Gehetzte Uhrmacher
Problem darstellen; er mochte es sowieso lieber, wenn sie auf dem Bauch lagen.
Sie gingen tiefer in die Gasse hinein. Das Haus war noch zwölf oder fünfzehn Meter entfernt.
Dance blieb erneut stehen und klappte das Notizbuch auf. Auch diesmal sprach sie beim Schreiben laut mit: »Die Gasse führt hinter sechs, nein, sieben Wohngebäuden entlang. Sie ist asphaltiert, und am Rand stehen vier Müllcontainer. Der Täter ist in Richtung Süden gelaufen.« Dann zog sie sich wieder Handschuhe über die zitternden Finger, deren Nägel herrlich rot lackiert waren.
Der Hunger machte Vincent immer mehr zu schaffen. Er spürte, wie sehr er sich verzehrte, und umschloss das Messer mit festem Griff. Sein Atem wurde schneller.
Sie blieb schon wieder stehen.
Jetzt! Hol sie dir!
Er wollte das Messer aus der Tasche ziehen.
Aber am anderen Ende der Gasse heulte urplötzlich eine Sirene auf. Vincent erschrak.
Und dann spürte er die Mündung einer Waffe am Hinterkopf.
»Hände hoch! Sofort!«, rief Agent Dance und packte seine Schulter.
»Aber...«
»Sofort!«
Sie drückte die Waffe fester gegen seinen Schädel.
Nein, nein, nein! Er ließ das Messer los und hob die Hände.
Was war hier los?
Der Polizeiwagen kam vor ihnen zum Stehen, dicht gefolgt von einem weiteren. Vier riesige Cops stiegen aus.
Nein... O nein...
»Hinlegen!«, befahl einer. »Wird’s bald?«
Aber er konnte sich vor Schreck nicht rühren.
Dann wich Dance zurück. Die Polizisten umzingelten ihn und zogen ihn zu Boden.
»Ich hab nichts getan! Ehrlich!«
»Sie!«, rief einer der Männer. »Auf den Bauch – sofort !«
»Aber es ist kalt und schmutzig! Und ich habe nichts getan !«
Sie warfen ihn zu Boden. Er ächzte auf, als der Aufprall ihm die Luft aus der Lunge presste.
Es ging wieder von vorn los, genau wie damals bei Sally Anne.
Du, Fettsack, keine verdammte Bewegung! Perverses Schwein!...
Nein, nein, nein!
Er spürte Hände am ganzen Leib. Die Arme wurden ihm schmerzhaft auf den Rücken gedreht und mit Handschellen gefesselt. Man durchsuchte ihn und krempelte seine Taschen um.
»Er hat einen Führerschein, und er hat ein Messer.«
War es jetzt oder vor dreizehn Jahren? Vincent konnte es kaum unterscheiden.
»Ich hab nichts getan! Was soll das alles?«
»Wir haben Sie laut und deutlich gehört«, sagte einer der Beamten zu Agent Dance. »Sie hätten nicht mit ihm in diese Gasse zu gehen brauchen.«
»Ich hatte Angst, er würde einen Fluchtversuch unternehmen. Ich wollte so lange wie möglich in seiner Nähe bleiben.«
Was hatte das alles zu bedeuten?, grübelte Vincent. Was meinte sie damit?
Agent Dance wies auf den Gefangenen. »Er hat seine Rolle gut gespielt, bis wir bei dem Imbiss waren. Sobald wir uns gesetzt hatten, wusste ich, dass er mir etwas vormacht.«
»Nein, Sie sind ja verrückt. Ich...«
Sie wandte sich an Vincent. »Ihr Tonfall und Ihre Mimik haben
nicht zusammengepasst, und Ihre Körpersprache hat mir verraten, dass Sie keineswegs eine normale Unterredung mit mir geführt haben. Sie hatten etwas anderes im Sinn und wollten mich manipulieren... um mich allein in diese Gasse zu locken, wie wir nun wissen.«
Beim Bezahlen der Rechnung habe sie ihr Telefon genommen und einen Detective des NYPD verständigt, mit dem sie zusammenarbeite, erklärte Dance. Sie habe ihm einen kurzen Statusbericht gegeben und Verstärkung angefordert. Das Telefon sei die ganze Zeit eingeschaltet geblieben, versteckt unter ihrem Notizbuch.
Deshalb hatte sie die Straßennamen laut vor sich hergesagt; damit die anderen Bescheid wussten.
Vincent sah auf ihre Hände. Sie bemerkte es. Und hob den Stift, mit dem sie geschrieben hatte. »Genau. Das ist meine Waffe.«
Er schaute zu den anderen Polizisten. »Ich weiß nicht, was das alles soll. Das ist doch völliger Blödsinn.«
»Sparen Sie sich die Mühe«, sagte einer der Männer. »Kurz vor Agent Dances Anruf kam eine Meldung herein, dass der Fluchtfahrer des versuchten Überfalls sich wieder in der Gegend aufhalte, mit einem Karren voller Lebensmittel. Ein fetter Weißer.«
Sie heißt Sally Anne, Fettsack. Sie ist entkommen, hat die Polizei gerufen und uns alles über dich erzählt...
»Das bin ich nicht! Ich habe nichts getan. Sie liegen falsch. Sie liegen total falsch.«
»Ja«, sagte einer der Cops belustigt. »Das bekommen wir andauernd zu hören. Auf geht’s.«
Sie packten ihn an den Oberarmen und zerrten ihn grob zu dem Streifenwagen. In seinem Kopf hörte er Gerald Duncans
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