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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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etliche Angeklagte, denen die Beteiligung an dem niederträchtigen Überfall auf die Bank von Philadelphia im Jahr 1984 zur Last gelegt wurde …«

    Gail spürte ihren Körper bleiern werden. Alvin G. Langherd, US-Bundesanwalt. Ein Arschloch. Ihr Gesicht brannte, sie fragte sich, wie rot es wohl war. Doch keiner von ihnen sah sie an. Mr. Rocco starrte an die Decke, Ms. Gray sah auf ihre lackierten Fingernägel, Mr. White war über seinen Brief gebeugt wie ein strebsamer Drittklässler.
    »… bei dem zwei Wachmänner und ein Kassierer von gewalttätigen Terroristen der Free-Now-Bande brutal ermordet wurden und bei dem die Täter an diesem blutigen Nachmittag mit mehr als zwei Millionen Dollar Beute entkamen. Sie wissen vielleicht auch, dass die Anklagebehörde, nachdem sie gegen Ms. Rubin und ihren Mitangeklagten im Fall des Bankraubes anfänglich Anklage erhoben hatte, im weiteren Verlauf da rauf ver zichtet hat, die beiden wegen dieses Verbrechens vor Ge richt zu brin gen. Ich möchte Ih nen versichern, dass der Verzicht auf Strafverfolgung in keiner Weise als Hinweis zu deuten ist, dass wir Zweifel gehabt hätten, in dem Fall eine Verurteilung von Ms. Rubin zu erreichen. Der Verzicht auf Strafverfolgung war einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass Ms. Rubin und ihr Mitangeklagter, Tom Firestone, gerade erst in einem anderen Fall zu zweiundsiebzig Jahren Gefängnis verurteilt worden waren, nämlich wegen des Besitzes von Sprengstoff und Waffen. Genau jenes Falles, in dem Sie über Ms. Rubins Antrag auf Haftentlassung zu befinden haben. Wir wa ren seinerzeit überzeugt, dass zweiundsiebzig Jahre eine ausreichende Strafe darstellten und eine zusätzliche Strafverfolgung des Bankraubs nur eine Ver schwendung von Steuergeldern bedeutet hätte. Es kam uns da mals nicht in den Sinn, dass Ms. Rubin auch nur die Hoffnung auf vorzeitige Haftentlassung hegen, geschweige denn, diese beantragen würde. Sehen wir uns die Fakten an.«
    Gail starrte auf ihre Hände in ihrem Schoß und hörte zu, wie Mr. White Alvin Langherds Fakten vorlas. Sie hörte:
»Wir sind der fes ten Überzeugung, dass Gail Rubin an der Vorbereitung und Durchführung des Überfalls auf die Bank von Phi ladelphia beteiligt war. Ms. Rubin war ein be kanntes Mitglied der bla bla bla …« Es waren keine Fakten, es waren Mutmaßungen. Wenn er irgendwelche gottverdammten Fakten hatte, warum hatte er sie dann nicht vor Gericht gebracht? Sie hatte nichts mit diesem Banküberfall zu tun, und das wusste er, genauso wie er wusste, dass sie dies vor einem Richter und einer Jury beweisen konnte. Allein deshalb hatte er darauf verzichtet, sie vor Gericht zu bringen. Nicht aufgrund irgendeiner angeblichen treuhänderischen Verantwortung gegenüber den bescheuerten Steuerzahlern der USA AG. Scheiße! Sie fragte sich, ob man es ihr ansah, ob die Wut, die in ihr aufstieg, ihre Augen zum Funkeln brachte, ob sie sie grün leuchten ließ oder etwas in der Art. Gail hatte keine Ahnung, wie sie es vermeiden sollte, jeden Augenblick die Beherrschung zu verlieren. Sie spürte Fingernägel, die sich in ihre Handflächen gruben, und wurde sich bewusst, dass es ihre eigenen waren. Sie starrte immer noch nach unten, vermied es, ihnen in die Augen zu sehen. Womöglich explodierte sie, wenn sie sie ansah.
    Gail hatte versucht, den US-Bundesanwalt zum Handeln zu zwingen, hatte ver langt, wegen des Falls vor Gericht gestellt zu werden, doch der Staatsanwalt hatte eine Einstellung des Verfahrens beantragt, und der Richter hatte zugestimmt. Einfach so. Ganz simpel. Wir erheben keine Anklage. Du bekommst keine Chance, deine Unschuld zu beweisen. Keine Chance, dich deinen Anklägern zu stellen. Kein Auftritt vor Gericht für dich, Schätzchen. Und jetzt husch, husch, zurück ins Gefängnis, wo du hingehörst.
    Gail registrierte, dass im Raum nun Schweigen herrschte, und sah auf. Mr. White hatte den Brief auf den Tisch gelegt. Ms. Gray und Mr. Rocco sahen sie an. Gott sei Dank heulte
sie wenigstens nicht. Das wäre das Schlimmste gewesen. Vor diesen … diesen Kretins würde sie keine Träne vergießen.
    »Nicht, dass wir nicht volls tes Verständ nis für Ihre Situation hätten«, sagte Ms. Gray. Gail starrte sie an. Das hatte Mr. Rocco auch schon gesagt. Mr. White holte tief Luft, legte seine dicken Hände sorgfältig auf den Brief und strich ihn auf dem Tisch glatt.
    »Lange Rede, kurzer Sinn«, sagte er, »der Bundesstaatsanwalt verlangt weitere zwölf Jahre, bevor wir Sie

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