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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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unverzüglich dem armen Reynolds, der jetzt das Unmögliche möglich machen sollte, seine Anweisungen. Die Operation verlangte nicht mehr, als den tonnenschweren Koloß die steile Uferböschung hinaufzusteuern, ihn auf der rechten Kette um neunzig Grad zu wenden und dann in einer höchst gefährlichen Seitenneigung das Hindernis auf der Böschung zu umfahren.
    Penn wartete mit angespannter Miene, bis Barnes seine Befehle gegeben hatte. Dann sagte er mit belegter Stimme:
    »Geht das überhaupt? Wir könnten uns seitlich überschlagen.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit – wir müssen es riskieren.
    Behalten Sie die Brücke im Auge.«
    »Na schön«, sagte Penn leichthin. »Ist ja nur eine Kleinigkeit, und wir haben massig Zeit.«
    »Kümmern Sie sich um die verdammte Brücke, Penn!«
    Barnes hatte für Penns Späßchen im Moment keinen Sinn.
    Penn tat zwar die ganze Zeit nichts anderes, hatte nur kurz beim Einsinken den Blick zum Flußbett gerichtet, aber er verstand, daß der Sergeant im Moment nicht zu Scherzen aufgelegt war.
    Sie näherten sich dem Felsen, und ihr Vorhaben schien mit jedem Meter aussichtsloser zu werden. Es stimmte, der einzige Weg an dem Hindernis vorbei führte über die Böschung.
    Reynolds konzentrierte sich auf Barnes’ Anweisungen und wendete den Tank über die linke Kette dem Ufer zu. Kaum hatten sie das Flußbett verlassen, kamen dem Sergeant Zweifel. Die Uferböschung war doch steiler als vermutet.

    Auch war der Untergrund fester als erwartet, das tonnenschwere Ungetüm sank kaum ein paar Zentimeter ein, wodurch das Risiko sich noch erhöhte. Es war wirklich ein Tanz auf dem Seil ohne Netz und doppelten Boden. Wie hatte Penn gesagt? Sie könnten sich seitlich überschlagen. Barnes war sich im klaren, was das für die Männer im Turm hieß: Sie würden kopfüber im Fluß liegenbleiben, mit sechsundzwanzig Tonnen Gewicht über sich.
    Die Ketten mahlten, der Panzer kroch die Böschung empor und begann die Wende, was durchaus tödlich enden konnte.
    Reynolds hatte die rechte Kette abgebremst, die Vorwärtsdrehung der anderen Kette bewegte den Koloß um seine Achse. Reynolds stoppte kurz ab. Der Panzer stand nun parallel zum Fluß in einer Schräglage, so daß der Turm über den Uferrand hinaus über das Wasser ragte. Barnes und Penn konnten nur mit Mühe das Gleichgewicht wahren. Jetzt kam es darauf an.
    Ihnen allen war klar, daß der kleinste Fehler den Panzer zum Absturz bringen mußte. Selbst wenn sie den Sturz heil überstanden, würde Bert wie ein hilfloser Käfer auf dem Rücken liegenbleiben. Ihr Leben hing jetzt von der geringfügigsten Neigungswinkelveränderung von Bert ab.
    Sogar ein paar Pfund mehr Gewicht auf der rechten Kette konnten den Koloß umkippen lassen.
    Mit ruhiger Stimme gab Barnes seine Anweisungen. Der Panzer kroch vorwärts, Zentimeter für Zentimeter fraßen sich die Ketten über den Hang, fanden kaum Halt. Keiner sagte ein Wort, keiner wagte sich zu bewegen, angespannt lauschten sie dem Rumpeln der Ketten. Sie hingen genau über dem Felsen im Fluß, als es kritisch wurde. Barnes sah, wie die linke Kette leicht vom Boden abhob und sich der Neigungswinkel verstärkte. Mit einem Blick über die Schulter erkannte er die Ursache. Die Körper von Seft und dem Posten waren über die Motorhaube nach rechts gerutscht. Die beiden Leichen erhöhten das Gewicht des Panzers, waren totes Gewicht im wahrsten Sinn des Wortes.
    »Penn, kappen Sie die Seile – schnell!«
    Penn reagierte sofort, zog sein Messer aus der Scheide und beugte sich weit nach hinten aus dem Turm, wobei er sorgfältig sein Gewicht nach links verlagerte. Das Gewicht der Toten hatte die Seile gestrafft. Penns Nerven waren so angespannt, daß er jede einzelne Seilfaser zu spüren glaubte, die er mit raschen Bewegungen durchsäbelte, bis die letzten durch die Überbelastung von selbst rissen. Sefts Körper rutschte vom Chassis und klatschte in den schmalen Wasserlauf neben dem Felsen.
    Penn, der gleichzeitig versuchte, die Brücke im Auge zu behalten, sah nicht, wie der Leichnam ins Wasser fiel, doch Barnes verfolgte gespannt, wie er unter der Wasseroberfläche versank. Erst dann richtete der Sergeant den Blick wieder auf die Ketten, die sich langsam durch das Unterholz gruben. Die kleinste Überhöhung konnte Bert aus seinem prekären Gleichgewicht werfen. Auf seinem Sitz zog Soldat Reynolds alle Register seines fahrerischen Könnens. Verzweifelt versuchte er, den Panzer so langsam wie möglich

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