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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Penn betrunken machen könnte, doch er kannte Penns unglaubliche Trinkfestigkeit.
    »Nachher gibt’s dann noch mal eine Ration«, versprach er dem Verwundeten.
    »Solche Sonderzuwendung ist die Sache ja fast wert«, brummte Penn.
    »Sind Sie bereit?«
    »Nun machen Sie schon.«
    Reynolds stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf Penns Oberarme, den Körper zur Seite gedreht. Mit einem kurzen Ruck entfernte Barnes den Notverband und reinigte die nässende Wunde mit antiseptischem Mull. Dann nahm er das Messer, das Reynolds vorher in kochendem Wasser keimfrei gemacht hatte. Er benutzte Reynolds’ Messer, denn der Fahrer sorgte immer dafür, daß die nadelspitze Klinge ständig so scharf war wie ein Rasiermesser.
    Barnes holte tief Luft. Er wollte die Sache möglichst schnell hinter sich bringen.
    Er brauchte fünf Minuten. Wem die Zeit länger vorkam, Penn oder Barnes, war schwer zu sagen. Doch war es Penn, der die höllisch brennenden Schmerzen ertragen mußte, die in Wellen von der überempfindlichen Wunde ausgingen und seinen Körper in wilde Zuckungen versetzte. Nur mit Mühe konnte Reynolds seinen Körper niederhalten. Der Schmerz bohrte immer stärker, immer tiefer, tobte in der Verletzung, bis Penn glaubte, sein ganzer Körper sei eine einzige Wunde. Das Skalpell drang tief in das Zentrum des Schmerzes, das auf jede Berührung mit millionenfach verstärkter Sensitivität reagierte.
    Penn erduldete unendliche Qualen, die seinen Körper marterten, bis sein Verstand um Gnade jammerte, um Erlösung, um den Tod bat, nach allem schrie, was Befreiung von dem tierischen Schmerz versprach…
    Barnes schob die Klinge vorsichtig zwischen die Kugel und das Schulterblatt, und das Schaben des Messers auf dem Knochen gab Penn den Rest. Er glaubte, die ganze Schulter werde ihm mit einem Fleischermesser aufgesäbelt. Er schrie laut auf, krallte die Hände tief in den Boden und biß hart auf die Zähne. Instinktiv preßte er dabei die Zunge an den Gaumen; ein Rest Verstand in irgendeinem Winkel seines Gehirns sagte ihm, daß er sie sonst sicher durchbeißen würde vor Schmerz.
    In diesem Augenblick fiel es auch Barnes wieder ein. Er hatte vergessen, Penn ein Taschentuch als Knebel in den Mund zu schieben. Der Corporal würde sich die Zunge abbeißen. Doch konnte er jetzt die Operation nicht mehr unterbrechen. Er verstärkte den Druck und schob das Messer tiefer zwischen die Kugel und den Knochen. Er konnte ja nicht ahnen, daß gerade diese Vergeßlichkeit Penn bei Bewußtsein hielt – und der inständige Gedanke, die Zunge am Gaumen zu halten. Und da er nur noch für diesen Gedanken, für diesen einen Zweck lebte, bekam Penn auch nicht mit, daß Barnes Probleme hatte. Die Kugel rührte sich keinen Millimeter. Der Sergeant hatte einen Rundschnitt versucht, hatte das Geschoß vom Knochen gelöst, doch wollte es einfach nicht herauskommen.
    In diesem Augenblick hörte er die feindlichen Flieger. Er schaute zum Himmel. Ein Messerschmitt-Geschwader zog im Formationsflug in etwa fünfhundert Metern Höhe auf Parallelkurs zur Straße dahin. Ohne zu zögern, wandte sich Barnes wieder seiner Aufgabe zu und ließ sich von dem immer lauter werdenden Dröhnen der Flugzeugmotoren nicht ablenken. Penn zerknüllte die Zeltbahn zwischen seinen Fingern und warf den Kopf hin und her. Er stöhnte leise, wie ein Tier in Todesqualen. Reynolds stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf die Oberarme des Verletzten und schenkte den heranbrausenden Flugzeugen nicht die geringste Beachtung. Wenn Barnes sich nicht darum kümmerte, dann durfte er es erst recht nicht. Die Bomber waren jetzt über ihnen, nahmen keine Notiz von dem Drama unten auf der Erde.
    Barnes holte wieder tief Luft, bat Penn im stillen um Abbitte und drückte die Klinge tiefer, drehte sie in der Wunde und preßte sie von unten gegen das Geschoß. Die Kugel wurde von dem Stahl nach oben gehebelt, glitt aus der Wunde und fiel auf die Zeltbahn. Geschafft.
    Während Barnes mit Mull das Blut abtupfte, die Wunde desinfizierte und verband, versuchte er Penn klarzumachen, daß es vorüber war, daß alles in Ordnung war, doch Penn war nicht mehr ansprechbar. Der Sergeant verband seinen Kameraden behutsam. Er fühlte eine ungeheure Erleichterung.
    Die Erschöpfung überwältigte ihn. Er nickte Reynolds zu und griff nach Penns linkem Arm.
    »Es ist vorbei, Penn. Die Kugel ist draußen. Alles in Ordnung.«
    Penn drehte langsam den Kopf, sein Blick war umwölkt, das verzerrte Gesicht naß von

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