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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Aus der Tasche zog er zwei Reservemagazine, legte sie hinter den Sichtschutz der Plane und schob sich flach auf den Bauch, die Maschinenpistole griffbereit neben sich. Mit der Faust schlug er dreimal gegen die Fahrerkabine.
    Auf das vereinbarte Zeichen hin beendete Reynolds seine Kurvenfahrt und scherte nach rechts ein, behielt aber die hohe Geschwindigkeit bei. Der Laster konnte überholen.
    Ich muß genau den richtigen Zeitpunkt abpassen, dachte Barnes. Den Kopf unten halten, bis die Ladefläche, auf der die Soldaten unter der Plane sitzen, genau neben uns ist. Auf den Fahrer brauche ich nicht zu feuern – ich will die Mannschaft hinten. Man wird nicht auf Reynolds schießen aus Furcht, der Transporter könnte ausscheren und den Laster rammen.
    Barnes nahm den Kopf herunter. Reynolds blieb in seiner Spur. Der Motor des Lasters heulte auf. Der Sergeant fühlte die leichte Veränderung des Neigungswinkels, als der Transporter einen Hügelhang hinaufdonnerte.
    Jetzt!
    Barnes glättete die Plane vor der Maschinenpistole – und hielt erschrocken die Luft an. Der Laster war schon fast zu weit an dem Transporter vorbei, die beiden Führerhäuser lagen auf gleicher Höhe, die von der Plane verdeckte Ladefläche zog an dem Sergeant vorbei. Er riß seine Waffe hoch und bestrich die Ladefläche etwas oberhalb der hölzernen Seitenklappen mit einem langen Feuerstoß, schwang dabei den Lauf in sachtem Bogen hin und her.
    Leer!
    Er schob gerade ein neues Magazin ein, als er Jacques’ Warnruf hörte. Ein deutscher Soldat spähte hinter der Plane hervor, die Maschinenpistole im Anschlag. Barnes feuerte sofort, und der Mann stürzte vornüber auf die Straße. Barnes schwenkte die Mündung und durchlöcherte die Plane ihrer ganzen Länge nach mit einem einzigen Feuerstoß.
    In diesem Moment wurde Reynolds aktiv. Die Straße lief auf eine Brückenrampe zu und stieg leicht an. Der Fahrer gab das vorher vereinbarte Signal, zwei lange Huptöne. Barnes rief Jacques zu, sich festzuhalten, und erwartete jeden Augenblick den Zusammenprall.
    Reynolds erhöhte das Tempo und schoß schräg über die Straße, um den Laster mit seiner Breitseite abzudrängen. Sie hatten die Brücke fast erreicht, als der deutsche Fahrer erwartungsgemäß die Nerven verlor. Der Abstand zu dem Schwertransporter betrug nur noch ein paar Zentimeter. Barnes hob gerade rechtzeitig den Kopf, um zu sehen, wie der Lastwagen sich seitlich überschlug und den Hang hinabrollte.
    Sie waren schon in der Brückenmitte, als hinter ihnen ein dumpfer Knall ertönte und Flammen in der Nacht aufloderten.
    Der Benzintank war explodiert.
    Als nächstes hörte der Sergeant das Kreischen von Bremsen. Es waren die Bremsen des Transporters.
    Reynolds hatte das Rattern von Barnes’ Waffe gehört und sich ganz auf sein letztes Manöver konzentriert, mit dem er den Lastwagen zerstörte, und den Transporter mit hohem Tempo auf die Brücke gesteuert. Erst im letzten Augenblick sah er die Steinmauer im Lichtkreis der Scheinwerfer auftauchen. Die Straße beschrieb eine scharfe Rechtskurve.
    Der Koloß schleuderte wild, als Reynolds verzweifelt bremste und gleichzeitig das Lenkrad herumriß, um dem unerwarteten Hindernis auszuweichen. Doch es war schon zu spät. Mit einem harten Schlag durchbrach der Transporter die Mauer, das immense Gewicht des Fahrzeugs durchstieß sie wie Butter.
    Der Wagen schwankte, knickte noch einen dünnen Baum und kam schließlich ein Stück weiter im Garten zum Stehen.
    Barnes blieb einen Augenblick wie betäubt liegen und holte tief Luft. Die Maschinenpistole hielt er krampfhaft umklammert. Beim Kreischen der Bremsen hatte er sofort reagiert und sich mit aller Kraft in die Zeltbahn gekrallt. Die Kuhle in der Plane zwischen Panzer und Führerhaus hatte ihn davor bewahrt, von seinem Platz heruntergeschleudert zu werden. Jacques war gegen ihn gerutscht und hatte sich an seinem Körper festgeklammert.
    Vorsichtig richteten sie sich auf. Colburn wartete schon auf sie neben dem offenen Führerhaus. Er hatte die Maschinenpistole unter den Arm geklemmt; aus einer Platzwunde auf seiner Stirn und einer Schramme an seiner linken Hand tropfte Blut.
    »Sind nur Kratzer«, sagte er auf Barnes’ besorgten Blick hin.
    »Ist Reynolds in Ordnung?«
    »Reynolds ist okay«, antwortete der Fahrer selbst. »Ich weiß zwar nicht wieso, aber der Bursche ist noch heil. Vielleicht, weil er ein Glückspilz ist. Wir flogen durch die Wand wie durch Papier. Sorry, Sir, aber ich hatte mich

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