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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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liegt’s in der richtigen Richtung – wenn’s so etwas überhaupt noch gibt.«
    Sie besprachen ihr Vorhaben – ein nicht ungefährliches Vorhaben. Ein einzelner Panzer im Hinterland des Feindes, ohne genaue Kenntnis der Position – eine heiße Sache. Die Besatzung konnte ja nicht absolut sicher sein, daß die Stadt hier wirklich Beaucaire war.
    Barnes mahnte zum Aufbruch, doch ehe sie losfuhren, sprang er noch einmal auf die Straße.
    »Was ist denn noch?« wollte Penn wissen und beugte sich aus dem Turm.
    »Ich gehe noch mal zum Bus. Ich habe vergessen, mir den Werkzeugkasten am Heck anzuschauen. Vielleicht können wir von dem Zeug etwas gebrauchen.«
    Er befahl Penn, die Augen offenzuhalten, und lief die Straße hinunter. Die Maschinenpistole hatte er unter den Arm geklemmt. Als er beim Bus ankam, musterte er kurz die Sachen, die Reynolds hinausgeworfen hatte. Irgend etwas war anders. Er tat den Gedanken als Einbildung ab, stieg hinein und bahnte sich seinen Weg nach hinten. Alle Fenster waren geschlossen; im Innern herrschte eine unerträgliche Hitze. Die Luft war abgestanden und roch säuerlich nach Wein. Barnes stieß mit dem Fuß gegen eine leere Flasche. Sie rollte unter einen Sitz. Der Sergeant erstarrte mitten in der Bewegung. Die Flasche war noch nicht dagewesen, als sie vorhin den Bus verließen.
    Im Werkzeugkasten entdeckte er einen großen Schraubenschlüssel und schob ihn in die Tasche. Seine Gedanken kreisten immer noch um die Herkunft der Flasche.
    Er stieg aus und überflog nochmals die herumliegenden Sachen. Schlagartig wußte er, was fehlte. Das Gewehr war verschwunden.
    Eine böse Vorahnung beschlich ihn, während er zur Ecke zurücklief. Ausgerechnet das alte Jagdgewehr! Lebrun mußte durch die Ruinen zurückgeschlichen sein, während sie gerade beim Essen waren, hatte die Flasche Wein gefunden und auf der Stelle geleert und war dann mit der Waffe verschwunden.

    Barnes hatte die Ecke fast erreicht, als die Stille von einem Schuß zerrissen wurde. Der Sergeant stürmte auf den Platz.
    Auf den ersten Blick schien alles normal. Der Panzer stand noch an der gleichen Stelle, auch Penn befand sich noch im Turm, doch als der Sergeant näher kam, kletterte Reynolds gerade eilig aus dem Fahrerabteil, sprang zum Turm und packte Penn unter beiden Achseln, um ihn aufrechtzuhalten. Seine rechte Hand war blutverschmiert.
    Das Gesicht von Penn war schneeweiß. Mühsam stammelte er:
    »Der Hund hat mich an der Schulter erwischt… dieser Lebrun… Vorsicht… er ist hinter dem Haus da…«
    »Nur ruhig…« Reynolds redete besänftigend auf Penn ein.
    »Wir kümmern uns um ihn, keine Sorge.«
    Barnes war schon unterwegs. Er huschte zu dem zerbombten Haus hinüber, von dem aus er Lebrun und seine Bande entdeckt hatte, und stürmte, sich nach allen Seiten umsehend, über die Schutthalden. Die Maschinenpistole hielt er schußbereit vor dem Oberkörper. Er hatte eine mörderische Wut im Bauch, trotzdem wirkte er äußerlich konzentriert und gelassen. Er näherte sich dem Haus und registrierte blitzschnell die drei Punkte, an denen ihn Lebrun überraschen konnte – die beiden Hausecken und eine leere Fensterhöhle genau vor ihm.
    Im stillen verfluchte er sich für seine Nachlässigkeit. Doch wer wäre schon auf den Gedanken gekommen, eine antike Waffe für einen solchen Zweck zu mißbrauchen? Irgend so ein verrückter Sammler mußte das Ding geladen in seinem Haus aufbewahrt haben, und Lebrun hatte es wegen der Silberbeschläge mitgehen lassen.
    Barnes erreichte das Haus, umrundete die Außenmauern und spähte durch den halbverfallenen Eingang. Das ganze Erdgeschoß lag offen vor ihm, denn die Innenwände waren alle eingestürzt. Nur die Steintreppe zum ersten Obergeschoß klebte noch völlig unversehrt an der Wand. Aus einem unerklärlichen Impuls heraus betrat Barnes leise das Haus und begann, vorsichtig die Treppe emporzusteigen, die unter seinen Schlitten leicht schwankte. Die Zwischendecke der oberen Etage war durchgebrochen, und der Sergeant stieg bis zum Dach empor. Von dort aus konnte er die Trümmerlandschaft hinter dem Haus gut überblicken. Bombenkrater reihte sich an Bombenkrater, dazwischen türmten sich Schutthalden. In einem der großen Trichter blitzte etwas in der Sonne.
    Lebrun wußte sofort, daß Barnes ihn entdeckt hatte. Hastig kroch er aus seinem Versteck hervor, wobei er eine kleine Geröllawine lostrat, begann hysterisch zu schreien und schwenkte das Gewehr über dem Kopf. Die

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