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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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seinem Standort entlangzog. Es schien, als hielte die Kolonne auf die Küste zu. Barnes hob sein Glas an die Augen.
    »Panzer?« fragte Colburn.
    »Möglich. Sie sind zu weit entfernt, um Genaueres erkennen zu können. Außerdem trübt der Staub die Sicht. Sie fahren nicht in unsere Richtung, wofür wir dankbar sein sollten. Also, Colburn, schauen wir mal, wie rasch Sie sich in einem Panzer zurechtfinden lernen.«
    Barnes hatte ihm die Bedienung des Besa-Maschinengewehrs erläutern wollen, doch der Kanadier stand kaum auf der Drehplatte, als er wissen wollte, wie der Turm gedreht wurde.
    Innerhalb von fünf Minuten bewies er sein technisches Verständnis und sein Fingerspitzengefühl bei der Bedienung der Traverse. Noch mehr beeindruckte Barnes die Ausdauer des Mannes. Kaum hatte Colburn die Bedienung der Traverse einigermaßen im Griff, bat er Barnes, in den Turm zu steigen und ihm über das Bordsprechgerät Anweisungen zu geben.
    Barnes machte es seinem gelehrigen Schüler nicht leicht und korrigierte seine Fehler im Kasernenhofton.
    »Rechts, Colburn. Mann, wissen Sie nicht, wo rechts ist? Die Traverse nach rechts! Sonst zeigen Sie dem Feind unsere verdammte Kehrseite. So ist’s schon besser. Und jetzt die Traverse links. Nach links, Mann!«

    Barnes wurde rasch klar, daß er hier einen Tiger am Schwanz hielt. Colburn gab nicht auf, bis er die Traverse nach Anweisung fehlerfrei bedienen konnte. Immer wieder übte er es, unermüdlich, als hinge sein Leben davon ab. Vielleicht zahlt sich das schon bald aus, dachte Barnes. In seiner ganzen Militärzeit hatte er nie einen Soldaten trainiert, der schneller lernte, wenn es hier auch nur um die Grundausbildung ging.
    Als er wieder ins Kampfabteil hinunterkletterte, wollte Colburn wissen, wie die Kanone funktionierte. Doch das wäre nach Barnes’ Ansicht Zeitverschwendung gewesen. Statt dessen schlug er ihm vor, sich mit dem Besa vertraut zu machen.
    »Fünf Minuten dürften dafür reichen«, sagte Colburn kurz.
    Barnes starrte ihn an. Also war der Kanadier doch ein Angeber, auf den man sich im Ernstfall nicht verlassen durfte.
    Colburn schien seine Gedanken zu erraten und grinste.
    »Sie vergessen anscheinend, Barnes, daß auch eine Hurricane mit einem Waffensystem ausgerüstet ist, das man wie das Besa als Maschinengewehr bezeichnet.«
    »Tut mir leid.« Barnes preßte die Lippen zusammen. Seine Schulterwunde meldete sich wieder. Der Schmerz raubte ihm fast den Atem. »Daran habe ich nicht mehr gedacht. Wie Sie sagten, dürften also fünf Minuten für das Besa reichen.«
    Zwei Stunden später brach Barnes das Training ab. In einer halben Stunde wurde es dunkel, und bis dahin wollte er im Norden eine Deckung gefunden haben, die ihnen mehr Bewegungsfreiheit bot. Die Nacht in dem engen Steinbruch zu verbringen erschien ihm zu gefährlich. Er hatte die Nacht noch nicht vergessen, in der sie sich mit Bert unter der Brücke verstecken mußten. Colburn hatte ein paar Grundregeln der Panzerkriegsführung kennengelernt und konnte auch mit dem Periskop einigermaßen umgehen, das der Schütze zur Beobachtung der Umgebung benutzt. Doch selbst der Kanadier schaffte es nicht, in einem Zweistundentraining zu lernen, wofür andere Monate brauchten. Trotzdem war Barnes immer wieder überrascht und erfreut von der schnellen Auffassungsgabe des Kanadiers. Er rief Reynolds von seinem Posten zurück und traf Vorbereitungen zur Abfahrt.
    »Das hat Spaß gemacht«, bemerkte Colburn aufgekratzt.
    »Jetzt bin ich wenigstens nicht mehr das fünfte Rad am Wagen, wie noch vor zwei Stunden.«
    »Sie sind das Reserverad – für den Notfall.« Barnes lachte trocken.
    »Zumindest könnte ich die Traverse und das Besa bedienen. Bringen Sie mir ein paar Deutsche vors Rohr, und ich werde es Ihnen beweisen. Was die Kanone angeht, mögen Sie recht haben.«
    Barnes begriff langsam, daß er sich über die Fähigkeiten des Kanadiers nicht sonderlich zu wundern brauchte. Man mußte eine Menge technisches Verständnis haben, um ein Flugzeug steuern zu können. Und ohne eine rasche Auffassungsgabe konnte man erst gar nicht Kampfflieger werden.
    Trotzdem verschlug es ihm fast die Sprache, als Reynolds, der gerade in sein Fahrabteil klettern wollte, sich umwandte und meinte:
    »Ich habe schon immer gesagt, Sergeant, daß die Trainingskurse nur etwas für ausgewachsene Trottel sind. Sie dauern viel zu lange. Ein Haufen Mist ist das.«
    Damit verschwand er im Fahrabteil.
    Barnes hatte den Verdacht, daß Reynolds

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