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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nur deswegen immer so schweigsam gewesen war, weil meistens Penn geredet hatte. Die Verhältnisse in seiner kleinen Kampftruppe verschoben sich. Barnes beobachtete nicht ungern, daß der Fahrer Colburn anscheinend mochte.
    Drei Minuten später rumpelte der Tank aus dem Steinbruch zur Straße hinüber und schwenkte nach Norden. Barnes stand im Turm. Sein Gesicht war angespannt. Nur zu gut wußte er, daß sie genau ins Zentrum des Geschehens hineinfuhren, wo die Gefahr am größten war. Schlimmstenfalls konnten sie in maximal vierundzwanzig Stunden tot oder in Gefangenschaft geraten sein. Es gab natürlich auch noch eine dritte Alternative. Vielleicht bekamen sie tatsächlich Gelegenheit, zu einem Schlag gegen die Deutschen auszuholen, wenn sie ein geeignetes Objekt fanden.
    Da unter mir liegen über siebzig Panzergranaten, dachte der Sergeant. Die können ziemlich viel Unheil anrichten.
    Sie kamen in eine dichter besiedelte Gegend. Auf den Feldern in einiger Entfernung von der Straße sah Barnes Leute arbeiten. Im Norden krochen zwei orangefarbene Traktoren langsam durch die Landschaft, die so eben war, daß sie ihn an Holland erinnerte. Nur zu seiner Rechten erhob sich eine niedrige Bodenwelle. Sie befanden sich im Zentrum des Pas de Calais, etwa in der Mitte zwischen Bethune und Etaples.
    Unglaublich, daß sie von Etreux in einem riesigen Halbkreis die gesamte Südflanke der Kampfzone umgangen hatten – andererseits ebensowenig verwunderlich wie der Vorstoß der feindlichen Panzerspitze von der deutschen Grenze bis vor die Tore Boulognes.
    Barnes entschloß sich, die Nacht durchzufahren. Die Leute auf den Feldern richteten sich auf und beobachteten den Tank; regungslos wie Vogelscheuchen an einem windstillen Tag standen sie da.
    Links bewegte sich was. Barnes hob den Feldstecher. Sein Herz machte einen Sprung. Wieder eine dieser verdammten Staubwolken, im schwindenden Tageslicht kaum zu sehen, doch unter der Wolke erkannte er kleine eckige Schatten, die über das Land auf ihn zukrochen. Panzer!
    Er rief einen Befehl ins Sprechgerät. Der Tank rollte nach rechts von der Straße herunter und weiter über das Land auf die niedrige Bodenwelle zu, der einzigen Deckungsmöglichkeit weit und breit. Als sie sie erreichten, manövrierte Barnes Bert so lange hin und her, bis er mit dem Rohr auf den anrollenden Feind zeigte. Der Unterbau war hinter der Bodenwelle verborgen, nur der Turm ragte über sie hinaus.
    Auf einem Feld fünfhundert Meter entfernt wendete ein Bauer seinen Traktor und fuhr näher heran, um den Eindringling besser in Augenschein zu nehmen. In Gedanken verfluchte Barnes die Neugier des Einheimischen. ›Der Bursche sollte verschwinden, ehe er sich eine deutsche Granate einfängt‹, dachte er.
    »Kanone – Traverse rechts. Noch mehr rechts. Halt!«
    Der Turm schwang mit ihm herum und blieb stehen. Perfekt.
    Davis hätte es nicht besser machen können, und Davis war wirklich gut gewesen.
    »Entfernung sechshundert. Sechshundert.«
    Barnes preßte das Fernglas an die Augen und beobachtete die größer werdende Staubwolke. Sie bewegte sich über ihre Feuerlinie hinweg. War es möglich, daß man Bert im Zwielicht der Dämmerung nicht bemerkt hatte? Fünf Minuten später wußte der Sergeant, daß die Panzer ein anderes Ziel hatten, das irgendwo weit im Norden lag. Barnes war sich nicht sicher, ob er froh oder enttäuscht sein sollte. Es war fast völlig dunkel, als er über Interkom die Neuigkeit an die beiden anderen weitergab und den Befehl zum Weiterfahren erteilte.
    Um Zeit zu sparen und dem Bauern auf dem Traktor auszuweichen, dirigierte Barnes Bert auf einer anderen Strecke zur Straße zurück. Sie erreichten die Trasse etwas nördlich von dem Punkt, an dem sie sie verlassen hatten. Der Panzer machte eine Vierteldrehung und ließ auf der Straße eine schwache Kalkspur zurück.

    Vielleicht lag es an dem trügerischen Zwielicht, vielleicht auch an den heftigen Schmerzen in der Schulter, die im Lauf der Nacht immer stärker wurden. Vielleicht kam auch beides zusammen. Jedenfalls beobachtete Barnes seine Umgebung nicht mit der gewohnten Wachsamkeit. So entging ihm, wie sich die Landschaft veränderte; er bemerkte nicht, daß das Gras spärlicher wurde und nur noch in vereinzelten Büscheln wuchs, deren Farbe in ein kräftiges Giftgrün wechselte.
    Er wurde sich der Gefahr erst bewußt, als der Panzer nicht mehr von der Stelle kam, obwohl die Ketten weiterrotierten.
    Der Koloß sank mit dem Heck so langsam

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