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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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auf, knallte gegen die Innenwand und schwang wieder zurück. Diane huschte hinein. Gail starrte fassungslos die Tür an, nicht recht glauben wollend, was sie da ge rade gesehen hatte.
    »Komm rein!«, zischte Diane ihr zu. Gail folgte der Aufforderung.
    Diane machte sich an der im Vorderraum stehenden Vitrine zu schaffen, hatte sie in null Komma nichts geöffnet und nahm zwei T-Shirts und eine große Segeltuchtasche heraus. Sie warf einen Blick in die Kasse. Leer.
    »Bist du verrückt?« Gail stand einfach nur da, ihr Knöchel pochte jetzt wieder.

    »Die Leute kommen gleich zur Arbeit, also jetzt oder nie. Betrachte es einfach als Notwendigkeit. Los, mach zu!« Diane war voll bei der Sache und sah sich um, ob es noch irgendetwas gab, das sie gebrauchen konnten. Gail nickte nur. Sie hielt es für das Beste, sich ihrem Schicksal zu fügen. Diane warf ihr ein T-Shirt zu.
    »Zeit für einen Klamottenwechsel«, sagte sie. Sie band ihre Jeansja cke los, die sie sich um die Taille geschlungen hatte, nahm den Revolver aus dem Hosenbund, wickelte ihn in die Jacke und stopfte sie in die Segeltuchtasche. Dann schlüpfte sie in das blaue T-Shirt und wartete, bis Gail sich ein rotes angezogen hatte. Auf der Vorderseite prangte in leuchtend gelben Buchstaben: ›Bob’s Autowerkstatt - Panne oder Pinkelpause: Hier sind Sie richtig.‹
    Gail rollte die Tarnjacke zusammen, und Diane hielt ihr die Tasche auf.
    »Eine Sekunde«, sagte Diane und verschwand auf der Toilette. Sie kam mit einem Erste-Hilfe-Kasten zurück. Auf dem weißen Kunststoff sah man schmierige schwarze Fingerabdrücke. »Lass uns deine Verletzung richtig verbinden.«
    Sie setzten sich auf den Boden, und Gail beobachtete, wie Diane das Klebeband von ihrem verletzten Knöchel entfernte.
    »Gut«, stellte Diane fest. »Sieht gar nicht so schlecht aus.« Sie strich eine antibiotische Salbe auf die Wunde, umwickelte sie fachmännisch mit einem Mullverband und befestigte ihn mit Heftpflaster. Dann zog sie ihre Socken aus und hielt sie Gail hin. »Tut mir leid, dass sie verschwitzt sind«, sagte sie, »aber die hier kannst du unmöglich wieder anziehen.« Sie hielt Gails blutgetränkte Socke hoch und sah sich um. »Gib mir die andere auch.« Gail zog die zweite Socke aus und reichte sie Diane, die die blutige zusammenknüllte, in die saubere stopfte und sie dann zusammen mit ihren zerfetzten
T-Shirts in die Segeltuchtasche steckte. Gail sah hinab auf Dianes Socken.
    »Die kann ich auf keinen Fall nehmen. Du brauchst sie doch selber.«
    »Ich bin nicht verletzt«, entgegnete Diane. »Du brauchst sie nötiger als ich. Zieh sie an, und lass uns von hier verschwinden, bevor irgendein armseliger Wicht auf die Idee kommt, hier seinen Kühler reparieren zu lassen.« Gail zog sich die Socken an und schlüpf te wieder in ihre Stiefel. Diane müh te sich mit den ihren ab und zwängte ihre vom endlosen Laufen geschwollenen nackten Füße in das durchschwitzte Leder. Sie ignorierte den Schmerz und band die Schnürsenkel zu. Sie brauchten eine Mitfahrgelegenheit, und zwar bald, bevor die Nachricht von zwei entflohenen weiblichen Häftlingen über sämtliche Radio- und Fernsehsender verbreitet wurde.
    Sie gingen zurück zum Highway und marschierten strammen Schrittes drauflos, bis sie Bobs Autowerkstatt ein paar Kilometer hinter sich gelassen hatten. Schließlich hielten sie an und überquerten die Straße, sodass sie sich nun auf der nach Süden führenden Spur befanden. Gail hörte ein Auto kommen und hielt den Daumen raus. Ein Lieferwagen raste vorbei, auf dessen Seite irgendetwas von einem Klempnerbetrieb stand.
    Gail hörte ein weiteres Auto kommen und hielt erneut den Daumen raus. Es raste vorbei und ließ sie im Luftwirbel stehen.
    Diane trat zu ihr.
    »Vielleicht sollte ich es mal versuchen.«
    »Bist du schon mal getrampt?«
    »Nö.«
    »Wieso glaubst du dann, dass du es besser kannst?«
    Diane verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. »Als ob es irgendwelcher besonderer Fähigkeiten bedürfte, sich an
die Straße zu stellen und den Daumen rauszuhalten. Geh einfach zur Seite. Ich bin der Daumen, der schüt telt die Pflaumen.«
    Gail verstand, ging hinüber zu dem Wegweiser und tat so, als würde sie gebannt das schwarz-weiße Schild mit der Aufschrift »State-Highway-209« studieren. Natürlich würde Diane mehr Glück haben. Sie war jung. Sie sah gut aus. Und ihre unbekümmerte Art war nicht nur dazu angetan, Ärger heraufzubeschwören, sondern sie versprach auch Spaß.

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