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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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den alliierten Linien, und drüben auf der anderen Seite des Kanals lag Dover. Immer häufiger dachte Reynolds an England und sein Zuhause. Mit etwas Glück wären sie bald wieder drüben. Vielleicht bekam er Urlaub, konnte nach Peckham fahren und einen Bitter im
    ›Grauen Pferd‹ trinken. Bei diesem Gedanken bekam er Durst, vergaß ihn aber rasch, als Barnes’ Stimme aus dem Kopfhörer drang und ihm einen neuen Befehl gab.
    »Biegen Sie links ab«, hatte Jacques gesagt, »zu dem weißen Gebäude da.«
    Barnes gab diese Anweisung weiter.
    »Und das Bauernhaus, von dem du gesprochen hast, Jacques, diese abgelegenen Scheunen…«
    Sie ratterten über einen engen Pfad. Im Kegel der Scheinwerfer tauchte ein seltsam vertrauter Schatten auf.
    Barnes erstarrte, als der Panzer eine Biegung nahm und die Scheinwerfer voll auf die klobige Silhouette fielen. Jacques deutete auf die Gebäude hinter einem offenen Gatter. Barnes ließ Reynolds anhalten.
    Das schwere Gefährt im Licht der Scheinwerfer stand in starker Schräglage auf einem Feld. Eine Kette war in einen tiefer gelegenen Graben abgerutscht. Es war ein Zwillingsbruder von Bert – ein Matilda-Tank.

    Barnes sprang zu Boden und ging hinüber. Colburn folgte ihm. Der Sergeant ließ kurz den Strahl seiner Stablampe über den Koloß wandern. Er war nur mehr ein Wrack. Der Turm war schwer getroffen worden, die echte Kette hatte sich von den Rädern gelöst, das Heck war mit schwarzen Brandspuren übersät.
    »Sieht aus wie einer von euch«, sagte Colburn leise.
    »Es ist ein Panzer von uns. Hier hat’s einen netten Tanz gegeben. Sehen Sie mal.«
    Im Feld hinter dem Panzer lagen reglose Gestalten in Uniform wild durcheinander – auf dem Bauch, auf dem Rücken, zusammengekrümmt oder lang ausgestreckt. Ein paar deutsche Uniformen waren dabei, doch mehr britische. Barnes untersuchte einige Gewehre. Die Magazine waren leergeschossen.
    Außer dem einen Tank waren keine weiteren Fahrzeugwracks zu sehen, und Berts Zwillingsbruder schien auf schreckliche Weise den Mangel an Panzern beim britischen Expeditionskorps zu verdeutlichen.
    »Hier sind die deutschen Panzer vorbeigekommen«, sagte Barnes zu Colburn.
    Der Kanadier schwieg.
    Sie gingen noch ein Stück weiter bis zum Gatter und stießen auf weitere Leichen und leergeschossene Gewehre, britische 303er. Sie betraten vorsichtig den Hof zwischen den Gebäuden. Nacheinander durchsuchten sie sie. Das Gehöft war verlassen. Hinter einem der Gebäude fanden sie mehrere englische Anderthalbtonner. Offensichtlich hatte das Gehöft den Alliierten als Transportdepot gedient. In den Häusern standen noch mehr Laster. Die Einheit war erst kürzlich überhastet abgezogen worden, wie ein paar benutzte Trinkbecher, eine Schüssel mit abgestandenem Wasser, einige Gasmasken und ein Lewis-Gewehr ohne Magazin bewiesen.

    »Ich würde mir gern mal diesen Truck da drinnen anschauen«, sagte Colburn und richtete seinen Lampenstrahl auf einen Transporter mit dem Zeichen der Royal Engineers auf dem Heck.
    »Ich bin in einer Minute zurück«, sagte Barnes, »ich werde nur eben Bert in Sicherheit bringen.«
    Der Sergeant verschwand und untersuchte kurz das Gelände in der Nähe der Gebäude. Die Felder waren leer und lagen seltsam still im blassen Mondschein vor ihm. Es war schwül, der Boden gab nach und nach die gespeicherte Wärme des vergangenen Tages frei. Insekten summten umher. Jenseits der Felder entdeckte Barnes die Schatten einiger Dächer. Hinter ihnen tanzte ein einsamer Scheinwerferstrahl müde über den nächtlichen Himmel und suchte nach feindlichen Fliegern.
    Der Sergeant kehrte zu dem Kanadier zurück und fand ihn auf der Ladefläche des Lastwagens. Seine Lampe beleuchtete einige Lagen übereinandergestapelter hölzerner Kisten.
    »Ich möchte einen Erkundungsgang nach Lemont machen«, erklärte Barnes. »Jacques wird mich in den Ort begleiten. Sie und Reynolds bleiben währenddessen hier. Eine bessere Deckung für Bert könnten wir uns kaum wünschen. Die Deutschen werden wohl kaum ein zweites Mal in einem Ort herumschnüffeln, den sie schon überrannt haben. Und das Zeugs hier können sie sowieso nicht gebrauchen. Ist ja ohnehin nur eine Handvoll.«
    »Hier liegt mehr als nur eine Handvoll, Barnes. Sie wissen natürlich, was das ist – Sprengkapseln. Mit der Ladung hier könnte man halb Ottawa in die Luft jagen. Eine reiche Auswahl – einschließlich Schießbaumwolle, Sprengapparaten und Gott weiß was noch. Der Laster gehörte

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