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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Hecken und einmal in einer Meierei, wo Bert inmitten von leeren Milchkannen zum Stehen gekommen war, verstecken müssen. Eine Herde Kühe auf der Weide neben dem Gehöft brüllte unablässig. Die Euter der Tiere waren dick angeschwollen, und ihr fortwährendes
    * Barnes lag mit seiner Lageeinschätzung viel zu niedrig. Tatsächlich hatte die deutsche Wehrmacht die alliierte Front auf einer Breite von fast hundert Kilometern niedergewalzt.

    Geschrei nervte die Panzerbesatzung mehr als das Brummen der Stukas am Himmel. Niemand war da, um die Tiere zu melken. Barnes und seine beiden Kameraden waren froh, als Berts Motor das Gebrüll der gepeinigten Tiere übertönte. Nicht nur die Menschen leiden in diesem Krieg, dachte Barnes.
    Während sie auf der heckengesäumten Landstraße zwischen den endlosen Feldern weiterfuhren, spürte der Sergeant deutlich seine Erschöpfung. Das Stehen im Turm, Stunde um Stunde in der heißen Sonne, zehrte an seinen Kräften. Hemd und Hose, vorher noch naß von seinem unfreiwilligen Bad im Fluß, waren jetzt naß von Schweiß. Die Stunden im Turm, ständig Ausschau haltend nach feindlichen Fliegern oder Bodeneinheiten, konnten auch den gesündesten und durchtrainiertesten Mann von den Beinen holen. Ein Augenblick der Unachtsamkeit konnte mit einem überraschenden Angriff einer Messerschmitt bestraft werden.
    Barnes aber war körperlich nicht fit. Die Schulterwunde machte ihm schwer zu schaffen. Wegen des Blutergusses am rechten Knie, das er sich an dem Felsen unter Wasser gestoßen hatte, stand er fast ständig auf dem linken Bein, um das rechte weitgehend zu entlasten. Sein Verstand funktionierte zwar noch, doch physisch war der Sergeant fast am Ende.
    Er schützte seine Augen mit der Hand gegen das Sonnenlicht und spähte zu einer Ruine am Rand der Straße hinüber. Das Gebäude hatte anscheinend einen Bomben- oder Granatvolltreffer erhalten. Doch nicht das Haus, sondern der rot-weiß gestrichene Schlagbaum quer über der Straße erregte seine Aufmerksamkeit.
    »Wir sind dicht vor der Grenze«, sagte er ins Mikro. »Gleich fahren wir auf französischen Boden.«
    Barnes bemerkte, daß in dem Zollhaus eine Geschützstellung verborgen gewesen sein mußte. Man hatte sie mit einem Treffer erledigt. Das 75-Millimeter-Rohr lag neben dem Haus auf einem Feld, neben ein paar französischen Helmen. Nichts wies darauf hin, daß hier auch Soldaten des Gegners gefallen waren.
    Bert rumpelte vorwärts und knickte den Schlagbaum wie ein Streichholz. Sie hatten französischen Boden unter sich. Penn bat um Erlaubnis, eine Minute nach oben zu kommen. Barnes erteilte sie ihm sofort. Im Innern des Stahlungetüms mußte es höllisch heiß sein.
    »Wieder vertrauten Boden unter den Füßen«, sagte Penn leichthin.
    »Wir sind aber noch verdammt weit weg von zu Hause«, brummte Barnes.
    »Wie wär’s jetzt mit einem kleinen Schluck ›Mild-and-Bitter‹?« Penn meinte Wasser.
    »Noch nicht. Wir haben nur noch eine halbe Flasche.«
    »Ich bin immer noch der Ansicht, wir hätten in diese Stadt fahren sollen«, sagte Penn heiser.
    »Und wären höchstwahrscheinlich in einen deutschen Hinterhalt geraten. Panzer sind für Städte nicht sonderlich geeignet, Penn, besonders versprengte Panzer im Hinterland des Feindes nicht. Jeweils eine Pak an beiden Enden der Straße – und wir sind im Eimer. Das sollten Sie doch inzwischen wissen.«
    »Aber lange halten wir nicht mehr durch. Reynolds muß ja schon fast am Ende sein nach dieser stundenlangen Fahrerei.«
    »Reynolds hat sich bis jetzt noch nicht beklagt«, antwortete Barnes trocken.
    »Reynolds ist ja auch ein gutmütiges Schaf.«
    »Wenn das alles ist, worüber Sie mit mir reden wollten, steigen Sie besser wieder hinter Ihre Kanone.«
    Penn kletterte wortlos in sein Kampfabteil hinunter. Barnes bereute seine Bemerkung, doch beließ er es dabei. Er machte die unheimlichen Strapazen der letzten Tage und Stunden für sein ungeschicktes Verhalten verantwortlich. Er rechnete kurz nach. In vierundzwanzig Stunden hatten er und Reynolds kaum zwei Stunden Schlaf bekommen, doch Penn hatte überhaupt nicht geschlafen. In den vier Nächten davor waren die beiden ebenfalls nur jeweils vier Stunden zum Schlafen gekommen. In dieser Zeit war Barnes bewußtlos gewesen. Ja, sie brauchten unbedingt ein sicheres Versteck für die Nacht. Und mindestens acht Stunden Schlaf. Barnes hob die Augen und suchte den Himmel ab.
    Im Panzer war die Hitze mörderisch, die Luft enthielt nur wenig

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