Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
dessen Pilot über Funk seine Entdeckung dem Gefechtsstab meldete, das Auffahren der schweren Panzer an beiden Flußufern – vor ihnen, hinter ihnen, über ihnen.
    Dann der ungleiche Kampf, das Donnern der Kanonen, bis Bert nur noch ein Schrotthaufen war. Es sah ganz so aus, als habe Barnes seine Mannschaft in eine tödliche Falle manövriert.
    »Fahrer, Geschwindigkeit auf etwa fünfzehn Stundenkilometer erhöhen«, sagte er ins Mikro. »Folgen Sie genau meinen Anweisungen. Sie fahren zu dicht am linken Ufer.«

    Das rettende Blätterdach schien noch immer schrecklich weit entfernt. Es könnte sie auch gegen das Flugzeug schützen – wenn sie es nur rechtzeitig bis dorthin schafften. Das Brummen des Flugzeugmotors klang nun schon sehr nahe, die Maschine flog tiefer. Wahrscheinlich hatte der Pilot die Brücke ausgemacht und wollte sich jetzt das Gebiet am Fluß näher ansehen. In diesem Augenblick stieß der Panzer leicht gegen das rechte Ufer. Barnes fuhr Reynolds scharf an. Einen Augenblick später wurde ihm sein ungerechtes Verhalten bewußt, denn Reynolds konnte, obwohl er mit offener Klappe fuhr und nach vorne eine gute Sicht besaß, die Seitenfreiheit des Kolosses nur schwer abschätzen.
    Das Flugzeug über ihnen verlor immer mehr an Höhe. Barnes hörte das deutlich am Motorengeräusch.
    »Das wird ein Vabanque-Spiel«, sagte Penn.
    »Behalten Sie die Brücke im Auge, klar? Ich werde mich auf den Himmel konzentrieren.«
    Am liebsten hätte Barnes alles selbst gemacht – den Himmel abgesucht, die Brücke beobachtet, auf den Seitenabstand geachtet und den Flußverlauf verfolgt. Doch das ging nicht.
    Wie immer erledigte Reynolds seine Aufgabe vorzüglich.
    Jeder andere Fahrer hätte in dieser Situation den Motor abgewürgt, wäre in die Uferböschung gefahren oder hätte viele andere – durchaus verständliche – Fehler gemacht, doch Reynolds fuhr stur seinen Panzer und kümmerte sich um nichts sonst.
    Barnes sog heftig die Luft ein, als Bert plötzlich merklich tiefer sackte. Penn wurde blaß im Gesicht. Rasch warf er einen Blick nach unten, schaute aber sofort wieder zu der Brücke hinüber, die immer noch verlassen im Sonnenschein lag. Sie waren mindestens noch dreißig Zentimeter tiefer eingesackt und befanden sich bis zur halben Höhe im Wasser. Das Chassis würde bald ganz unter der Oberfläche verschwinden.

    Barnes fluchte, prüfte den Seitenabstand und beobachtete dann wieder den Himmel. Sie konnten nur hoffen, daß der Fluß nicht tiefer wurde. Sie mußten es einfach riskieren.
    Das Flugzeug hing jetzt fast über ihnen. Barnes’ Hand krampfte sich am Turm fest. Jeden Moment mußte der Flieger auftauchen. Der Panzer rumpelte über einen Felsen, und Barnes’ schweißfeuchte Hand verlor den Halt. Er versuchte, das Gleichgewicht zu bewahren, und hielt dabei den Blick starr zum Himmel gerichtet – der plötzlich von einem Blättergewirr verdunkelt und dann gänzlich ausgesperrt wurde. Über das grüne Laubdach hinweg donnerte das Flugzeug quer über den Fluß und verschwand auf seinem ursprünglichen Kurs nach Norden.
    »So weit, so gut – sagte der Mann zu dem Mädchen«, witzelte Penn.
    »Da ist immer noch die Brücke.«
    »Aber, aber, Sergeant, holen Sie mich doch nicht so unsanft in die Wirklichkeit zurück.«
    Barnes schaute zur Brücke. Der schimmernde Steinbogen war nun viel kleiner und vermittelte im hellen Sonnenlicht ein Bild tiefsten Friedens. Kaum zu glauben, daß jede Sekunde die Kriegsmaschinerie auf ihrem Weg zu den Schlachtfeldern darüber hinwegdonnern würde. Barnes wandte den Kopf. Er fühlte die erfrischende Kühle unter dem Laubdach auf seinem Gesicht…
    Sein Herz schlug ihm plötzlich bis zum Hals. Ihnen war der Weg versperrt.
    In dem Dämmerlicht unter den Bäumen hatte Barnes das Hindernis früher bemerkt. Genau in der Mitte des Flugbettes ragte ein großer schwarzer Felsen aus dem Wasser. Er war verwittert, lief nach oben spitz zu und teilte den Fluß. Bert war in der Lage, über ein sechzig Zentimeter hohes Hindernis hinwegzuklettern. Der Felsen aber war mindestens doppelt so hoch. Während der Panzer langsam auf das Hindernis zurollte, überdachte Barnes ihre Möglichkeiten. Über das Hindernis hinwegzufahren war unmöglich. Den Felsen zu rammen wäre Selbstmord – sie konnten dabei den Motor oder das Chassis beschädigen. Das Hindernis auf der Uferböschung zu umgehen, kam ebenfalls einem Selbstmord gleich. Doch blieb dies als einzige Möglichkeit, und so gab er

Weitere Kostenlose Bücher