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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Barnes!
    Er unternahm einen letzten Versuch und fühlte, wie die Ranken widerwillig nachgaben. Ein letzter heftiger Schwimmstoß – und er war frei, kämpfte sich stromaufwärts, bis ihm beinahe das Bewußtsein schwand. Dicht beim Ufer durchstieß er die Wasseroberfläche, schluckte Wasser und rang keuchend nach Luft. Gleichzeitig schaute er sich um.
    Er hatte die Biegung hinter sich.
    Wenn das so weitergeht, dachte er, als er an Land kletterte, sind wir alle hinüber. Sein Instinkt hingegen verriet ihm, daß es noch dicker kommen würde.

    Achteinhalb Stunden später, gegen 15.00 Uhr nachmittags, fünfundvierzig Kilometer von der Brücke entfernt. Der Tank glich einem gehetzten Tier, das nur noch dank des scharfen Auges und des ausgeprägten Instinktes seines Herrn für Gefahr seinen Jägern bis jetzt entkommen war. Viermal hatte Barnes Bert jetzt vor Entdeckung durch den Feind bewahrt. Doch wie ein gejagtes Tier war auch der Panzer sehr gefährlich. Über siebzig Panzergranaten und zehn Kisten Besa-Munition barg er in seinem Innern.
    Gegen 8.30 Uhr waren die Panzerkolonnen aus der Flußgegend verschwunden. Um 9 Uhr war die Besatzung von Bert rasiert – Barnes hatte darauf bestanden – und aß etwas Rindfleisch mit den Resten des Stangenbrotes, das Seft organisiert hatte. Die nächsten Rationen würden spärlich ausfallen, denn sie besaßen nur noch etwas Rindfleisch. Die zwei Dosen Fleisch, die Seft noch angeschleppt hatte, waren aus irgendeinem unerfindlichen Grund geplatzt. Im Klartext hieß das: Sie hatten kaum noch etwas zu essen.
    Auch das Trinkwasser ging aus. Schuld daran waren ein unglücklicher Zufall wie auch Vergeßlichkeit, die wiederum aus der Übermüdung der Mannschaft resultierte. Ehe sie den Fluß verließen, hatten sie den Kühler überprüft und gleichzeitig für den Eigenbedarf einen Kessel mit Wasser gefüllt. Der Zufall wollte es, daß sie eine Stunde später eine steile Böschung emporfahren mußten, um vor einem Geschwader Stukas in Deckung zu gehen. Der Kessel war umgekippt, und das kostbare Naß ergoß sich über die Drehplattform. Nur Barnes hatte als einziger daran gedacht, auch seine Feldflasche zu füllen. Hinterher machte er sich Vorwürfe, weil er sich nicht davon überzeugt hatte, daß die anderen ebenfalls ihre Flaschen gefüllt hatten. Kurz gesagt, es blieb nur eine Feldflasche, um den Durst von drei Männern zu stillen. Obwohl es keiner von beiden zugab, war der Durst die Ursache für einen heftigen Disput zwischen Barnes und Penn.
    Es war kurz nach 13 Uhr.
    »Ich denke, wir sollten es riskieren«, sagte Penn und deutete auf die Stadt vor ihnen am Horizont.
    »Wir werden sie wieder umgehen – querfeldein«, antwortete Barnes ruhig.
    Die Hitze ließ die Luft über den Feldern flimmern, und die Silhouette der Stadt – wieder ein Kirchturm und eine Reihe von Häusern – tanzte wie eine Luftspiegelung im Dunst. Die ganze Gegend wirkte einsam und verlassen, weil niemand auf den Feldern arbeitete, obwohl jetzt die Jahreszeit dafür war.
    Das Fehlen der Bauern bestärkte Barnes in seinem Entschluß.
    »Man kann auch übervorsichtig sein«, widersprach Penn erregt.

    »Wir können in etwas hineingeraten, aus dem wir nicht mehr herauskommen.« Barnes blieb sachlich. »Hier ist keine Menschenseele zu sehen. Die Sache stinkt.«
    »Wir haben schon stundenlang keinen Menschen mehr gesehen. Wo liegt der Unterschied?«
    »In der Tatsache, daß das da drüben eine Stadt ist. Wenn sie von den Deutschen besetzt ist, haben sie vielleicht eine Ausgangssperre verhängt, und die Leute hocken alle in den Häusern. Eigentlich müßten sie auf den Äckern arbeiten.«
    Barnes kletterte in den Turm zurück. »Noch irgendwelche Fragen, oder können wir weiterfahren?«
    »Wir haben schon seit unserer Abfahrt nichts mehr von den Deutschen gesehen. Wieso glauben Sie, es gäbe welche hier in der Nähe?«
    »Penn, ich weiß nicht, wo die Deutschen sind. Aufgrund meiner Beobachtungen und der Nachrichten, die Sie im Radio gehört haben, vermute ich, daß die Deutschen eine Bresche von fast vierzig Kilometern* Länge in die alliierte Front geschlagen haben.
    Im Moment befinden wir uns irgendwo in dieser Lücke, doch bis ich mehr weiß, werden wir möglichst alle Städte und Dörfer meiden. Wir fahren weiter!«
    Zwei Stunden später rollten sie über eine verlassene Landstraße. Die Sonne brannte heiß vom Himmel. Dreimal hatten sie schon vor feindlichen Fliegern in Deckung gehen müssen, hatten sich hinter

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