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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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worden war, hatte dem Beamten gegenüber erklärt, dass er im Laufe der vergangenen vierundzwanzig Stunden in der Wohnung von Diane Wellman gewesen sei, Apartment Nummer 212 der Apartmentanlage Blueberry Ridge Apartments, gelegen in bla bla bla im Bezirk Breard im Staat Texas, und mit eigenen Augen eine beträchtliche Menge eines weißen Pulvers gesehen habe, von dem er wisse, dass es sich dabei um Kokain gehandelt habe. Unterzeichnet von Richter Winston L. Smith, Bezirksrichter.
    Diane hatte dem Be amten den Durchsuchungs befehl zurückgereicht.
    »Das ist doch absoluter Unsinn. Das ist doch eine verdammte Verleumdungsaktion, und das wissen Sie auch.«
    Die Beamten hatten sie angestarrt. Hatten abgewartet, was Diane tat. Ob sie handgreiflich werden würde und überwältigt werden musste. In diesem Moment war ihr bewusst geworden, dass sie es nicht wussten. Sie wussten nicht, dass es Unsinn war. Sie glaubten, dass es stimm te: dass sie einen schmutzigen Cop hochnahmen.
    Es hatte nicht lange gedauert. Einer hatte sie bewacht, während die anderen beiden sich umgesehen hatten. Sie hatten alles mit großer Vorsicht angefasst, als ob sie in einem Antiquitätengeschäft nach einem ganz besonderen Geschenk suchten.
    Ziemlich bald hatte sich einer der beiden bis in die Küche und zum Kühlschrank vorgearbeitet.
    »Ach du heilige Scheiße«, hatte er ehrfürchtig geflüstert. Er hatte hineingelangt und einen Ziploc-Gefrierbeutel mit einem Liter Fassungsvermögen herausgeholt, vollgestopft mit massiven weißen Blöcken.
    »Was ist los?« Dianes Bewacher hatte sich umgedreht und einen Blick zur Küche geworfen. Diane hatte einfach nur dagesessen und den Beutel angestarrt. Sie war am Arsch.

    »Komm her, und sieh es dir an«, hatte der am Kühlschrank gesagt. »Für mich sieht das aus wie Kokainbase.« Er hatte den Beutel geschwenkt. »Zehn Jahre bis lebenslänglich, würde ich sagen.«
    Diane hatte in sich etwas zwirbeln gespürt. Irgendein Teil mitten in ih rem Körper hatte versucht, sich zu ei ner Spirale auf zudrehen, dann hatte sich dieser Teil ihres Körpers verflüssigt und war verdampft, und all das nahezu gleichzeitig. Diane hatte sich nicht mehr bewegen können.
    Sie hatte einfach nur dagesessen, eingehüllt in die Decke mit den Pla neten und den Sternen und dem Mond. Renfro hatte sie Hippie genannt, als er die Decke das erste Mal gesehen hatte. Sie hatte einfach nur dagesessen.
    Diane war komplett und restlos am Arsch, ohne jeden Zweifel.
    Vom Lärm einer irgendwo weiter unten im Zellentrakt nicht richtig anspringenden Kettensäge wurde sie jäh zurück in ihren Käfig gerissen. Dieses Geräusch konnte unmöglich von einem Menschen stammen. Aber das tat es. Weiter unten im Trakt schnarchte jemand. Eine Frau. Und es war das lauteste Schnarchen, das Diane je in ihrem Leben gehört hatte, krachend wie berstendes Eis.
    Das hier war real. Diane war in einer Zelle in einem Bundesgefängnis, es war tatsächlich Realität.
    Es konnte nicht wahr sein.
    Aber es war wahr. Und dahinter steckte ein Mann.
    Sie fragte sich, wo der gewichtige Sheriff von Breard County wohl in diesem Moment war und welche finsteren Machenschaften Gibson Ezra Lowe gerade trieb. Er war eines von einigen ausgewählten Arschlöchern des großartigen Staates Texas, die von diesem ausgebrüteten Dünnschiss eines armseligen Hirns mit Sicherheit Nutzen ziehen würden.
Die Taubheit, die Gail nach der Anhörung befallen hatte, ließ nicht nach. Sie bewegte sich in einer Traumwelt, einer realen, mit weit aufge risse nen Augen durch lebten Albtraumwelt. Zwölf weitere Jahre. Die konnte sie nicht abreißen. Die würde sie nicht abreißen. Ihre neue Zellengenossin beobachtete sie aus der Distanz, und das war gut so. Nach der ersten Nacht hatten sie kaum miteinander gesprochen. Nur wenn sie sich jeden Tag um vier Uhr nachmittags für den Zählappell an den Gitterstäben aufstellen mussten, kamen sie einander nahe. Gail hatte es normalerweise geschafft, aus ihren Zellengenossinnen, wenn schon keine Freundinnen, so doch zumindest annehmbare Bekannte zu machen. Diesmal bemühte sie sich gar nicht erst. Es gab flüchtige Momente, in denen sie Diane bedauerte, aber nicht genug, um sie einzuladen, sich zu den Esszeiten zu ihr an den Tisch zu setzen. Oder Diane bei den Massen von ju ristischem Papierkram zu helfen, die ihre neue Zellengenossin in dem Versuch angesammelt hatte, ihren Fall zu wenden. Der Papierkram stapelte sich auf dem kleinen Tisch in der Zellenecke.

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