Gehetzt
in die Hand.
Als er bei seinem Kameraden anlegte, war dieser schon bis zum Kinn eingesunken. Die Arme hatte er hochgerissen. Ein entsetzliches Stöhnen drang aus seinem offenen Mund. Der letzte Mann warf ihm das Seil zu, aber es fiel zu kurz. Der Kopf versank im blubbernden Schlamm, das Stöhnen erstarb in einem erstickten Gurgeln, die hochgerissenen Arme verschwanden als letztes in der blasigen Tiefe.
Barnes wischte sich den Schweiß von der Stirn, legte den Finger wieder hinter den Abzug seiner Waffe, richtete sich auf und wartete.
Langsam kamen die zwei Deutschen zurück. Die Maschinenpistolen hatten sie geschultert. Sie unterhielten sich leise miteinander. Sie waren nur ein paar Meter entfernt, als Barnes seine Waffe hob und einen langen Feuerstoß abgab, wobei er die Mündung seitlich hin und her schwenkte. Als die Soldaten zu Boden sanken, stellte er das Feuer ein. Sein Magazin war noch halb voll.
In diesem Augenblick röhrte der Motor des Transporters auf.
Also war da doch ein vierter Mann – der Fahrer. Er hatte vermutlich Anweisung, die Fahrerkabine unter keinen Umständen zu verlassen. Barnes sprang auf die Straße. Die Tür zum Fahrerhaus war auf seiner Seite noch offen. Barnes lief an dem Tieflader entlang und sprang kurz hinter dem Führerhaus wieder auf. Er blieb selbst mit dem Körper in Deckung, schob den Lauf der Maschinenpistole um die Ecke und gab einen kurzen Feuerstoß ab. Dann lief er um das Heck herum zur anderen Seite.
Der Motor röhrte, doch der Transporter rührte sich nicht.
Vorsichtig schlich sich Barnes zur geschlossenen Fahrertür, packte den Griff, riß die Tür auf und sprang gleichzeitig zurück. Die Mündung seiner Waffe war auf die Fahrerkabine gerichtet.
Seine Vorsicht erwies sich als überflüssig. Der Körper des Fahrers kippte zur Seite und schlug dumpf auf dem Asphalt auf. Der Deutsche war tot, die Kugeln hatten seine rechte Seite durchlöchert.
Barnes schaltete den Motor aus und ging zu den beiden anderen Soldaten hinüber. Auch sie rührten sich nicht mehr.
Sergeant Barnes war völlig unerwartet im Besitz eines deutschen Panzertransporters.
10
Samstag, 25. Mai
Sie brausten über Land wie ein Blitz. Die beiden starken Scheinwerfer stachen weit in die Nacht und schälten die Straße aus dem Dunkel. Der schwere Transporter schwankte leicht, als Reynolds das Tempo noch erhöhte. Siebzig, achtzig Stundenkilometer zeigte die Tachonadel. Auf der Beifahrerseite schaute Barnes auf die Straße hinaus, deren Band sich im Scheinwerferlicht endlos dehnte.
Zwischen ihnen drehte sich Colburn des öfteren um und blickte durch das kleine Rückfenster nach hinten.
»Keine Sorge«, beruhigte ihn Barnes. »Bert ist immer noch da. Allein schon sein Gewicht hält ihn auf seinem Platz fest, selbst bei diesem Tempo.«
In Gedanken rekapitulierte er nochmals, was am Rand des Moores geschehen war, ehe sie nach Norden aufbrachen.
Dabei lächelte er grimmig in sich hinein. Was auch noch kommen mochte, zumindest hatten sie einen schweren deutschen Panzer vernichtet, wenn auch, um es vorsichtig auszudrücken, auf recht unübliche Weise.
Barnes hatte das Kampffahrzeug untersucht. Außer dem Maschinengewehr und dem Funkgerät war es völlig intakt.
Nach Barnes’ Ansicht hätte ein geschickter Mechaniker den Feuermechanismus der Bordwaffe in ein paar Stunden reparieren können, doch statt dessen hatten die Deutschen den Panzer zum Rücktransport auf einen Tieflader gefahren. Schon allein diese Tatsache bewies den verschwenderischen und oft sinnlosen Umgang der Deutschen mit ihrer Ausrüstung.
Barnes hatte gerade seine Inspektion beendet, als er einen vertrauten, herzerwärmenden Laut vernahm. Berts Motor arbeitete wieder einwandfrei.
Als Reynolds und Colburn schließlich zu ihm in den Panzer kletterten, stand Barnes’ Plan fest. Er wollte so schnell wie möglich nach Calais vorstoßen, den letzten Hafen vor Dünkirchen – möglicherweise den beiden Schlüsselpositionen in diesem ganzen Feldzug. Wenn sie hinter den deutschen Linien herfuhren und dabei soviel Schaden wie nur möglich anrichteten, fand sich vielleicht schon bald eine Gelegenheit, einen entscheidenden Schlag gegen den Feind zu führen. Vor allem darum ging es dem Sergeant, und er hoffte inständig, ein geeignetes Objekt zu finden. Bert brachte es nur auf eine Höchstgeschwindigkeit von fünfundzwanzig bis dreißig Stundenkilometern. Der deutsche Transporter hingegen war bestimmt viermal schneller. Doch zuerst mußten
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