Gehetzt - Thriller
einzuschmuggeln, Wodka, Gras, Make-up, edle Schreibwaren, Hotel-Nähzeug (inklusive winziger Scheren, die nicht besonders gut schnitten, aber besser waren als gar keine), kleine Stablampen, die gerade ausreichten, um damit abends nach dem Ausschalten des Lichts unter der Decke lesen zu kön nen, Duftkerzen, Räucherkerzen, Kräutershampoos, Cremes, Lotionen und Vitamintabletten. Dinge eben, die man im Gefängnisladen nicht bekommen konnte.
Die Sonne brannte auf ihrem Rücken, und es fühlte sich gut an. Was würde sie da für geben, ein mal früh ge nug hier draußen zu sein, um die Sonne aufgehen zu sehen. Nur einmal einen Sonnenaufgang! Wenn sie schon ihre Zeit absitzen musste, dann besser hier draußen. Vielleicht sollte sie lieber aufhören, Schmuggelware durch das Tor einzuschleusen. Eine Panne, und sie würden sie irgendwo drinnen zur Arbeit verdonnern. Zum Beispiel in der Küche. Oder in der Wäscherei. Gail liebte ihren freiwilligen Abenddienst in der Bücherei, aber sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn sie nicht mehr regelmäßig nach drau ßen dürfte. Sie drehte den Gartenschlauch an, wartete, bis das Wasser eiskalt war, und trank ausgiebig. Dann hielt sie den Kopf unter den Schlauch, bis ihr Haar pitschnass war.
Great green gobs of greasy grimy gopher guts, mutilated monkey meat, pretty little ponies feet … Diane hörte die Worte in ihrem Kopf, ein Sing sang aus ihrer Grundschulzeit, während sie einen riesigen Topf aus rostfreiem Stahl, der irgendeine undefinierbare klebrige weiße Masse enthielt, auf die Warmhaltetheke stellte … great green gobs of greasy grimy gopher guts and me without a …
»Wellman!« Sie drehte sich um und sah einen weiß gekleideten Mann mittleren Alters, dessen Name in Rot über seiner
linken Hemdtasche aufgestickt war: Carl. Er hatte eine Schürze um, die irgendwann einmal weiß gewesen war. Carl hatte ein Gesicht wie ein Mops, und dazu passend hatte er sich einen großen Klumpen Kautabak in die Backe gestopft. Er musterte sie argwöhnisch.
»Hast du je im Restaurantgewerbe gearbeitet? Draußen?«
Diane schüttelte den Kopf.
»Wasch dir die Hände«, sagte er. »Mehr musst du fürs Erste nicht wissen. Alles andere erkläre ich dir.«
Sie nickte, furchtlos angesichts der Dumm heit, die ihr entgegenschlug. Ein Häftling trug ein Fass rote Kool-Aid-Brause herbei, nur dass es keine echte Kool-Aid-Brause war. Es war irgendein Imitat. Aber es war das Zeug, das sie jeden Tag zu trinken bekamen. Das wusste Diane bereits. Einen Tag rote Kool-Aid-Brause. Am nächsten Tag grüne Kool-Aid-Brause. Dann wieder rote, dann wieder grüne. Hin und wieder gab es orange.
»Wenn du alles auf die Warmhaltetheke gestellt hast, kannst du nach hinten in den Geschirrraum gehen. Da kannst du Mittagspause machen.«
Diane reagierte mit einem angedeuteten Nicken, das genauso gut als ignorieren gedeutet werden konnte, und ging zurück in die eigentliche Küche, um ei nen weiteren Topf zu holen.
Es war ihr erster Arbeitstag. Bis jetzt hatte sie nur in ih rer Zelle gehockt und sich durch den Papierkram gearbeitet, um irgendeine Möglichkeit zu finden zu beweisen, dass sie gelinkt worden war. Es war durchaus möglich, dass der Großteil der fünfundfünfzig Gramm nur aus Verschnitt bestanden hatte und gerade genug Rauschgift enthalten hatte, um es illegal zu machen (was natürlich für jede Rauschgiftkonzentration zutraf, selbst für die geringste Menge). Aber wie auch immer, die winzige Probe, die sie analysiert hatten, war zu mehr
als achtzig Prozent rein gewesen. Nicht einmal ihr Idiot von einem Anwalt glaubte ihr. Doch darauf kam es sowieso nicht an. Es war ein Fall von »Handel den besten Deal aus, den du kriegen kannst, oder du kriegst lebenslänglich ohne Aussicht auf Bewährung«. Der Staatsanwalt hatte zwanzig Jahre angeboten. Der Anwalt hatte ihr geraten einzuwilligen, und Diane hatte gewusst, dass er recht hatte. Stimm zu, und geh später dagegen an. Lebenslänglich ohne Aussicht auf Bewährung war Todesstrafe in Zeitlupe.
Diane war nur dankbar, Renfro draußen zu haben, der ihr schickte, was immer er auftreiben konnte, um ihr zu helfen. Er riskierte seinen Job, indem er ihr Schriftstücke unter dem Namen eines verstorbenen Anwalts zusandte und die Umschläge mit dem Hinweis juristische Post versah. Das bedeutete, dass die Cops in der Gefängnispoststelle die Briefe nicht prüfen durften; die Umschläge wurden ihr ungeöffnet ausgehändigt. Obwohl Diane nichts sehnlicher
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