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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Nebelschleier schob sich zwischen ihn und die Deutschen. Barnes lief schnell über die Straße ins angrenzende Feld. Jetzt deckte ihn der Transporter gegen die Sicht der Soldaten. Was war eigentlich los? Wieso nahmen sie die Fahrzeuge am Moor nicht näher in Augenschein oder verschwanden endlich?
    Der Sergeant erhielt die Antwort, als er zurück zum Moor schaute. Aus der Entfernung wirkte die Szenerie völlig anders.
    Die Lichter von Bert waren infolge des ziemlich steilen Abhanges zum Moor hin nach unten gerichtet. So entstand von weitem der Eindruck, als seien dort zwei Fahrzeuge zusammengestoßen. Der Turm des Panzers war nicht zu erkennen; die Scheinwerfer des Traktors leuchteten in eine andere Richtung und ließen die Silhouette von Bert im Dunkeln. Die Deutschen mochten glauben, dort verliefe eine andere Straße quer durch die Felder. Aus ihrem passiven Verhalten schloß Barnes, daß Berts Motor gerade im richtigen Moment abgesoffen war, sonst hätten sie jetzt seine Kettenspuren entdeckt. Die Situation war keinesfalls ungünstig für Barnes und seine beiden Kameraden – wenn er rechtzeitig das Überraschungsmoment nutzen konnte. Vorsichtig schlich er auf den Transporter zu. Auf dem weichen Grasboden verursachten seine Stiefel kein Geräusch.
    Barnes hatte das Heck des Fahrzeugs fast erreicht, als eine Stimme auf deutsch etwas rief. Der Sergeant spähte nach vorn und sah zwei Soldaten am Straßenrand vor dem Transporter stehen. Ein dritter ging gerade quer über das Feld. Er hielt eine eingeschaltete Taschenlampe in der Hand.
    Der Nebel dämpfte das Licht von Berts Scheinwerfern und hing wie eine tödliche Wolke über dem Moor. Saß ein vierter Soldat noch in der Fahrerkabine? Die zwei Deutschen auf der Straße boten ein verlockendes Ziel, doch Barnes wartete. Er mußte versuchen, sie alle gleichzeitig zu erwischen, damit sie sich nicht im Gelände verteilen konnten.
    Der Soldat auf dem Feld war stehengeblieben. Er hatte die Maschinenpistole unter den Arm geklemmt und winkte mit der Taschenlampe. Die Nebelwand war dichter geworden, und er müßte sie durchqueren, wenn er weitergehen wollte. Er rief auf deutsch etwas übers Feld, wartete und rief erneut, diesmal mehrere Sätze.
    Danach war es grabesstill. Der Motor des Transporters war abgeschaltet, und der Nebel senkte sich langsam wie ein Tuch über das Feld und verschluckte jeden Laut.
    Barnes wartete.

    Die Deutschen warteten.

    Der Sergeant war sicher, daß der Mann auf dem Feld seine Suche aufgab und zu den anderen zurückkehrte, was bedeutete, daß die drei Männer für einen kurzen Moment zusammenkamen. Barnes stand jetzt dicht hinter der hochgezogenen Rampe am Heck des Transporters. Ein völlig neuer Plan reifte in seinem Kopf. Ein Plan, der, wenn alles klappte, die gesamte deutsche Eskorte mit einem Schlag auslöschte.
    Einer der Männer am Straßenrand rief etwas, der Soldat mit der Taschenlampe antwortete und ging weiter. Dabei richtete er den Lichtstrahl auf die Nebelwand etwa fünf Meter vor sich.
    Es geschah ohne Vorwarnung. Der Deutsche ging an den Resten eines Drahtzaunes entlang, blieb an einem schiefen Pfosten einen Moment lang stehen, kletterte über die heruntergetretene Einfriedung und machte noch ein paar Schritte. Plötzlich stürzte er mit einem Aufschrei zu Boden.
    Die Lampe fiel ihm aus den Händen. Der Mann schrie in immer höheren Tönen. Jesus, dachte Barnes, er ist in das Moor gestürzt. Einer der Soldaten am Straßenrand rannte über das Feld. Im Laufen knipste er seine Stablampe an. Der andere blieb als Posten beim Transporter zurück.
    Das war der richtige Augenblick für Barnes. Geräuschlos kletterte er seitlich auf die Ladefläche und bezog hinter dem deutschen Panzer Stellung.
    Der Soldat lief über das Feld und schwenkte wild seine Lampe. Die Entsetzensschreie des Versinkenden hallten laut durch die Nacht. Der andere Deutsche blieb abrupt stehen. Im Licht der Lampe bot sich ihm ein schreckliches Bild: Sein Kamerad steckte bereits bis zur Hüfte im Moor und sank immer tiefer. Dabei ruderte er wild mit den Armen und versuchte sich immer wieder auf der dünnen Erdkruste über dem Schlamm aufzustemmen, um ein weiteres Einsinken zu verhindern. In panischer Angst schrie er pausenlos.

    Der dritte Deutsche lief zur Ladefläche des Transporters, zog unter dem Panzer, kaum ein paar Zentimeter von der Stelle, wo Barnes geduckt dastand, ein zusammengelegtes Seil hervor und nahm beim Laufen quer über das Feld das Seilende wurfbereit

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