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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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gelernt, auch ohne als Landschaftsgärtnerin zu arbeiten.«
    Gail lächelte und betrachtete Dianes Gesicht im Schein der schnell aufeinanderfolgenden, durch die Maispflanzenreihen zuckenden Scheinwerferstrahlen. Sie drehte sich um und betrachtete die vorbeirasenden Autos. »Mein Gott«, sagte sie, »ich hatte ganz vergessen, wie schnell sich hier draußen alles bewegt. Und wie es ist, in Eile zu sein.«
    »Apropos Eile!«
    »Genau.«

    Diane rupfte einen weiteren Maiskolben ab, und Gail sah den Revolver aufblitzen, der in Dianes Hosenbund steckte.
    »Diane?«
    Diane drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen um. Sie sah beinahe aus wie ein Teenager, ihr Gesichts ausdruck strahlte unschuldige Neugier aus.
    »Die Waffe. Wir sollten sie loswerden.«
    Diane zog das Hüllblatt von ihrem Maiskolben und schüttelte den Kopf. »In manchen Dingen vertraue ich dir, in anderen Dingen musst du mir vertrauen. Und was den Revolver angeht, entscheide ich.« Zur Unterstreichung ihrer Worte rückte sie die Waffe in ihrem Hosenbund zurecht.
    »Glaub mir, es ist, wie ich gesagt habe. Ich war nie eine dieser Polizistinnen, die es ständig in den Fingern juckt, Kriminelle aufzumischen und eine große Show abzuziehen. Wahrscheinlich wäre ich sowieso nicht bei der Polizei geblieben, auch nicht, wenn dieser ganze Schlamassel nicht passiert wäre. Aber im Augenblick, in unserer jetzigen Situation, brauchen wir die Waffe. Oder zumindest ich brauche sie. Ich weiß damit umzugehen. Ich bin vorsichtig. Und ich will niemanden verletzen. Okay?«
    Gail riss einen weiteren Maiskolben ab. »Ich musste achtzehn Jahre absitzen, weil jede Art von Töten furchtbar ist.«
    »Wer redet denn davon, dass ich jemanden umnieten will? Auf gar keinen Fall. Aber kapier doch, verdammt noch mal, wenn uns die Bullen auf die Pelle rücken, ist die Knarre ein äußerst effektives Mittel, sie schnell wieder loszuwerden. Erst recht, wenn sie auf uns schie ßen. Was durchaus passieren kann. Hast du daran noch gar nicht gedacht? Glaubst du etwa nicht, dass die Kerle mit den Hunden uns ohne mit der Wimper zu zucken in Stücke geschossen hätten, wenn sie auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätten? Die Lage ist ernst, Gail! Das müsstest du doch am besten wissen.«

    »Denn wer das Schwert ergreift, wird durch das Schwert umkommen.« Es war ein völlig unzulängliches Argument, aber etwas Besseres fiel Gail im Moment nicht ein, auch weil sie wusste, dass Diane nüchtern betrachtet recht hatte.
    »Ich ergreife das Schwert nicht. Ich trage es ausschließlich aus Selbstverteidigungszwecken bei mir, und auch nur, bis ich es nicht mehr brauche. Komm, wir müssen weiter!«
    Gail folgte ihr, aber sie war nicht be reit, klein bei zugeben. »Es ist, als ob dir bei ei ner Arbeit ein bestimmtes Werkzeug fehlt. Dann bist du gezwungen, zu improvisieren und die Aufgabe auf andere Weise zu erledigen«, sagte sie. »Wenn du keine Waffe hast, findest du einen anderen Ausweg aus der Situation, was auch immer für eine Situation dir vorschwebt, aus der du glaubst, ohne Waffe nicht herauszukommen.«
    »Mir schwebt gar nichts vor. Wir werden gesucht, Gail. Wir sind entflohene Strafgefangene. Wir sind Feinde des Gesetzes. Und wir müssen in der Lage sein, uns die Bul len vom Hals zu halten. So einfach ist das.«
    »Aber warum? Wie es aussieht, haben wir sie doch längst abgeschüttelt. Vielleicht gelingt es uns, unterzutauchen und unsere Leben zu leben und …«
    »Warte mal!« Diane blieb ste hen, legte sich den Zeigefinger auf die Lippen und zischte: »Pst! Ich höre etwas!« Sie stand da und lauschte einen langen Moment intensiv. Dann ließ sie die Hand sin ken und stieß ei nen tiefen Seufzer aus. »Tut mir leid«, entschuldigte sie sich, »es war wohl nur der Märchenprinz, wahrscheinlich auf dem Weg zu Aschenputtel.« Sie drehte sich um und marschierte in strammem Tempo wieder los. »Was mich wirklich umhaut«, fuhr sie fort, »ist, wie du dir nach all den Jah ren im Knast auch nur ein Fünkchen Optimismus bewahren konntest.«
    »Andernfalls hätte ich nicht überlebt«, entgegnete Gail. »Der Optimismus sorgt dafür, dass du dich nicht unterkriegen
lässt. Entweder Optimismus oder Hass und das Sin nen auf Rache, womit ich für meinen Teil nicht leben kann.«
    »Du kannst doch nicht al les über ei nen Kamm sche ren.« Diane drehte sich um und verlangsamte ihren Schritt, bis Gail neben ihr war. »Töten ist nicht gleich Töten. Zwischen Mord und, sagen wir, Sterbehilfe, gibt es ja wohl

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