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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Doppelreihe von etwa 1,80 Meter hohen Pfählen.
    »Keller, wie weit gehen die Markierungspfosten?«
    »Zehn Kilometer, Herr General. Wir hielten es nicht für ratsam, sie noch weiter voraus einzuschlagen.«
    »Völlig richtig, Keller, ausgezeichnet.«
    Storch schwieg und schlug gedankenverloren mit den Handschuhen gegen sein Bein. Er war in bester Laune und liebte es dann geradezu, seinen Untergebenen zu beweisen, daß ihr General auch Humor besaß.

    »Also, Keller, wenn ich Sie richtig verstanden habe, liegt zwischen diesen Pfählen die Straße nach Dünkirchen. Wir brauchen also keine übernatürlichen Kräfte wie Jesus Christus, um über das Wasser zu wandeln, wie?«
    Keller, ein sehr religiöser Mann, wie Storch wußte, blinzelte verlegen und scharrte unbehaglich mit den Füßen. Worauf wollte der General jetzt wieder hinaus?
    Keller machte ein ausdrucksloses Gesicht, antwortete nichtssagend: »Jawohl, Herr General«, und wartete gespannt.
    Er wußte nie genau, wie er sich verhalten sollte, wenn Storch so mit ihm sprach, denn das konnte ebenso der Vorbote für ein gewaltiges Donnerwetter sein.
    Der General trat vor den Panzerwagen und schaute einen Augenblick lang durch die Lücke in der Hecke. Dann marschierte er plötzlich los, an den ersten beiden Pfählen vorbei mitten durch das Wasser, das aber an keiner Stelle höher als zehn Zentimeter stand. Erst als man ihn kaum mehr sehen konnte, kehrte er um und ließ dabei wie ein kleines Kind, das zum erstenmal das Meer sieht, die Füße durch das Wasser schleifen.
    Beim Panzerwagen blieb er stehen und spähte durch sein Nachtglas in die entgegengesetzte Richtung nach Süden, wo sich eine lange Kette schwerer Panzerfahrzeuge bis zum Ende der Straßenböschung erstreckte. Daneben lag der kleine Flugplatz, der den Deutschen als Haupttanklager diente. In dem Hangar waren ihre Munitionsvorräte gestapelt. Meyer hatte zwar bemäkelt, daß alles zu dicht beieinander lag, doch mehr Platz bot das überflutete Land nicht.
    In diesem Augenblick sprach der unglückliche Keller genau das falsche Problem an.
    »Man hat mir berichtet, daß das Munitionsdepot zu nahe beim Tanklager eingerichtet wurde, Herr General.«
    »Wollen Sie es verlegen, Keller?« fragte Storch.

    »Nein, Herr General. Ich dachte nur… das heißt… Oberst Meyer…«
    »Meyer war vor kurzem hier?«
    »Nur für ein paar Minuten – um die Wassertiefe zu prüfen…«
    »Ihr Glück, Keller, daß nur meine Stiefel naß geworden sind.
    Wäre das Wasser mir bis zu den Schenkeln gegangen, hätte ich Sie versetzen und degradieren lassen. Also bis vier Uhr dann, Keller.«
    Barnes rieb sich die Augen und schaute auf seine Uhr.
    0.45 Uhr. Der Tank rumpelte mit aufgeblendeten Scheinwerfern über die Nebenstraße. Die Ketten rotierten mit höchster Geschwindigkeit. Jacques, der neben ihm im Turm stand, erklärte ihm, sie würden in den nächsten Minuten die Außenbezirke von Lemont erreichen. Der junge Franzose kannte die Gegend wie seine Westentasche und fand es ungemein aufregend, in einem Kampfpanzer über die Straße zu fahren, die ihm seit seiner Kindheit vertraut war. Er hatte vorgeschlagen, den Ort zu umgehen. Barnes bat ihn, einen Platz zu suchen, wo sie Bert für eine kurze Zeit sicher parken konnten.
    Im Kampfabteil hockte Colburn hinter der Kanone auf dem Platz, den früher Davis eingenommen hatte. Eine geladene Maschinenpistole lag quer über seinen Oberschenkeln. Der Kanadier hatte sich rasch an den engen Raum, das leichte Schwanken und das monotone Rattern der Ketten gewöhnt. Er vermißte die frische Luft in zweitausend Metern Höhe, doch hier hatte er wenigstens festen Boden unter den Füßen.
    Obwohl sie sich der Kampfzone näherten, war das Wummern der Geschütze verstummt, als wollten sie ihre Schlagkraft und ihre Munition für die letzte Schlacht im Morgengrauen aufsparen. Und das war nicht mehr fern, wie Colburn mit einem Blick zum Himmel feststellte. Er langweilte sich, weil es für ihn nichts zu tun gab, beneidete Reynolds regelrecht um seinen Job.
    Der Fahrer saß vorne im Tank und fuhr mit offener Luke. Er schaute stur geradeaus. Vorsichtig bediente er die Steuerhebel, denn seine Arme brannten wie Feuer, und selbst die geringste Bewegung bereitete ihm Höllenqualen. Barnes, der seinen Fahrer kannte, versuchte ihn mit der Bemerkung, sie würden ihr Ziel bald erreichen, aufzumuntern. Reynolds wollte das alles hinter sich bringen und dann vierzehn Tage nur noch schlafen. Sie näherten sich wieder

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