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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Sauerstoff. Penn hatte seine Kampfjacke abgestreift und lehnte gegen die Schulterstütze, seine Hand lag dicht beim Abzug. Der Zwischenfall mit dem Lastwagen voll Infanteriesoldaten beim Kanal hatte ihnen bewiesen, daß sie auf der Hut sein mußten, doch war es nur eine reine Reflexbewegung auf Barnes’ Bemerkung gewesen, die Penn wieder an seinen Platz getrieben hatte. Hitze und Müdigkeit machten ihn benommen, und der Geruch nach Dieselöl und das gleichmäßige Rasseln der Ketten ließen seinen Kopf schwer werden. Er hatte das Gefühl, jeden Moment bewußtlos zusammenzusinken, und nur deshalb war er in den Turm hinaufgeklettert. Das Schwindelgefühl verstärkte sich, und er schüttelte den Kopf.
    Durst quälte ihn; seine Zunge klebte am Gaumen. Seine Phantasie gaukelte ihm eine ganze Batterie von Gläsern voll schäumendem Bier vor, und er stöhnte laut auf vor Qual.
    Der Panzer rumpelte vorwärts. Vorne in seinem Fahrerabteil steuerte Reynolds mit unbewegter Miene das Ungetüm. Ihm war heiß, er schwitzte und hatte Durst, aber es gab erst was zu trinken, wenn Barnes es erlaubte. Solange mußte er eben warten. Er war weder besorgt noch deprimiert – er erledigte nur seinen Job und lenkte Bert entsprechend den Anweisungen von oben. Die Eintönigkeit der Landschaft und der Straße, deren endloses Band er im Zeitlupentempo auf sich zukommen sah, machten ihm zu schaffen. Doch entschädigte er sich durch gelegentliche Seitenblicke über die Felder nach rechts und links.
    Sie waren also jetzt in Frankreich, oder?
    Für Reynolds war da kein erkennbarer Unterschied. Die Felder sahen alle gleich aus, und wenn da nicht der Schlagbaum gewesen wäre, hätte er nie den Grenzübertritt bemerkt. Der Sprit wurde allmählich knapp. Barnes würde sich darum kümmern.
    Der Panzer rasselte nach Frankreich hinein.
    Wasser, Sprit, Munition, Lebensmittel. Das waren die Grundvoraussetzungen – in genau dieser Reihenfolge – für ihren Fortbestand als Kampfeinheit, und Barnes Gedanken beschäftigten sich fortwährend damit. Im Augenblick drohte ihn die Verantwortung für sich und seine Kameraden zu erdrücken. Außerdem bereiteten ihm die Schulterwunde und der Bluterguß am Knie höllische Schmerzen.
    Hitze und Durst setzten ihm zu, und vor dem ständigen Absuchen der Umgebung schmerzten seine Augen.
    Barnes war klar, in was für einer Situation sie sich befanden.
    Sie hatten noch etwa 270 Liter Diesel. Die Tanks hinter dem Turm faßten über 400 Liter. Sie hatten noch eine halbe Feldflasche voll Wasser, etwas Rindfleisch für die nächste Mahlzeit und etwas Tee. Nur Munition hatten sie genug, Bert war bis obenhin damit vollgestopft. Schade, daß man die nicht essen konnte.
    Allmählich gelangte auch der Sergeant zu der Ansicht, daß sie den nächsten Ort etwas näher unter die Lupe nehmen sollten. Er beschattete mit der Hand die Augen, um sicherzugehen, daß das da vor ihm keine Fata Morgana war.

    Nein, er hatte sich nicht getäuscht. Vor ihm am Horizont zeigte sich eine Ansammlung von Gebäuden.
    Über das Mikro sagte Barnes:
    »Wir nähern uns einer Stadt. Wir werden hineinfahren und uns mal umsehen.«
    Von diesem Augenblick an hob sich die Stimmung. Barnes warf einen Blick nach unten. Penn blickte zu ihm hinauf und winkte ihm grinsend zu. Sogar Reynolds zeigte eine Reaktion.
    Er setzte sich gerade und spannte die Schultern, seine Hände umschlossen die Lenkhebel fester.
    Sie fühlten sich wie bei der Ankunft im gelobten Land, dachte Barnes.
    Wasser, Sprit, Munition, Lebensmittel. Wenn sie Glück hatten, gab es das alles da vorn in den Häusern. Vielleicht sogar die dringend benötigten Informationen. Für Barnes war das am wichtigsten. Ihm würde schon ein Stein vom Herzen fallen, wenn sie nur wüßten, wo genau sie jetzt waren. Er befahl Penn, aus dem Backofen zu ihm heraufzukommen.
    Blitzschnell war der Corporal bei ihm. Fröhlich sagte er:
    »Vielleicht kriegen wir heute abend mal etwas anderes als Rindfleisch zwischen die Zähne. Bin gespannt, was die Bahnhofsgaststätte auf der Speisekarte hat.«
    »Wir sind hinter den deutschen Linien«, erinnerte ihn Barnes.
    »Und wenn schon. Wir tun so, als seien die hochwohlgeborenen Herren Besatzer nicht zu Hause, und lassen uns ein fürstliches Abendessen servieren. Mal sehen – was hätte ich denn gerne?«
    »Wie wär’s mit einer Flasche Wasser zum Anfang?«
    »Boeuf à la Bourguignonne mit grünen Bohnen wäre schon recht. Ja, das ist es. Mit ein paar Flaschen Landwein zum

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