Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
Vom Netzwerk:
schätzen, wenn sie sich morgen noch bewegen konnte.
    Diane legte sich flach auf den Boden und stützte ihren Kopf auf die Arme.
    »Wir müssen weiter.«
    »Ein paar Minuten noch.«
    »Was macht deine Verletzung?«
    »Ist auszuhalten, würde ich sagen.« Gail spürte ihre Wunde pochen, allerdings wie betäubt. Als ob ihr jemand Lidocain hineingespritzt hätte. Sie konnte es kaum glauben, dass sie sich in der freien Welt befand, dass der Sprint weg vom Gefängnis und der sich über die ganze Nacht hinziehende Lauf in die Freiheit von Erfolg gekrönt waren. Bis jetzt jedenfalls.
Sie war ganz aufgedreht von der Flucht, aber nicht blind-optimistisch. Diane schien es zu nehmen, als ob ein Ausbruch aus dem Gefängnis etwas wäre, das jeden Donnerstag um halb sechs auf dem Programm stand, wie eine Aerobicstunde. Gail hatte das Gefühl, Diane im Auge behalten zu müssen, um zu verhindern, dass deren Selbstvertrauen sich zu einer Gefahr entpuppte. Die Frau war auf einer Mission, Wut und wilde Entschlossenheit nahmen ihr womöglich ihr Urteilsvermögen. Doch sie hatte auf Diane zählen können, daran gab es keinen Zweifel. Diane hätte Gail ohne Weiteres davonlaufen können, nachdem sie erst einmal draußen gewesen waren, aber sie hatte Gail nicht im Stich gelassen.
    Außerdem war es ganz praktisch, in Begleitung einer Expolizistin zu sein, zumindest bis die Lage sich deutlich beruhigt hatte. Bis Gail Elizabeth Rubin und Sarah Diane Wellman nur noch Namen auf einem Blatt Papier in irgendeinem Ordner im United States Marshals Service waren. Aber vielleicht war dort inzwischen auch alles computerisiert worden? Diane kannte die Fallstricke, die Gail zum Verhängnis werden konnten.
    »Was meinst du, wie lange sie uns jagen?«
    Diane richtete sich auf und starrte auf die Straße.
    »Wie lange haben sie euch das letzte Mal gejagt?«
    »Keine Ahnung, wie lange sie schon hinter uns her waren. Aber sie haben uns gejagt, bis sie uns hatten«, erwiderte Gail. »Jemand muss uns verpfiffen haben. Sie wussten genau, wo wir waren und was wir versteckt hatten.«
    »Hast du je herausgefunden, wer es war?«
    Gail schüttelte den Kopf. »Ich habe es gar nicht versucht. Andere ja, aber es ist nie etwas dabei herausgekommen.«
    Diane nickte und musterte Gail.
    »Die Jungs im Sundown werden mit Sicherheit ziemlich
angepisst sein, dass sie sich von zwei Frauen haben austricksen lassen.«
    Gail versuchte, sich Tom Firestones Gesicht in Erinnerung zu rufen. Doch es gelang ihr nicht. Sie stellte sich seine muskulöse Statur vor, sein struppiges braunes Haar und den Bart, den er oft trug, aber sei ne Gesichtszüge blieben verschwommen. Gail fragte sich, wohin er wohl nach seiner Freilassung gegangen war, wie er sich ge fühlt haben mochte, als er Lewisburg durch das Vordertor verlassen hatte, und ob ihm in den Sinn gekommen war, dass sie immer noch hinter Gittern saß, obwohl sie wegen ein- und desselben Verbrechens verurteilt worden waren.
    »Wenn irgendein scharfer Hund auf unseren Fall angesetzt wird, der sich einen Namen machen will, bleibt er dran, bis er uns hat.« Diane sah aus, als wolle sie auf etwas einschlagen. »Oder uns für tot erklären kann«, fügte sie hinzu.
    »Meinst du einen scharfen Hund wie dich?« Gail seufzte.
    »Ich war als Polizistin nie ein Ass«, stellte Diane klar. »Manche haben mich sogar für eine Niete gehalten. Aber als Niete hab’ ich mich nicht gesehen. Nicht wirklich.« Sie seufzte. »Wenigstens sind die Hunde nicht mehr hinter uns her. Das ist schon mal viel wert.« Die Hunde rannten vermutlich immer noch im Kreis um die Birken herum, die sie markiert hatte. Was für ein Segen, dass sie sich überwunden hatte, mit ihrem Bruder auf die Jagd zu gehen, als er sie ein- oder zweimal eingeladen hatte mitzukommen. Als sie das erste Mal die Schrotflinte von Kevin entgegengenommen und auf eine fliehende Entenschar geschossen hatte, war sie total aufgeregt gewesen, und als tatsäch lich eine vom Him mel he runtergefallen und tot auf den Boden geklatscht war, war Di ane sprachlos und über rascht gewesen und hatte sich kein bisschen schlecht gefühlt. Aber sie hatten die Ente auch mit nach Hause genommen und gegessen, vielleicht war es ihr deshalb
nicht verwerflich erschienen. Nachdem sie eine Weile darüber nachgedacht hatte, hatte sie es sogar legitimer gefunden, als im Tom-Thumb-Markt an die Kühltruhe zu gehen und irgendetwas herauszunehmen, das in Plastik und Styropor verpackt und mit Farbstoffen vollgepumpt war. Diane

Weitere Kostenlose Bücher