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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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auf.
    »Ich bin einer der Ermittler in diesem Fall.« Er nannte seinen Namen. Sachs ebenfalls.
    Lucy Richter stemmte die Hände in die Seiten. »Was, zum Teufel, fällt Ihnen ein?«, schimpfte die Soldatin. »Sie wissen , dass irgendein Verrückter diese verdammten Uhren aufstellt und Leute umbringt. Und Sie verraten es niemandem? Ich habe nicht all die Monate im Kampfeinsatz in dieser beschissenen Wüste überlebt, um nach Hause zu kommen und von irgendeinem Arschloch ermordet zu werden, weil Sie sich nicht herablassen können, diese Information bekannt zu geben.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie sich beruhigt hatte.
    »Ma’am, er stellt diese Uhren nicht vorher auf, um sein Kommen anzukündigen«, erklärte Sachs. »Er war hier . In Ihrer Wohnung. Sie hatten Glück.«

    Lucy Richter konnte sich in der Tat glücklich schätzen.
    Vor ungefähr einer halben Stunde hatte ein Passant zufällig gesehen, wie ein Mann aus ihrer Wohnung auf die Feuertreppe und nach oben aufs Dach gestiegen war. Er hatte den Notruf gewählt und seine Beobachtung gemeldet. Der Uhrmacher wiederum hatte offenbar einen Blick nach unten geworfen, die Gefahr erkannt und sofort die Flucht ergriffen.
    Eine Suche in der näheren Umgebung erbrachte keinerlei Spuren, und es fand sich auch niemand, der den Uhrmacher anhand des Phantombilds wiedererkannt hätte.
    Sachs sah zu Sellitto.
    »Der Zwischenfall tut uns sehr leid, Miss Richter«, versicherte er.
    »Es tut Ihnen leid«, spottete sie. »Sie müssen damit an die Öffentlichkeit gehen.«
    Die Detectives sahen sich an. Sellitto nickte. »Das werden wir. Ich lasse durch unsere Presseabteilung eine entsprechende Mitteilung herausgeben.«
    »Ich würde Ihre Wohnung gern auf Spuren untersuchen, die er vielleicht hinterlassen hat«, sagte Sachs. »Und ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Gleich. Erst muss ich einige Anrufe erledigen. Meine Angehörigen sollen hiervon nicht aus den Nachrichten erfahren.«
    »Das hier ist ziemlich wichtig«, sagte Sellitto.
    Die Soldatin klappte ihr Mobiltelefon auf. »Wie ich schon sagte, Sie werden sich noch einen Moment gedulden müssen«, verkündete sie mit fester Stimme.
     
    »Rhyme, bist du da?«
    »Leg los, Sachs.« Der Kriminalist saß in seinem Labor und war mit ihr über Funk verbunden. Er erinnerte sich, dass sie vorgehabt hatten, sie in etwa einem Monat mit einer hochauflösenden Videokamera auszustatten, die an Kopf oder Schulter befestigt werden und ihr Bild direkt zu Rhyme übertragen würde, sodass er alles sehen konnte, was Sachs sah. Sie hatten Witze darüber gemacht und es ein James-Bond-Spielzeug genannt. Mit einem plötzlichen Stich wurde ihm klar, dass nicht Sachs es sein würde, die dieses Gerät mit ihm einweihte.

    Dann schob er die Anwandlung beiseite und rief sich ins Gedächtnis, was er sonst immer seinen Mitarbeitern einschärfte: Da draußen ist ein Täter unterwegs; für uns zählt einzig und allein, ihn zu fassen, und das könnt ihr nicht tun, wenn ihr euch nicht hundertprozentig konzentriert.
    »Wir haben Lucy das Phantombild des Uhrmachers gezeigt. Sie kann sich nicht entsinnen, ihn schon mal gesehen zu haben.«
    »Wie hat er sich diesmal Zutritt verschafft?«
    »Das ist noch unklar. Bei seiner üblichen Vorgehensweise hätte er das Schloss der Wohnungstür geknackt. Aber ich glaube eher, dass er aufs Dach gestiegen und über die Feuertreppe zum Fenster des Opfers gelangt ist. Dort ist er eingedrungen, hat die Uhr aufgestellt und auf die Frau gewartet. Doch aus irgendeinem Grund ist er wieder nach draußen geklettert. Dabei hat ihn der Zeuge bemerkt, und der Uhrmacher hat das Weite gesucht. Er ist erneut die Feuertreppe hinaufgestiegen.«
    »In welchen Räumen ist er gewesen?«
    »Er hat die Uhr im Badezimmer aufgestellt. Die Feuertreppe befindet sich vor dem Schlafzimmer, also war er auch dort.« Sie verstummte. Gleich darauf meldete sie sich wieder. »Man hat nach weiteren Augenzeugen gesucht, aber weder er noch sein Wagen sind irgendwem aufgefallen. Womöglich sind er und sein Partner zu Fuß unterwegs, seit wir ihren Explorer haben.« Durch Greenwich Village verlief ein halbes Dutzend U-Bahn-Linien; jede davon kam als Fluchtroute in Betracht.
    »Das glaube ich nicht.« Rhyme erklärte, seiner Meinung nach würden der Uhrmacher und sein Assistent einen fahrbaren Untersatz bevorzugen. Die Entscheidung für oder gegen ein Fahrzeug bei der Verübung eines Verbrechens ist ein fester Bestandteil der Vorgehensweise, der sich nur

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