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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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steckte, stand Penn schon wieder aufrecht da und beobachtete die Brücke.
    Barnes folgte seinem Beispiel. Die beiden Männer spürten, wie der Tank in die Flußbiegung donnerte, sahen die Brücke hinter der rechten Uferböschung verschwinden. Vor ihnen dehnte sich das Flußbett schnurgerade unter dem Schutz eines dichten Blätterdaches. Sie hatten es geschafft.
    Kaum eine halbe Stunde später brach neues Unheil über sie herein – als wären ihre Nerven nicht sowieso bis zur Unerträglichkeit angespannt. Flußabwärts kamen ihnen deutsche Panzer entgegen.
    Barnes hatte Bert hundert Meter hinter der Flußbiegung halten lassen. Sie waren die südliche Uferböschung emporgestiegen, um einen Blick auf die Kolonne zu werfen, der sie so knapp entkommen waren. Sie erreichten den oberen Raum genau in dem Augenblick, als die erste Motorradstreife auf die Brücke fuhr. Jenseits der Flußbiegung konnten sie über das offene Gelände hinweg deutlich die Brücke sehen. Penn verschluckte sich fast, als er durch die Bäume spähte: Das Motorrad hatte in der Brückenmitte angehalten, und der Soldat aus dem Beiwagen stieg aus. Trotz der Entfernung war Penn sicher, daß der Posten mit den Augen das Flußstück absuchte, das sie gerade hinter sich gelassen hatten.

    »Großer Gott«, keuchte Penn. »Das war knapp – haarscharf. Was mich daran erinnert, daß ich heute morgen leider noch nicht zum Rasieren gekommen bin.«
    »Und außerdem müssen wir hier ein wenig aufräumen, sobald wir etwas Zeit haben.«
    Barnes hob den Feldstecher an die Augen, und die Brücke rückte näher. Der Posten schlenderte zur Nordseite hinüber, schaute über das Geländer und bahnte sich einen Weg durch das Unterholz der Böschung, um unter der Brücke nach dem Rechten zu sehen, ehe die Kolonne heran war.
    Ja, das war wirklich verdammt knapp gewesen. Barnes schwenkte langsam das Glas, und die Zwillingsoptik wanderte an der Kolonne entlang – über gedrungene Panzerwagen, Kanonen auf flachen Selbstfahrlafetten und schwere Panzer, deren tödliche Rohre drohend in Fahrtrichtung zeigten. Eine ziemlich starke Einheit. Barnes begann zu zählen, trug das Ergebnis gewissenhaft in einer Art Kurzschrift, die nur er entziffern konnte, in sein Notizbuch ein und ergänzte die Notizen, die er sich unter der Brücke über Anzahl und Beschaffenheit der nächtlichen Kolonne gemacht hatte, bevor er Pierre zu seiner ›Testwache‹ wecken ließ.
    Reynolds war beim Panzer geblieben, der wieder wie eine Insel aus Metall mitten im Strom stand. Vereinzelte Sonnenstrahlen spielten über seine stählerne Hülle und zeichneten dort, wo sie die Blätter durchdrangen, ein seltsam geschecktes Muster. Das Laubdach war immer noch dicht genug, um sie gegen Feindsicht aus der Luft zu decken. Der Fluß war hier flacher, hatte eine Tiefe von ungefähr neunzig Zentimetern. Die Ufer wichen ein wenig zurück, und zu beiden Seiten der Ketten war mindestens ein Meter Spielraum.
    Reynolds, der die Pause zu einer kleinen Inspektion nutzte, glaubte sich eher an Bord eines Bootes zu befinden. Da er sich fast zwei Meter unter dem oberen Rand der Böschung aufhielt, konnte er das dumpfe Brummen der Panzer, das dem Rumpeln eines Zementmischers ähnelte, nicht hören.
    Zwischen den Bäumen beschäftigte Barnes sich mit seinen Notizen, während Penn mit verschränkten Armen neben ihm stand und die Brücke nicht aus den Augen ließ.
    »Was ist mit den Leichen passiert? Wie Sie sich erinnern, sollte ich ja die Brücke beobachten.«
    »Sie sind versunken und wahrscheinlich schon kilometerweit abgetrieben.«
    Barnes beendete seine Eintragungen und runzelte die Stirn.
    Das Dröhnen der starken Motoren und das Rasseln von Panzerketten drang gedämpft über das Feld, doch hatte er mit seinem scharfen Gehör noch ein anderes Geräusch vernommen. Nein, es war das gleiche Geräusch, kam aber aus einer anderen Richtung. Er drehte den Kopf und lauschte.
    Penn wurde aufmerksam.
    »Was ist los?«
    »Ruhe!«
    Barnes schaute nach rechts über die Felder. Etwa achthundert Meter entfernt stieg der Boden sanft an und verbarg die Gegend dahinter. Verlief hinter der Bodenwelle noch eine Straße? Das Motorengeräusch wurde stärker. Auch Penn hatte es jetzt gehört.
    »Bitte nicht noch eine Abteilung!« stöhnte er in gespielter Verzweiflung, die er aber teilweise tatsächlich verspürte. Er hatte sich noch nicht von seinem nächtlichen Sondereinsatz auf der Brücke als deutscher Posten erholt, ganz zu schweigen von der

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