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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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laufen lassen.«
    Barnes gab Penn die Erlaubnis, nach oben zu kommen, und kletterte selbst auf die Straße hinunter. Dabei verbrannte er sich fast die Hand am Chassis, auf das er sich gestützt hatte. Er befahl Reynolds, doch den Motor abzustellen, um besser auf irgendwelche Lebenszeichen der Einwohner achten zu können.
    Er wollte einfach nicht glauben, daß eine Stadt von dieser Größe völlig verlassen war.
    »Da gibts immer welche, die zurückbleiben«, sagte er zu Penn, »Leute, die versuchen, das Beste aus ihrer Lage zu machen.«
    »Hier dürften auch die Panzer durchgerollt sein«, hielt Penn dagegen.
    »Aber jetzt sind sie weg, oder sehen Sie welche? Wenn überhaupt, dann sind sie wahrscheinlich durchgefahren, ohne den Ort zu besetzen – was Sie mir selbst aufgrund der Radiomeldungen erzählen.«
    »Wer will denn schon hier zurückbleiben? Sehen Sie sich doch mal um!«
    »Ich weiß, aber vielleicht ist’s auf der anderen Seite der Stadt besser. Wir werden mal nachsehen.«
    »Mir wäre lieber, wir würden sofort von hier verschwinden.«

    Als einziger sprach Penn aus, was alle drei Männer dachten und fühlten. Wie ein tödlicher Hauch lastete die Stille auf der Stadt. Es sah tatsächlich so aus, als hätten hier die Vandalen gehaust und ihre Einwohner in die Sklaverei verschleppt.
    Auf der anderen Seite eines Bombentrichters begann eine Mauer plötzlich zu schwanken, neigte sich langsam nach hinten und stürzte mit lautem Poltern in sich zusammen. Eine riesige Staubwolke stieg auf und verdüsterte für einen Moment die Sonne. Barnes lauschte angestrengt, doch verwandelte sich plötzlich seine konzentrierte Haltung in blitzschnelle Aktion.
    Er schickte Penn unverzüglich an die Bordwaffen, befahl Reynolds, das Luk zu schließen und kletterte selbst hastig in den Turm. Rasch setzte er sich die Kopfhörer auf und erteilte seine Anweisungen.
    Der Panzer rollte mitten hinein in das Meer aus Schutt und Mauerresten, zermalmte Schindeln und Gebälk unter seinen Ketten, tauchte in einen Bombenkrater und fuhr auf der anderen Seite wieder hinaus. Sie befanden sich inmitten der Trümmerwüste, als die ersten Flugzeuge auftauchten. Eine Staffel Stuka-Bomber zog in niedriger Höhe über sie hinweg.
    Barnes ließ Reynolds in der Mitte eines Bombentrichters anhalten, warf das Luk über sich zu und wartete.
    Die ersten Bomben fielen ein gutes Stück weiter weg, die nachfolgenden Detonationen wurden immer leiser. Penns Stimme klang verwundert.
    »Wahrscheinlich haben sie uns nicht entdeckt.«
    »Stimmt. Ich glaube fast, die Stadt lag nur zufällig auf ihrer Route. Aber ich wollte von den Häusermauern weg.«
    »Sie haben doch hier schon alles kurz und klein geschlagen…«
    Penn hielt mitten im Satz inne. Gemeinsam lauschten sie, ihre Gesichter spannten sich. Das Heulen eines zum Sturzflug ansetzenden Flugzeuges wurde lauter und näherte sich, um schließlich seine tödliche Ladung abzuwerfen. Die erste Explosion lag noch weit ab, die nächste klang schon näher, die dritte war noch lauter – ein nervenzerreißendes Donnern. Penn bewegte seine Lippen, als führe er mit sich selbst einen lautlosen Dialog. Die nächste trifft, die nächste…
    Die Bombe detonierte in unmittelbarer Nähe, die Druckwelle traf den Panzer wie ein Hammerschlag und ließ ihn bis in die Nieten erzittern. Die fünfte Detonation klang wieder etwas schwächer, noch weiter entfernt.
    »Die sind wohl größenwahnsinnig geworden.«
    Penn war blaß um die Nasenspitze, doch seine Stimme klang ungehalten, höchst ungehalten.
    »Hier gibt’s doch nichts mehr kaputtzuschmeißen. Das haben sie schon beim letztenmal gründlich besorgt. Ob die keine Lagerhallen mehr haben, um ihre gefährlichen Eier zu stapeln?«
    »Man kann das Ganze auch anders sehen«, erklärte Barnes und fuhr, als er Penns Gesichtsausdruck sah, fort: »Sie könnten doch auch zurückgekommen sein, um diesen Ort völlig unpassierbar zu machen. Was wiederum den Schluß zuläßt, daß die Deutschen hier einen alliierten Gegenstoß befürchten.«
    »Wäre zu schön, um wahr zu sein. Trotzdem vielen Dank für die Aufmunterung, Sergeant. Ich fühle mich schon viel besser.«
    Das Heulen des nächsten angreifenden Bombers ertönte direkt über ihnen und schwoll zu einem infernalischen Crescendo an, als hätte der Pilot die Kontrolle über sein Fluggerät verloren. Barnes spürte Kälteschauer über seinen Rücken jagen. Dann folgten die Einschläge, dicht auf dicht hallten die Explosionen.

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