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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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ganze Reihe von Dörfern passiert haben.
    Statt dessen haben wir vier Städte umgangen, aber kein einziges Dorf durchfahren. Seft hatte die Absicht, uns immer tiefer in deutsches Besatzungsgebiet zu fuhren, bis sich ihm eine Gelegenheit bot, Bert unversehrt seinen Kumpanen in die Hände zu spielen. Das hätte ihm sicher einen Orden eingebracht. Das deutsche Oberkommando brennt darauf, einen völlig intakten Matilda-Panzer in die Finger zu kriegen, um sich über unseren technischen Standard informieren zu können. Denn sie möchten zu gern wissen, was der Feind ihnen entgegenzusetzen hat. Seft muß bald verrückt geworden sein, als Reynolds ihn mit dem Revolver hier unten festhielt, während ein paar Meter über ihm eine ganze Panzerdivision vorbeirollte. Und das, Seft, war der dritte Fehler. Du wolltest ein wenig zu eilig aus dem Versteck heraus, als deine Leute über die Brücke kamen. Also, wie heißt das Dorf nun wirklich?«
    Er stand vor dem Deutschen und schaute ihn mit halb geschlossenen Lidern von unten herauf an. Es war seine erste Begegnung mit einem fanatischen jungen Nazi, und er beobachtete interessiert des Deutschen arrogantes Auftreten in der für ihn äußerst prekären Situation. Doch wunderte sich Barnes in keiner Weise darüber, noch ließ er sich davon beeindrucken. Seiner Meinung nach war es nur Schau, um die pure Dummheit, die dahintersteckte, zu überspielen. Seft antwortete mit sich überschlagender Stimme: »Ich bin nicht befugt, einem Feind Auskünfte zu dessen Nutzen zu geben. Sie sind mein Feind. Heil Hitler!«
    Penn schlug ihm mit dem Handrücken auf die Wange. Der Schlag hinterließ einen deutlichen Abdruck im Gesicht des Deutschen. Er taumelte einen Schritt zurück. Penn fauchte ihn an:
    »Man hat dir gesagt, daß du Sergeant Barnes mit ›Sergeant‹ anzureden hast, wenn du mit ihm sprichst. Ich habe keine Lust, mich zu wiederholen. Das nächste Mal fehlen dir ein paar Zähne.«
    Seft schaute Penn lange an, als wolle er sich sein Gesicht genau einprägen. Dann verzog er den Mund und spuckte verächtlich dicht vor die Stiefel des Engländers. Zum zweitenmal hielt Barnes Penn mit einem Blick zurück.
    »Strapazieren Sie nicht unnötig Ihre Nerven, Penn. Der Knabe ist ja kaum erst aus den Windeln heraus.«
    Diese letzte Bemerkung veranlaßte Seft zum Handeln, auch wenn er ihren Sinn möglicherweise nicht richtig mitbekommen hatte. Er richtete sich auf, reckte energisch das Kinn vor und machte einen Schritt auf Barnes zu. Im Kasernenhofton bellte er:
    »Die deutsche Wehrmacht wird in Kürze zur Stelle sein. Sie befinden sich auf deutsch besetztem Territorium und sind somit meine Gefangenen. Sergeant Barnes, übergeben Sie mir Ihre Pistole.«
    Er machte noch zwei Schritte auf Barnes zu. Sein Gesicht war wutverzerrt. Er streckte die Hand nach Barnes’ Waffe aus.
    Eine solche Arroganz und die blinde Dummheit dieses Manövers brachte Penn für einen Moment aus der Fassung, doch Barnes reagierte, als habe er von dem Deutschen nichts anderes erwartet. Er sprang zurück, zog den Revolver aus der Pistolentasche und holte kurz aus. Der Lauf traf Seft hart an der linken Schläfe, der Schlag war so heftig, daß der Revolver beinahe aus Barnes’ Hand geglitten wäre. Der Deutsche sackte wie ein Stein zu Boden und blieb regungslos mit ausgestreckten Armen liegen. Sein blondes Haar kontrastierte seltsam mit dem grünen Gras.
    Barnes bückte sich und tastete nach der Halsschlagader des Jungen. Schließlich zuckte er mit den Schultern und schaute zu Penn hoch.
    »Der Narr ist tot. Auch gut. In unserer Situation können wir uns ohnehin nicht mit Gefangenen belasten.«
    »Er war ein übereifriger Spinner.«
    »Er war ein Fanatiker mit einer unglaublichen Selbstüberschätzung. Aber er hat nicht gesponnen. Drehen Sie sich mal um. Ich glaube, Seft hatte sie schon entdeckt.«
    Weit im Süden, wo die Straße nun deutlich sichtbar im Sonnenlicht lag, erkannte Penn einen langen Zug winziger Spielzeugfahrzeuge, die sich hinter einer Bodenerhebung hervor auf sie zu bewegten. Immer neue Fahrzeuge tauchten in ihrem Blickfeld auf.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, rollt da schon wieder eine Panzerkolonne auf uns zu. Also ist uns dieser Weg versperrt.
    Wenn wir aber in das Dorf zurückfahren, das angeblich Fontaine heißt, stoßen wir auf die nächtliche Kolonne.«
    »Was machen wir jetzt? Ein zweites Mal kommen wir nicht ungeschoren davon.«
    »Mit Bert so schnell wie möglich auf der einzigen Route verschwinden,

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