tuch umschlungenen Schultern fiel, womöglich kränkte. Diese Frau und diese beiden Männer in ihren Sears-Anzügen von
der Stange und ihren Militärfrisuren hatten die Macht, sie freizulassen. Es war wirklich unglaublich.
    Gail riss sich zusammen, bevor sie sich in einer bodenlosen Spekulation über die Absurdität der Situation verlor. Sie faltete die Hände in ihrem Schoß und sah die Prü fer nacheinander an. Sie waren Menschen. Sie selbst war ein Mensch. Wir sind alle Menschen hier. Versuchen wir, Verbindung zueinander aufzunehmen. Versuchen wir, einander in die Augen zu sehen.
    Mr. Rocco beugte sich zu ihr vor. »Das Alphabetisierungsprogramm, das Sie entwickelt haben, ist im ge samten Strafvollzug Tausenden von Häftlingen sehr zugutegekommen. Freut Sie das?«
    Eine Fangfrage. Wenn sie sie bejahte, dachte er womöglich, dass sie um Gottes willen hier drin nen bleiben und sich noch ein paar weitere Jahre erfreuen sollte, da es Häftlingen eigentlich nicht anstand, sich über irgendetwas zu freuen. Also antwortete Gail: »Wir treffen uns jeden Dienstag- und Donnerstagabend und Samstagmorgen.«
    »Glauben Sie, das Programm wäre am Ende, wenn Sie rauskämen?« Wieder Mr. White. Gail versuchte zu lächeln. Sie wagte nicht zu glauben, dass sie gehört hatte, was sie da gerade gehört hatte. Es war eine Andeutung. Ein Fingerzeig.
    »Ich bin sicher, dass ich jemanden finden würde, der meinen Part übernähme.«
    Mr. Rocco warf Mr. White einen Blick zu. Gail vermochte den Blick nicht zu deuten, aber er war nicht erfreut, das war offensichtlich.
    »Ms. Rubin«, sagte eben Mr. Rocco, »wir wollen Ihnen nichts vormachen. Wir haben vollstes Verständnis für Sie. Wir haben die Berichte gelesen, ebenso die Empfehlungsschrei ben - das von Se nator Stratton war besonders beeindruckend -, und wir wissen, dass Sie sich von einer selbst
ernannten Revolutionärin in eine vorbildliche Bürgerin verwandelt haben. Wir glauben wie Ihr Fallmanager und das gesamte Gefängnispersonal, dass Sie rundum rehabilitiert sind und Sie diese Rehabilitation nicht nur den Programmen des Strafvollzugs, sondern auch Ihren eigenen Anstrengungen zu verdanken haben. Und wir glauben, dass Sie für die Ge sellschaft keine Gefahr mehr darstellen, wenn wir Sie freilassen. Das sind die Kriterien, die wir berücksichtigen müssen, bevor wir dem Bewährungskomitee die Freilassung eines Gefangenen empfehlen. Sie schneiden glänzend ab.«
    »Wir unterstützen Ihren Antrag auf Haftentlassung voll und ganz.« Wieder Ms. Gray. Gail hielt es kaum noch auf ihrem Stuhl. Doch irgendetwas war da im Busch, sie waren noch nicht fertig, hatten das magische Wort noch nicht gesagt.
    Mr. White nahm ein Bündel Papiere aus seinem Ordner.
    »Ich lese Ihnen das hier am besten einfach vor, dann verstehen Sie die Situation.«
    Gails innere Anspannung wuchs, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Was war das jetzt? Welche Situation verstand sie nicht? Sie hatte lange genug gebrummt. Sie war keine Kriminelle. Sie hatte ihre Zeit abgesessen!
    »Sehr geehrte Damen und Herren«, las Mr. White vor, »ich schreibe Ihnen heute aus tief empfundenem Pflichtbewusstsein, um im Fall Gail R. Rubin, deren Antrag auf Haftentlassung Sie meinen Informationen zufolge in naher Zukunft zu beraten haben, ein schweres juristisches Fehlurteil abzuwenden. Ich denke, es gibt einige Dinge, die Sie wissen sollten, bevor Sie Ms. Rubin anhören und über ihren Antrag auf Haftent lassung be finden. Wie Sie viel leicht wissen, war ich der leitende Staatsanwalt in dem Fall der Vereinigten Staaten gegen

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